Zensus in Großbritannien: Erwarteter Anteil der Christ:innen unter 50 Prozent

Am 21. März fand der Zensus in England und Wales statt. Nun, Ende April, haben die meisten Haushalte die Fragen beantwortet. Obwohl erste Ergebnisse erst im März 2022 veröffentlicht werden, zeigen sich bereits Tendenzen. Zum einen, weil diesmal auch optionale Fragen zu sexueller Orientierung und Gender gestellt wurden und zum anderen, weil auch die Anzahl Gläubiger in Wales und England sinkt. Es wird erwartet, dass weniger als die Hälfte angekreuzt hat, christlich zu sein.

Im Vereinigten Königreich findet seit 1801 alle zehn Jahre eine Volkszählung statt. England und Wales haben die verpflichtende Zählung in diesem Jahr auch trotz Corona-Krise durchgeführt. Schottland und Irland dagegen haben ihre auf das kommende Jahr verschoben. Ähnlich wie in Deutschland ist die Teilnahme am Zensus auch im Vereinigten Königreich verpflichtend. Wer sich weigert mitzumachen, riskiert eine Geldstrafe von bis zu 1.000 Pfund (etwa 1.150 Euro).

Die diesjährigen Fragebögen zum "Census 2021" konnten online oder in Papierform ausgefüllt werden. Menschen, die Unterstützung beim Ausfüllen benötigen, konnten sich an Hilfestellen wenden. Bis gestern waren noch Außendienstmitarbeiter:innen unterwegs, um Daten zu erheben. Erstergebnisse sollen im März 2022 veröffentlicht werden und die komplette Datenauswertung im März 2023 erhältlich sein.

Wie viele Personen oder Haushalte sich der Teilnahme am Zensus aus Sorge um den Schutz ihrer Daten oder der Unterwanderung durch Datenauswertungs- und Verarbeitungsstellen verweigert haben, ist nicht klar. Es steht allerdings fest, dass am 22. April bereits neun von zehn Haushalten ihre Daten eingereicht haben.

Neue Fragen nach sexueller Orientierung, Gender und dem Dienst bei den Streitkräften

Im Vergleich zur letzten Volkszählung im Jahre 2011 sind einige neue Fragen hinzugekommen. Diese sind oftmals optional zu beantworten und befassen sich mit sexueller Orientierung, Gender und dem Dienst bei den Streitkräften. Man erhofft sich durch diese anonyme und freiwillige Abfrage ein genaueres Abbild queeren Lebens im Vereinigten Königreich zu erhalten und darauf gesellschaftliche Veränderungen aufbauen zu können.

Ähnliche Hoffnungen setzen religionsfreie Menschen in die diesjährige Volkszählung. Erwartet wird, dass nur mehr etwa 48 bis 49 Prozent der Menschen ankreuzen werden, christlich zu sein. Im Jahr 2011 waren es noch knapp 60 Prozent. 2001 gar über 70 Prozent.

Sinkt die Anzahl christlicher Menschen, sinkt auch der Einfluss christlicher Kirchen in Politik und gesellschaftlichen Debatten. Darum riefen Atheist:innen auch dazu auf, die Auswahlmöglichkeit "keine Religion" zu wählen, anstatt keine Angaben zu machen oder sich zum Beispiel als den Jedi zugehörig anzugeben, wie es 176.632 Personen beim Zensus von 2011 taten.

Eine stark wachsende Zahl religionsfreier Menschen könnte in Zukunft bedeuten, dass die Ansichten von Atheist:innen und Humanist:innen nicht mehr als irrelevant abgetan werden können. Das könnte sich positiv unter anderem auf den Religionsunterricht auswirken, der dann weniger eine Werbung für eine bestimmte Religion als vielmehr ein Blick auf die unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen sein könnte. Auch für humanistische Zeremonien wie zum Beispiel Hochzeiten erhoffen sich nicht-religiöse Menschen eine Anerkennung wie sie für die kirchliche Trauung bereits vorhanden ist.

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