Protest gegen Tierquälerei auf dem Oktoberfest

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Foto: Daniel Rennen (pixelio)

MÜNCHEN. (hpd) Tierrechtler kritisieren Rückkehr der Jahrmarktmenagerie. Zum 200.Geburtstag des Münchner Oktoberfestes, das am Freitag eröffnet wird, findet auf der „Jubiläumswiesn“ nach Jahrzehnten erstmals wieder auch eine Menagerie mit zur Schau gestellten lebenden Tieren statt.

Der Bundesverband Menschen für Tierrechte und seine bayerischen Mitgliedsvereine animal 2000, rage&reason, Tierversuchsgegner München sowie der in München ansässige Verein Ärzte gegen Tierversuche kritisieren diese „Tierschau“ scharf.

In einem als “Amazonas” bezeichneten Laufgeschäft sollen in “Dschungel”-Kulisse lebende Reptilien, Piranhas und Spinnen gezeigt werden, die das Publikum laut Pressebewerbung “das Gruseln lehren” sollen. Und das täglich von 11.00 Uhr vormittags bis spät in die Nacht.

Die Tierrechtler verurteilen allein schon das Zurschaustellen exotischer Wildtiere als einen Rückschritt ins vorvorletzte Jahrhundert. Die Tiere seien in enge Glaskästen eingesperrt, schutzlos Scheinwerferlicht und dem enormem Lärmpegel eines Kirmesbetriebes ausgesetzt. Von Ruhepausen oder Rückzugsmöglichkeiten sei nichts bekannt.

Der Betreiber des “Amazonas” weist darauf hin, dass sein Schaugeschäft Paragraph 11 des Tierschutzgesetzes entspreche. Das bedeutet, dass er über eine behördliche Erlaubnis zur gewerbsmäßigen Zurschaustellung von Tieren verfügt. Diese Erlaubnis wird erteilt, wenn ein so genannter Sachkundenachweis des Schaustellers vorliegt. Laut den Tierrechtlern setzt dieser allerdings keine tierhalterische Befähigung voraus.

Aus diesem Grund stellen sie in Frage, ob ein Jahrmarktschausteller, der überdies etliche weitere Fahrgeschäfte betreibt, in der Lage ist, verschiedene Tiere mit unterschiedlichsten Bedürfnisse nach den Vorschriften des Tierschutzgesetzes zu halten. Ebenso fraglich ist für sie, ob die zur Schau gestellten Tiere in einer Jahrmarktmenagerie mit täglich bis zu 12 Stunden Publikumsverkehr ihrer Art und ihren Bedürfnissen entsprechend verhaltensgerecht untergebracht werden können. Die Genehmigung seitens der Münchner Ordnungsbehörde erachten sie insofern als skandalös.

“Die Zurschaustellung von Tieren, noch dazu als ’Gruselobjekte’, ist ausnahmslos abzulehnen. Die Tierrechtsorganisationen appellieren an alle Wiesn-Besucher, diesen Betrieb zu boykottieren. Auch das erstmals eingerichtete ’Tierzelt’, in dem der Bayerische Bauernverband zusammen mit dem Münchner Tierpark Hellabrunn so genannte Nutztiere zur Schau stellt, sollte in den Boykott einbezogen werden“, so die einhellige Position der Tierrechtsorganisationen.

Darüber hinaus verurteilen die Tierrechtsorganisationen den Konsum von Fleisch- und Wurstprodukten, wie er auf dem Oktoberfest in exzessiver Form kultiviert wird: Hunderttausende zuvor qualvoll gehaltene Hühner, Enten und Fische, Zehntausende Schweine, Tausende Kälber und über Hundert Ochsen werden in den 16 Tagen des Wiesnbetriebes verzehrt. Dieser “Fleischwahn” sei aus ökologischen, gesundheitlichen und aus Gründen des Tierschutzes abzulehnen.

Stephanie Elsner