Chancen einer klugen Wirtschaftspolitik

BERLIN. (hpd) Wirtschaft muss nicht immer unverständlich sein. Andreas Oppacher schreibt überzeugend, passioniert und trotz manch komplexerem Sachverhalt schafft er es in seiner Schreibweise simpel zu bleiben, sodass dieses Buch ein Lesevergnügen ist.

Dieses sehr interessante und gut fundierte Buch von Andreas Oppacher gliedert sich in vier Kapitel; zunächst erklärt der Autor die Krise in Europa, dann geht er auf nötige Erneuerungen in Deutschland ein, bevor er im letzten Kapitel wichtige internationale Aufgaben bespricht. Im vierten Kapitel bietet der Autor den Lesern an die Grundinhalte der Ökonomie in 60 Minuten verständlich zu machen, obgleich dies nicht unbedingt nötig für das Verständnis des Buches erscheint.

Der Autor ist bemüht so einfach und verständlich zu schreiben, verzichtet auf viel graue Theorie und stellt zudem ausreichend Rechenbeispiele und Graphiken bereit.

Um die Krise in Europa zu verstehen fängt Oppacher bei den Staatsschulden bzw. dem Mythos dergleichen an, denn sie sind nur eine Folge der Krise. Oppacher benennt die Krise als eine Außenhandels-Schuldenkrise, die durch das bespiellose Lohndumping, Exportüberschüsse und zu wenig Inlandsnachfrage immer weiter angeheizt wird. Er geht dann auf das desaströse Krisenmanagement ein, das unter anderem mit dem deutschen Spardiktat genau das Gegenteil von einem Krisenmanagement darstellt.

Darüber hinaus klagt er den IWF, die Medien und Rating Agenturen an und nennt die Krise in Europa ein “Bombengeschäft für die Banken” (S.51). Oppacher stellt klar, dass der Finanzmarkt nicht mehr funktioniert und die Schuldenbremse ein sinnloses Kaputtsparen für alle ist; kein Land hat sich jemals aus einer Rezession “heraus gespart”.

Anschließend versucht er kurz- und langfristige Auswege aus der Krise aufzuzeigen, wobei er feststellt, dass die Politik die Marionette eines irrationalen, spekulierenden und gierigen Finanzsektors ist. Die Banken können sich seit 2007/08 bei der EZB wegen den niedrigen Leitzinsen so günstig Geld besorgen und es dann teuer an die Staaten weiterverleihen.

Diese Krise ist für Oppacher die erste Bewährungsprobe der gemeinsamen europäischen Währung und sie zu überwinden wird ein historischer Schritt. Zudem wäre es unsinnig Staaten aus dem Euro zu entlassen.

Im zweiten Kapitel geht der Autor auf die Erneuerungen in Deutschland ein, zunächst auf die Binnenkonjunktur, die Löhne und Renten, dann auf die Umgestaltung des Arbeitsmarktes. Hier möchte er den Menschen wieder in den Mittelpunkt rücken und spricht sehr wichtige aktuelle Debatten an, unter anderem die Niedriglöhne, eine sinnvolle Verteilung von Arbeit, dem Mindestlohn und einer 30-Stunden-Woche.

Als nächste Baustelle analysiert Oppacher die Steuern und die Sozialversicherung und stellt ein neues zeitgemäßes Steuersystem und eine Bürgerversicherung als mögliche Alternativen vor.

Im dritten Kapitel richtet Oppacher das Augenmerk auf die internationale Situation und unterteilt es zudem in vier Unterabschnitte. Zuerst der demographische Wandel und die dazugehörigen Faktoren bis hin zur “Frage aller Fragen: Wie ist der demographische Wandel zu finanzieren?” (S.166), dann beschreibt er die Bekämpfung der Spekulationen, ein neues Wirtschaftssystem und ein neues Wirtschaften. Oppacher zeigt hier ganz klar, dass es überall einen dringenden Handlungsbedarf gibt und stellt einige mögliche Alternativen vor. Unter anderem spricht er auch über den interessanten Vorschlag des UNCTAD zu einem weltumspannenden Systems mit mehreren Ankerwährungen.

Oppacher stellt klar dass wir auch weiterhin auf ein Wirtschaftswachstum angewiesen sein werden, aber gleichzeitig ein kontinuierlich sinkender Ressourceneinsatz erreicht werden muss. Wobei natürlich nicht unerwähnt bleiben darf, dass das Erdöl nicht mit Palmöl ersetzt werden darf. Der Autor legt ein klares Verständnis an den Tag, einerseits der heutigen Situation wie auch zukunftsorientierten Lösungsansätzen.

Daher spreche ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle Interessierten aus. Oppacher überzeugt mit seiner klugen, verständlichen Art und Weise zu schreiben und beschert eine wahre Themenvielfalt, ohne je den roten Faden zu verlieren.

 


Oppacher, Andreas: Krisenkiller. Chancen einer klugen Wirtschaftspolitik. Agenda Verlag, Münster, 270 Seiten, 2014, ISBN: 3896885200, 19,90 Euro

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