BERLIN. (hpd) Am Montag Mittag versammelte sich die neu gegründete Organisation “Aktion Agrar – Landwende jetzt” vor dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zu der ersten Protestaktion ihrer Kampagne “Tierfabriken den Güllehahn zudrehen”.
Die Protestaktion beinhaltete neben einem Traktor, Heuballen, einem großen Aktionsbild und Schweinegrunzen aus Lautsprechern, auch eine Gülleflut mit übergroßen bunten Pillen direkt vor dem Gebäude des BMEL. Mehrere Aktivist/innen trugen Schutzanzüge, Gummihandschuhe, Mundschutz und Gummistiefel um die Gülle mit Besen, Wischlappen und Eimern wieder zu beseitigen.
Einige hundert Meter davon entfernt fand zunächst erst ein Pressegespräch statt, gemeinsam von Aktion Agrar und dem Aktionsbündnis Agrarwende Berlin-Brandenburg. Hierbei ging es vor allem um die Problematik der Überdüngung und um die Kritik an einem Reformvorschlag für eine neue Düngeverordnung von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU). Dieser hatte im Dezember einen mutlosen Vorschlag im Bundestag eingereicht, nach dem ab 2018 die heute zulässige Stickstoffdosis für jeden Hektar von 60kg auf 50kg verringert werden soll. Und das obwohl schon heute die Hälfte aller Grundwassermessstellen erhöhte Nitratwerte aufweisen, weil zu viel Stickstoff aus den Fäkalien versickert.
Der anwesende Ökotoxikologe PD Dr. Werner Kratz sagte dazu: “Der vorgelegte Entwurf der Düngeverordung kann die Vorgaben der EU zur Nitratrichtlinie nicht erfüllen. Schmidt nimmt in Kauf, dass das Artensterben weitergeht und Deutschland die international versprochene Umsetzung der Biodiversitätsstrategie nicht realisieren kann. Die Antibiotika in der Gülle haben erhebliche Auswirkungen auf die Bodenorganismen und tragen dazu bei, dass das Problem der multiresistenten Keime immer größer wird.”
Die übergroßen industrialisierten Tierfabriken haben nicht ansatzweise genug Verwendung für die gigantischen Mengen an Gülle, die sie selbst produzieren, da sie kaum Bodenflächen besitzen, welche für die Futtermittelproduktion genutzt werden könnten. Die Tierfabriken wissen nicht mehr wohin damit und somit ist die Gülle zu einem großen Schwachpunkt der Agrarindustrie geworden.
Die Gülle aus den Tierfabriken verseucht das Grundwasser, zerstört die Artenvielfalt und gefährdet durch multiresistente Keime die Gesundheit aller Lebewesen. Die überaus schwache Reglementierung in Deutschland hat schon zu der Drohung einer Klage der EU geführt, da der Umgang mit der Gülle, und damit einhergehend der Grundwasserschutz, den europäischen Richtlinien widerspricht. Bereits im Oktober 2013 hatte die EU ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet wegen der unzureichenden Umsetzung der Nitratrichtlinie.
weiterführende Links:
https://www.aktion-agrar.de/tierfabriken-den-guellehahn-zudrehen-aktion-...
https://www.aktion-agrar.de/kampagnen/
https://www.aktion-agrar.de/tierfabriken-und-guelle/