SCHWEDEN. (hpd) Der Journalist Jan-Erik Pettersson legt eine Lebensbeschreibung des Krimi-Bestseller-Autors Stieg Larsson vor, in der seiner langjährigen publizistischen Aufklärungsarbeit über den schwedischen Rechtsextremismus große Aufmerksamkeit eingeräumt wird. Das mitunter etwas unstrukturiert und weitschweifig wirkende Buch ist aber gerade wegen der Informationen über diese politischen Aspekte nicht nur für die Fans seiner Spannungsromane von Interesse.
Der schwedische Krimi-Autor Stieg Larsson (1954-2003) steht mit seiner „Millennium-Triologie“, die aus den Romanen „Verblendung“, „Verdammnis“ und „Vergebung“ besteht, nicht nur in Deutschland auf den Bestseller-Listen. Die Bücher erschienen in 64 Ländern und erreichten eine Gesamtauflage von 26 Millionen Exemplaren. Auch die Verfilmungen waren in zahlreichen Ländern ein Renner. Über den Autor Larsson ist den meisten seiner Leser aber wenig bekannt – allenfalls, dass er noch vor Beginn dieses Erfolges überraschend verstarb. Larsson war aber bereits zuvor als Buchautor und Journalist mit investigativer Ausrichtung aktiv und gehörte zu den besten Kennern der rechtsextremistischen Szene in Schweden. In dem Magazin „Expoo“ veröffentlichte Larsson zahlreiche Artikel mit genauen Angaben zu Personen, Strukturen und Zusammenhängen von den Neonazis bis zu den „Sverigedemokraterna“. Auf diese Aktivitäten geht der Journalist Jan-Erich Peterrsson in seinem Buch „Stieg Larsson. Eine politische Biographie“ ausführlich ein.
Es untergliedert sich in die drei Kapitel „Der Aktivist“, „Der Kartograph“ und „Der Krimiautor“, womit auch die drei Haupttätigkeitsfelder von Larsson genannt sind. Pettersson geht zunächst auf die Jugend und Politisierung ein, engagierte sich Larsson doch schon früh gegen den Vietnam-Krieg im Umfeld trotzkistischer Organisationen. Darauf folgende Reisen in verschiedene Länder der „Dritten Welt“ konfrontierten ihn mit den dortigen politischen Umbrüchen. Der größte Teil der Biographie ist allerdings dem Journalisten Larsson gewidmet: Ausführlich behandelt Petersson dessen Recherchearbeit, die ihm tiefe Einblicke vor allem in den gewaltbereiten Teil des Rechtsextremismus in- und außerhalb Schwedens gewinnen ließ. Offenbar wollte Larsson mit seinen Krimis auch diese Aufklärungsarbeit finanzieren, stand das Projekt mit seinem Magazin „Expoo“ doch immer wieder vor großen finanziellen Problemen. Seinen Erfolg als Krimiautor, der am Ende des Buchs im Zentrum steht, erlebte Larsson dann aber nicht mehr.
Pettersson hat eine informative Lebensbeschreibung des Bestseller-Autors vorgelegt. Sie ist nicht nur für die zahlreichen Krimi-Fans interessant. Weitaus größere Beachtung verdienen die Darstellungen zum schwedischen Rechtsextremismus, der offenbar gegenwärtig eine Renaissance erlebt. Larsson hatte immer wieder auf diese Entwicklung hingewiesen und die politischen Kontexte der mitunter bürgerlich-seriös auftretenden Rechtsextremisten benannt. Dabei hebt Pettersson auch seine Distanz gegenüber einem gewaltgeneigten jugendlichen „Antifaschismus“ hervor. Dies alles geschieht journalistisch, wobei es manchmal etwas unstrukturiert wirkt. Gelegentlich hat man den Eindruck, Pettersson musste mit Ausführungen zu randständigen Themen die Seiten füllen. Was bezüglich der historischen Aspekte des schwedischen Rechtsextremismus noch angemessen ist, muss bei den ausschweifenden Schilderungen zur schwedischen Krimi-Literatur als etwas überflüssig gelten. Gleichwohl ist die Larsson-Biographie nicht nur den „Millennium“-Fans zu empfehlen.
Armin Pfahl-Traughber
Jan-Erik Pettersson, Stieg Larsson. Eine politische Biographie, Berlin 2010 (Aufbau-Verlag), 298 S.