WIEN. Ein Kommentar aus Österreich.
Von Roland Mross.
Immer dasselbe mit der Katholischen Kirche: Märtyrertum glorifizieren, "gerechte Kriege"
– auch mit Atomwaffen – befürworten, das qualvolle Verhungern von Abermillionen von Menschen, in der Mehrzahl Kinder, anstelle einer verantwortungsvoll ausgelebten Sexualität inklusive Nachwuchsplanung in Kauf nehmen, das Dahinsiechen und elende Verrecken von Abermillionen AIDS-Kranker einem widernatürlichen, angeblich von den postulierten - nicht einfältigen, sondern dreifältigen - christlichen Göttern gewollten Sexualverhalten salbungsvoll kalt lächelnd vorziehen, jederzeit und überall patriarchal-hierarchische Gesellschaftsstrukturen mit allen Mitteln aufrecht erhalten bzw. einführen wollen, die immer, früher oder später, mehr oder weniger, durch ihre strukturellen Ungerechtigkeiten Massenverelendung mit oft zigtausenden Toten zur Folge haben, usw., usw.
Aber wehe, ein Spermium ist eine Eizelle eingedrungen – dann muss dieses "ungeborene Leben", das noch lange kein Mensch ist, mit allen Mitteln geschützt werden. Was ist denn eigentlich aber mit den Aberhundertenbillionen von Spermien und den Abermillionen von Eizellen, die nicht geboren werden, weil sie sich gar nicht treffen, und mit den Abermilliarden von Zygoten (befruchteten Eizellen), die nicht geboren werden, weil sie sich nicht in der Gebärmutter einnisten (immerhin über siebzig Prozent), oder mit den Embryos die gehäuft zwischen drittem und fünftem Schwangerschaftsmonat gar nicht so selten spontan abgehen? Gott darf abtreiben, massenweise, der Mensch nicht, eine vernünftige Sexualerziehung, die ungewollte Schwangerschaften vermeiden könnte, muss um jeden Preis verhindert werden, und medizinische Forschung, die denen ihren Kinderwunsch erfüllen könnte, die Probleme damit haben, ist des Teufels - aus einem realitätsverleugnenden Aberglauben lassen sich nun mal keine funktionierenden, sozial verträglichen Antworten auf ethische Fragen finden.
Auf welch dünnem Eis sich die Katholische Kirche mit ihren irrationalen Dogmen zur Unterdrückung - besonders weiblicher - Sexualität bewegt, wird besonders dann augenfällig, wenn ein "Bruder in Christo" die abstrusen katholischen Lehrinhalte mit Kirchenstrafen durchsetzen möchte, während ein anderer geistesgegenwärtig genug ist, um zu erkennen, welcher Schaden damit für die Katholische Kirche angerichtet werden könnte: So geschehen kürzlich in <Österreich> wo ein bekannter katholischer Glaubenseiferer, der Weihbischof Laun, selbst ernannter "Fachmann" für Sexualität aus katholischer Sicht, vollmundig verkündete, durchaus im Einklang mit seinem Aberglauben, dass Leute, wie der ebenso – halt anders – berüchtigte Baumeister Lugner, exkommuniziert sind, wenn sie als Verwalter einer Shopping-City zulassen, dass sich dort eine Klinik einmietet, in der auch Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen werden.
Dass der weitaus geschmeidigere Kardinal Schönborn mit seinen wackeren "Mitstreitern in Christo" geistesgegenwärtig verzweifelt zurückzurudern versucht, durchaus nicht im Einklang mit seinem Aberglauben, darf nicht verwundern – es wäre zu peinlich, wenn die gläubigen Schäfchen mal anfangen würden darüber nachzudenken, wer da so alles, in welch großer Zahl, mit der Kirchenstrafe der "automatischen" Exkommunikation belegt ist.
Wer weiß schon, dass der neue Bundeskanzler, der "gute Katholik" Gusenbauer, zum Beispiel exkommuniziert ist, so wie die meisten katholischen PolitikerInnen der SPÖ und der GRÜNEN, und sogar einige von ÖVP, FPÖ und BZÖ, oder die meisten Mitglieder der "kirchenfeindlichen" (O-Ton Vatikan) Organisation "Wir sind Kirche" usw., usw.?
Höchstwahrscheinlich wissen das nicht einmal die meisten Priester, und spenden dann den Exkommunizierten auch noch die Sakramente - Sodom und Gomorrha. Aber was soll's, besser Millionen von Mitgliedern der Katholische Kirche bleiben im Unklaren darüber, dass sie exkommuniziert sind, und essen leere Oblaten, aus denen sich der "Leib Christi" höchstwahrscheinlich vertschüsst hat, als dass sie am Ende auch noch aus der Kirche austreten, und so als zahlende und zählende Schäfchen verloren gehen.
Seit der vernünftigen Menschheit die Garanten für hohe Kirchenaustritts-Zahlen in Österreich, Kardinal Groer und Bischof Krenn, abhanden gekommen sind, kann es ihr nur recht sein, wenn die "Brüder in Christo" Laun und <Schönborn> öffentlich machen, mit welch verlogenem, primitivem Spagat an Widersprüchlichkeiten sie mit- und gegeneinander ihren asozialen Aberglauben am Leben erhalten wollen.
Wer in Österreich übrigens nicht so recht weiß, wie man aus der Katholischen Kirche austritt, dem hilft nicht nur der <"Freidenkerbund Österreichs"> weiter sondern auch die Österreichische <Regierung>.