Vatikan versus Polyamorie

Papst verurteilt "ungesundes Verlangen" und lobt Monogamie

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Die Ehe sei eine "exklusive Vereinigung" von Mann und Frau, heißt es in einem Text des Vatikans mit dem Titel "Una Caro – Ein Loblied auf die Monogamie". Papst Leo XIV. gab das Dokument zur Veröffentlichung frei. Polyamore Beziehungen werden dort als "ungesundes Verlangen" bezeichnet.

"Una Caro" (ein Fleisch) – damit ist das 40-seitige Dokument übertitelt. Es ist "ein Loblied auf die Monogamie". Die heteronormative Ehe zwischen Mann und Frau sei eine "exklusive Vereinigung". Eine polyamore Beziehung sei dagegen nur ein "Mittel der Bedürfnisbefriedigung". Papst Leo XIV. zeigt damit: Auch unter ihm unterstützt die katholische Kirche ausschließlich traditionelle Ehen zwischen einem Mann und einer Frau.

Vatikan: Polyamorie münde in Ersticken

Polyamore Beziehungen würden "in verschiedene Ausprägungen von offener oder subtiler Gewalt, Unterdrückung, psychologischem Druck, Kontrolle und schließlich Ersticken" münden, heißt es in dem Vatikan-Papier. Dabei bedeutet Polyamorie nur, dass ein Mensch gleichzeitig zwei oder mehr Liebesbeziehungen führt – die Beziehungen müssen nicht alle sexueller Art sein.

Keine offene Beziehung oder Polygamie

Polyamore Beziehungen sind für alle Beteiligten einvernehmlich. Polyamorie ist keine "offene Beziehung", wo es ein Paar gibt, das sich sexuelle Freiheiten gönnt. Es ist auch keine Polygamie, wo ein Mensch mehrere Ehen führt (gesetzlich verboten in Deutschland). Etwa 0,5 bis ein Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung leben polyamor – allerdings verdeckt, heißt es in einer Untersuchung aus Wien.

Junge Generation liebt polyamor

"Es scheint, als würden Polyamorie und offene Beziehungen immer mehr an Bedeutung gewinnen, insbesondere bei jüngeren Generationen", sagt Francesca Miccoli. Miccoli ist Juristin und promovierte mit einer Arbeit über die rechtliche Anerkennung polyamorer Familien aus rechtsphilosophischer Sicht. Junge Menschen seien eher bereit, traditionelle Normen zu hinterfragen, vermutet Miccoli.

Monogamie sichert Besitz und Erbe

Monogamie sei in erster Linie kulturell bedingt. "Aus philosophischer Sicht gibt es einige Erklärungen dafür, warum die Menschen irgendwann in der Geschichte begannen, ihre Gesellschaften monogam zu gestalten", sagt Miccoli. Friedrich Engels zufolge hängt Monogamie mit Privateigentum und Vererbung zusammen. "Die Menschen wollten sicher sein, dass die Kinder, die ihren Reichtum erben, biologisch ihre Kinder sind, und die Monogamie, insbesondere die der Frauen, war der einfachste Weg, dies zu erreichen", erklärt die Rechtswissenschaftlerin. Zwar sei Polyamorie auf dem Vormarsch, aber "andererseits sind auch konservative politische Parteien auf dem Vormarsch" und die mögen es nicht, wenn zu viele Menschen einander lieben.

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