„Der geteilte Bahnhof“ Berlin-Friedrichstraße

 

Woran lassen sich Erinnerungen ‚fest’ machen? Erkennt man etwas wieder? Nein, nichts. Der Bahnhof ist völlig umgestaltet worden, alle Einbauten, die nur für die Grenzkontrolle notwendig gewesen sind, wurden entfernt, Ladenzeilen eingerichtet, Aufzüge, Glasfronten für die Passagen, nichts ist mehr so, wie es früher war. Der Kurator bestätigt, dass sie auf den Bauplänen erst einmal detailliert für sich selber rekonstruieren mussten, wie der Bahnhof unterteilt worden war und wo beispielsweise die Kontrollen standen.

   

So ziehen die Großfotos an den Säulen, eine Vitrine, ein Geviert aus Schautafeln und ein Pavillon in der Mittelpassage des Bahnhofs die Blicke der Vorbeieilenden auf sich, von denen aber keiner hierher gekommen ist, um sich das anzusehen. Die auf dem Boden aufgeklebten violetten Richtungsweiser, hier ging es zur „Einreise aus der DDR“ und dieser Weg war die „Ausreise aus der DDR“ werden kaum beachtet. Es ist eine Stätte der gelebten Gegenwart, keine Stätte der Vergangenheit. „Kannst du dich noch an die überall vorhandenen braunen Kacheln erinnern, die eine eigenartige Tristesse verbreiteten?“ Nein, das Foto, das diese Kacheln der Vergangenheit zeigt, geht keine Verbindung ein zu den Glasfronten und der leuchtenden bunten Neonwerbung der Gegenwart.

Es sind nur vierzehn Tage, die diese Installation auf Zeit hier zu sehen sein wird; die Knappheit der Ressourcen, die Sicherheitsbestimmungen und Erfordernisse der Bahn haben vieles nicht realisieren lassen, was die Planer gerne gezeigt hätten.

Und der „Tränenpalast“? 1962 war dieses Abfertigungsgebäude vor den Bahnhof gebaut worden und dort verabschiedeten sich die nach dem Westen Ausreisenden von den in der DDR Bleibenden. Es ist in diese Installation nicht als Gesamt-Einheit einbezogen worden. Das Gebäude gehört zum Bestand des Haus der Geschichte (Bonn), das dort im September, wahrscheinlich, vielleicht, womöglich, eine ständige „Ausstellung zu GrenzErfahrung - Alltag der deutschen Teilung“ zeigen wird.

Bis dahin wird auch diese Installation im Bahnhof Friedrichstraße wieder abgebaut worden sein und auch die zahlreichen Veranstaltungen im weiteren August werden dann schon Geschichte sein. Wer es sehen will, muss schon dieser Tage dorthin gehen.

C.F.

„DER GETEILTE BAHNHOF“. FRIEDRICHSTRASSE - GRENZBAHNHOF UND WEST-BERLINER EXKLAVE |INSTALLATION. Berlin, 5. - 15. August 2011 in der Mittelpassage (Ladenpassage) des Bahnhofs Friedrichstraße der Deutschen Bahn AG.
Theaterspielszenen lassen die Zuschauer am 13. und 14. August eintauchen in diese Zeit. Die Installation ist die „Ouvertüre“ für die ständige Ausstellung im Tränenpalast ab September 2011. Eintritt frei.