BERLIN. (hpd) Eine fachdidaktische Studie für die Humanistische Lebenskunde und den Ethikunterricht bietet an ethischen Fragen und Fertigkeiten Interessierten die Möglichkeit, sich weiter zu bilden. Drei Fragen an den Autor Dr. Peter Adloff, Lehrer, Dozent und Humanist.
Welchen Stellenwert hat die Frage nach dem Sinn des Lebens im Humanistischen Lebenskundeunterricht?
P.A.: Lebenskundeunterricht ist nicht festgelegt auf bestimmte Themen; jeder Erfahrungsbereich der Kinder und Jugendlichen kann zum Thema werden. Lebenskundlich wird es u.a. dadurch, dass wir Themen unter dem Blickwinkel „Sinn“ behandeln. Wenn man Sinn durch „Bedeutung“ ersetzt, kann man sagen, wir versuchen Erfahrungen zu deuten, also zu erklären und zu verstehen; zugleich wollen wir klären, welche Bedeutung sie für uns und unser Leben haben. Diese Dimension nennt man manchmal auch „Bedeutsamkeit“. Um diese Bedeutungen herauszufinden, greifen Menschen dann auch auf Annahmen zurück, was als charakteristisch für „die Welt“, „das Leben“ oder „den Menschen“ gilt. Die Geltung solcher Annahmen ist aber nicht mehr selbstverständlich. Ein Teil des Buches widmet sich der Frage, wie man solche Geltungen begründen könnte.
Im Hintergrund stehen bei dieser Herangehensweise drei Annahmen: 1. dass Menschen ihre natürliche und soziale Umwelt bewertend und als Bedürfniswesen wahrnehmen; 2. dass sie in Bezug auf einzelne Handlungen, auf ihre Biographie und auf Welt- und Menschenbilder nach Zusammenhängen suchen die zu Lebensbejahung führen, und schließlich 3., dass man diese Suche durch Unterricht unterstützen kann. .
Für wen wurde diese Studie in erster Linie geschrieben?
P.A.: Die Studie ist ursprünglich als Dissertation erschienen. In einer Dissertation ist der Hauptbezugspunkt der innerwissenschaftliche Forschungsstand, in diesem Fall also in der Erziehungswissenschaft. Neugierig gemacht hatte mich auch eine Formulierung unseres Präsidenten Frieder Otto Wolf, dass man sich beim Thema Sinn auf einem „durchaus noch nicht gründlich untersuchten Gelände“ bewege. Für die Buchausgabe habe ich viele dieser Bezüge gestrichen, um einen größeren Leserkreis zu erreichen. Neulich hat ein Kollege mir gesagt, dass er sich ein Didaktikbuch wünscht, dass auch ein müder Lehrer nach einem vollen Unterrichtstag noch lesen kann. Das ist mir mit dieser Ausgabe noch nicht gelungen.
Wo sehen Sie den Sinn des Lebens, für den es ja, wie Sie bereits auf Seite 1 anschaulich erklären, keine allgemeingültige Antwort geben kann?
P.A.: Von „dem“ Sinn und „dem“ Leben spreche ich nicht gerne; ich bin kein Mann mit einer Botschaft. Forscher sagen auch, dass Lebensbewältigung nicht einfach aus einem traditionellen, jederzeit verfügbaren Reservoir von Sinnvorstellungen bezogen werden kann, sondern einen hohen Anteil an Such-, Experimentier- und Veränderungsbereitschaft benötigt.
Das Freiheitsversprechen des Humanismus, die Idee der Selbstverwirklichung und die Suche nach dem eigenen Weg haben meine Sinnvorstellungen geprägt. Dabei ist Selbstverwirklichung nicht Egozentrik oder die Parole des einsamen Wolfes; sie benötigt Unterstützung und Anerkennung durch andere Menschen und soziale Bewegungen. Kürzlich las ich von einem Schriftsteller den Satz „Neue Erfahrungen sind immer auch Gelegenheiten, sich selbst neu zu erfinden.“. So ein Satz spricht mir aus dem Herzen.
Die Fragen stellte S. Navissi
Peter Adloff: „Nach Sinn fragen“. Eine fachdidaktische Studie für die Humanistische Lebenskunde und den Ethikunterricht. 9,90 € zuzüglich Versandkosten. Erhältlich beim Humanistischen Verband Deutschland, Humanistische Lebenskunde, Wallstraße 61 – 65, 10179 Berlin.
Peter Adloff ist per Telefon zu erreichen (030 – 61 39 04 – 55), per Fax (030 – 61 39 04 - 52 oder per Email: info@lebenskunde.de.
Website: www.lebenskunde.de