Interkulturelles Ankommen in der Zukunft

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Unterrichtsmaterialien / Fotos: Susan Navissi

BERLIN. (hpd) Ein EU-Treffen der besonderen Art – Bildungsbeauftragte aus Ungarn, Österreich, Schweiz, Schottland, Zypern, Island, Italien und Nordirland treffen sich, um sich interkulturelle Kompetenzen anzueignen.

MIRACLE: "Migrants and Refugees – a Challenge for Learning in European Schools", so lautet der Titel des Seminars. Die TeilnehmerInnen erwartete ein dichtes Programm, in dem sie in Form von Vorträgen, Übungen, Arbeitsgruppen über eine Woche lang trainiert werden für den Umgang mit einem Thema, das Gemüter erhitzt, Politiker zu rassistischen Äußerungen verleitet und die um die es geht meist allein lässt: Migration. Flucht.

Der Anspruch des Seminars ist hoch, geht es doch nicht nur darum, Schulkinder für die Tatsache zu sensibilisieren, dass Migration die Menschheit seit ihren Anfängen begleitet und bestimmt, sondern auch darum, jene, die den Bildungsauftrag umsetzen, antirassistisch zu schulen. Möchten jene, die selbst lehren, gern belehrt werden? In diesem Fall ja. Bereits am ersten Abend wird deutlich, dass die TeilnehmerInnen sich auch durchaus als mögliche MultiplikatorInnen verstehen, sehr zur Freude der Projektleiterin Meike Jens und Dr. Paolo Ruspini von MIRACLE, die genau das erhofften.

Am ersten Abend wurden einige der TeilnehmerInnen nach ihren Erwartungen gefragt.

Viveca Verdin, Lehrerin, Comenius Projektteilnehmerin, Liechtenstein: Ich wünsche mir vor allem Inspiration, auch wenn das Thema Migration und Flüchtlinge bei uns in Liechtenstein nicht so drängend ist wie in anderen europäischen Ländern. Auch wir haben ein Comenius Schulprojekt mit verschiedenen Partnern und Migration wird unser nächstes Thema sein. Auch erhoffe ich mir viele Informationen und Anregungen für eine praktische Umsetzung im Unterricht, vor allem fächerübergreifendem Unterricht.

Magnea Antonsdottir, Lehrerin, Island: Mich interessiert vor allem der Austausch mit LehrerInnen aus anderen Ländern zum Thema Migration. Wie arbeiten sie zu dem Thema Migration? Wo genau sind die Probleme? Im Bereich Sprache, in der Kultur, im Aussehen?

Dervis Comuoglu, Mitarbeiter des Erziehungsministeriums, Lehrergewerkschaft, Nordzypern: Migration ist derzeit ein schwieriges Thema in Nordzypern. Es besteht eine starke Migrationsbewegung aus dem Süden der Türkei, also vor allem kurdisch- und auch arabischsprachige Kinder und deren Eltern betreffend. Es gibt große Schwierigkeiten, sie in unser zypriotisches Bildungssystem zu integrieren. Woran liegt das? Vor allem an ökonomischen Problemen innerhalb der Familien und an der großen Zahl der Flüchtlinge. Die zypriotische Regierung hat noch kein geeignetes Instrumentarium gefunden, die vielen Kinder zufriedenstellend zu integrieren. Das ist einer der Gründe, warum ich (Mitglied des Erziehungsministeriums, Vorsitzender der Lehrergewerkschaft) an diesem Kurs teilnehme. Ich erhoffe mir wertvolle Anregungen und Praxismaterial.

Bill Brodie, Lehrerausbilder, Nordirland: Das Thema Integration ist für mich seit geraumer Zeit von großem Interesse, auch ausgelöst durch eine enorme Migrationswelle nach England und auch Nordirland. Die Schwierigkeiten werden vor allem im Bereich Spracherwerb gesehen. Die Nordirische Regierung hat daraufhin ein Toolkit (Instrumentarium) entwickeln lassen, mit dem LehrerInnen arbeiten können. Dabei geht es um Inklusion, Integration und Diversity. Die Schulen arbeiten gern mit dem Material. Dennoch bin ich ständig auf der Suche nach Input, der darüber hinausgeht und auch die Ausländerfeindlichkeit, bzw. Angst (Xenophobie) der autochthonen Bevölkerung bearbeitet. Ich wünsche mir also neue Perspektiven, neue Ideen und biete unser Toolkit an, bzw. stelle dieses vor.

TeilnehmerInnen

 

Bernhard Stolz, Leiter der der Arbeitsgruppe des HVD (Humanistischer Verband Berlin, Bereich Lebenskunde) in Berlin, die wichtige theoretische und vor allem praktische Impulse und Inputs erarbeitet hat, meint zu dem gerade beendeten Kurs: Ich kann mich der Rückmeldung unserer KursteilnehmerInnen nur anschließen: Diese Lehrerausbildung muss weitergehen und so weit wie möglich im Curriculum der einzelnen europäischen Länder verankert werden. Vor allem für die Lehrerausbildung stellen die Materialien für politisch-interkulturelle Kompetenzen eine ernsthafte Bereicherung dar.

Susan Navissi