Die Entmündigung des Menschen nahm ihren Lauf, indem Kaiser und Kirche dogmatische Vorgaben für das Leben erstellten. Der Mensch als solches war nichtig, er brauchte nur zu funktionieren, dann würde er zu Höherem im Jenseits berufen. Es gingen neben Schrift und Sprache natürlich auch handwerkliche Fähigkeiten und Erfindungsgeist verloren. Die Hochkultur in Wissenschaft und Technik sank in die Bedeutungslosigkeit. Der internationale Handel wurde damit stillgelegt und es gab nur noch den einfachen Handel auf den Viktualienmärkten.
Die Gegner
Bergmeier setzt sich bewusst mit anderen Historikern auseinander, die auf die Glanzleistungen des Christentums in der Geschichte verweisen, wie z. B. Kathedralen, Hospitäler, Franckeschen Stiftung und Kolpingwerk, die erst zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt erschaffen wurden, als es in der Renaissance zur teilweisen Rückführung des antiken Wissens über die arabisch-byzantinischen und sizilianisch-normannischen Wege gab. Bergmeier widerspricht denen, die „unsere” Werte im christlichen Abendland begründet sehen. Durch die Vernichtung der antiken Kultur passierte in der Entwicklung Europas nahezu eintausend Jahre fast nichts. Erst durch die „Wiederentdeckung” der Antike konnte das Verlorene aufgegriffen und weitergeführt werden.
Bergmeier verweist auf die große Bedeutung der Altertumswissenschaften in Deutschland, wie sie unter Theodor Mommsen zu internationaler Wertschätzung gelangte. Leider sind inzwischen auch hier einige Wissenschaftler zum „Ja-und-Amen”-Sager kirchlich orientierter Obrigkeiten geworden, wie könnten sie sonst von den Glanzleistungen des Christentums und von einer toten Gesellschaft in der Antike sprechen?
Diskussion
In der sich anschließenden Diskussion stellte sich Bergmeier den zum Teil sehr spezifischen Fragen der Zuhörer und gab kompetente Antworten. Zum Beispiel auf die Frage, wieso sich die Menschen nicht gegen den Abbau der Kultur gewehrt hätten. Dazu sagte Bergmeier, dass dies durch die entsprechende Macht und Autorität des Kaisers und die systematische Abschaffung der Kultur, Kunst und Wissenschaft möglich gewesen sei und den Menschen natürlich auch die entsprechende Organisiertheit fehlte. Mit dem neuen Menschenbild und der Verbreitung der Angst wurde ein Übriges geleistet.
Auf die Frage nach der Christenverfolgung, die es in dieser Zeit gegeben habe, antwortete Bergmeier, dass dies ins Reich der Legenden gehöre. Es ist lediglich in drei Städten nachweisbar, dass einzelne Christen verfolgt und getötet wurden, von einer Christenverfolgung im großen Stil kann also keine Rede sein. Für die Schaffung von Märtyrergeschichten war diese Legende jedoch äußerst hilfreich.
Nach dem offiziellen Ende war der Büchertisch am Ausgang umlagert und das Buch „Kaiser Konstantin und die wilden Jahre des Christentums“ und die Prospekte für „Schatten über Europa” besonders gefragt.
Elke Schäfer
Vatikan: Was Sie schon immer wissen sollten (24.9.2011)
Requiem für die abendländische Kultur (29.11.2010)
Die wilden Jahre des Christentums (19.11.2010)
Requiem für die antike Kultur (30.7.2009)
Der Untergang des Abendlandes (7.7.2009)