US-Politiker reden zu viel über Religion

WASHINGTON. (hpd) So viel US-Bürger wie nie zuvor sind der Meinung, dass die Politiker in den Vereinigten Staaten zu viel über Religion reden. Das hat eine aktuelle Umfrage ergeben. Fast vier von zehn Befragten sind der Meinung, dass ihre Politiker zu oft Politik und Religion vermischen. Und mehr als jeder Zweite meint, die Kirchen sollten sich aus der Politik heraushalten.

Für die Umfrage im März 2012 wurden 1.503 Menschen im Alter von über 18 Jahren durch das Pew Forum on Religion & Public Life befragt. Knapp 18 Prozent gaben keine konfessionelle Bindung an, mehr als 50 Prozent bekannten ihre Zugehörigkeit zu einem protestantischen Glauben.

Rund 38 Prozent sind laut neuer Umfrage der Auffassung, dass US-Politiker zu oft ihren religiösen Glauben – durch öffentliche Gebete oder entsprechende Stellungnahmen – deutlich machen. Das ist ein Höchststand, seit das Meinungsforschungsinstitut vor elf Jahren zum ersten Mal eine entsprechende Frage stellte. Seit damals ist der Wert um 26 Prozent gestiegen. Und während 2001 noch 60 Prozent der Überzeugung waren, die Menge an religiösen Bekenntnissen sei genau richtig, meint das heute nur noch jeder Vierte.

Am meisten Rückhalt hat die öffentliche Verquickung von Politik und Religion weiterhin bei weißen Evangelikalen, wo nur 14 Prozent der Auffassung sind, dass Religion zu oft zur Sprache kommt. Die höchste Ablehnung stammt aus dem Lager der konfessionsfreien US-Bürger, wo mittlerweile fast zwei Drittel der ständigen Äußerungen im Namen des Glaubens überdrüssig sind.

Generell befürworten Anhänger der republikanischen Partei religiöse Stellungnahmen häufiger als die der Demokraten oder die Wechselwähler. Doch insgesamt gab es bei allen drei Wählergruppen in der vergangenen Dekade einen stetigen Zuwachs von Menschen, denen die religiösen Bekenntnisse der Politiker zu häufig vorkommen.

Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) meinte auch, dass die Kirchen und andere religiöse Gemeinden sich mit Wortmeldungen im politischen Alltagsgeschäft zurückhalten sollten. Damit zeichnen die Meinungswerte in dieser Frage heute ein Spiegelbild gegenüber der Lage im Jahr 1996.

Die gegenwärtige Regierung unter Präsident Barack Obama war seit seinem Amtsbeginn zwar ständigen Kontroversen zur Frage ausgesetzt, ob ihre Politik der Religion gegenüber wohlgesonnen sei oder gegen sie arbeitet. Doch nur eine Minderheit aller Befragten (23 Prozent) meinte derzeit tatsächlich, dass die US-Administration „unfreundlich“ gegenüber der Religion eingestellt ist. Dagegen sind 39 Prozent der Auffassung, die derzeitige US-Regierung stehe der Religion „freundlich“ gegenüber, 32 Prozent attestierten ihr ein neutrales Verhalten.

Die größten Gruppen unter denjenigen, die im US-Präsidenten einen Gegner der Religion sehen, sind die Anhänger der republikanischen Partei sowie weiße Christen. Demokraten und farbige Protestanten bescheinigen der Obama-Regierung hingegen zu je fast zwei Dritteln eine „freundliche Politik“ gegenüber der Religion.

Arik Platzek