Linke? Die gibt’s hier nicht!

ladtag-nrw-plenum_bilanz_gr.jpg

Plenum / Foto: Landtag NRW

KÖLN. (hpd) Fast zwei Jahre saßen elf Abgeordnete der Linkspartei im nordrhein-westfälischen Landtag. 130 Anträge hat diese kleine aber durchaus fleißige Fraktion gestellt, von den politischen Gegnern meist mit Tadel aber auch mit Lob hinsichtlich ihrer Kompetenzen in der Sozialpolitik bedacht. Doch nun der Schock!

Ein Kommentar von Petra Daheim

Der Kölner Fernsehsender RTL erinnert sich nicht mehr. In einer geplanten Berichterstattung zur Landtagswahl über die Parteien, von denen RTL glaubt, dass sie landespolitische Bedeutung haben, fehlt die Linkspartei. Es kommt sogar noch schlimmer. Die mediale Links-Amnesie scheint sich geradezu wie ein Lauffeuer auszubreiten. Auch der Kölner Stadt-Anzeiger, die WELT und die FAZ sind bereits infiziert.

„Es ist entsetzlich“, so hört man aus dem Umfeld der Programmverantwortlichen bei RTL, man wisse gar nicht, wie das geschehen konnte. Erst nachdem Zuschauer darauf aufmerksam machten, dass es doch noch eine weitere Partei im Landtag gegeben habe, fing man langsam an sich zu erinnern, doch kaum berichtete man über die FDP sei die Erinnerung an diese - wie hieß sie noch gleich Partei - einfach weg.

Inzwischen scheint sich herauszustellen, dass das Phänomen noch viel größere Ausmaße angenommen hat als bislang vermutet. Die Amnesie dehnt sich langsam aber unaufhaltsam auf sämtliche linke Begriffe und Themenbereiche aus. Das Rotbert-Knoch-Institut warnt bereits vor einer epidemieartigen Ausbreitung und empfiehlt allen Medienschaffenden, die noch nicht betroffen sind, unbedingt jeglichen Kontakt  mit den Infizierten auch via E-Mail, facebook u.ä. zu vermeiden, da die Ansteckungswege noch gänzlich unerforscht sind.

Auch Themen verschwinden

Indessen verschwinden bei den bereits befallenen Medien Themen wie Altersarmut, Sozialticket, Lohnsteigerung, Mitbestimmung, Sozialer Wohnungsbau, Equal-Pay, Niedriglohnbereich, Trennung von Kirche und Staat, Freiheit und Gleichheit - wobei diese Begleiterscheinung nicht als sicheres Indiz für eine Ansteckung gelte, so die Forscher. Vielmehr gilt als sicheres Zeichen für eine Infizierung das häufige Verwenden von Begriffen wie Demographischer Wandel, Schuldenabbau, Staatsverschuldung, Private Altersvorsorge, Rentenlücke, Abgabenlast, Lohnnebenkosten, Steuersenkung, Papst und Werteverfall.

Bislang ist vollkommen unklar, ob die Links-Amnesie, die von den Betroffenen kaum bis gar nicht wahrgenommen wird, wobei jedoch objektiv betrachtet von einem stark  beeinträchtigen Sprach- und Denkvermögen auszugehen ist, in Zukunft heilbar sein wird. Jede der herkömmlichen Substanzen, die zu Therapiezwecken eingesetzt wurden, versagte bislang.

Zurzeit wird erprobt, ob eine Art Konfrontationstherapie den Zustand der Infizierten nachhaltig verbessern kann. Hierzu werden die Betroffenen zeitweise aus ihrem üblichen Umfeld ausgegliedert und in anfänglich geringen Mengen mit gewerkschaftlich Engagierten, Sozialarbeitern und Arbeitslosen-Selbsthilfegruppen konfrontiert. Bei erfolgreichem Verlauf, könnte dann in einem mehrstündigen Gespräch mit Sahra Wagenknecht der Therapieerfolg nachhaltig gesichert werden.

Im Moment ist allerdings noch völlig ungewiss, ob die Betroffenen ihre Situation jemals als behandlungsbedürftig ansehen, solange aus ihrem Umfeld keine eindeutigen Hinweise und Hilfsangebote kommen. Es ergeht daher der Rat, an Zeitungsleser und Fernsehzuschauer, Beiträge und Artikel kritisch und aufmerksam zu konsumieren und bei Verdachtsmomenten sofort das Medium zu wechseln.