Seit Beginn der V. Republik ist nämlich eine zunehmende Unterminierung der Laizität zu erkennen. So werden zum Beispiel seit 1959 wieder private Schulen subventioniert, die in der Regel katholisch sind. Die Subventionen an die Kirchen betragen schätzungsweise 10 Milliarden Euro, was allerdings nur einen Bruchteil der Gesamtsumme vergleichbarer Aufwendungen und der Kirchensteuern in Deutschland darstellt. Aber nach wie vor gibt es in Frankreich natürlich keine Kirchensteuer, keine staatliche Besoldung von Geistlichen und keinen staatlich finanzierten Religionsunterricht an öffentlichen Schulen.
Auch in Belgien sind die Freimaurer der Ursprung der Laizität. Im Jahr der Französischen Revolution von 1789 wurde die Loge von Brüssel gegründet. Die 1833 gegründete GOB (Grand Orient de Belgique) wurde das Pendant zur GOF. Außerhalb des Freimaurertums entstanden auch hier nach 1880 laizistische Organisationen, die sich als Freidenker oder Freisinnige bezeichnen. Die französische Annexion (1795-1814) führte zur Geltung des napoleonischen Konkordates von 1801. Der 1830 neugeschaffene belgische Staat folgte dem von diesem vorgeprägten Weg, der zum heute noch gültigen Gesetz vom 05.03.1870 über die Kulte führte. Die Religionsgemeinschaften werden bei Erfüllung bestimmter Kriterien als öffentliche Körperschaften anerkannt. Für diese übernimmt der Staat weitgehend die Finanzierung, inklusive des Religionsunterrichtes und der Besoldung Geistlicher.
Mit Blick auf den begrenzten Zeitrahmen vernachlässigte Mondelaers die Situation in den Niederlanden, die weitgehend den deutschen Verhältnissen entspricht.
Während des anschließenden geselligen Ausklangs im Restaurant beeindruckte der Ökonom nicht nur mit seinem vielseitigen historischen Hintergrundwissen, man konnte auch die Gelegenheit beim Schopf packen und ihn nach einem auffälligen Detail seiner Kurzbiographie fragen. In der Tat: Dr. Mondelaers ist einer der wenigen Westeuropäer, die sich aus familiären Gründen in der DDR niederließen. Von 1970 bis 1992 war er an der Berliner Humboldt-Universität tätig.
Nächstes Monatstreffen der GBS Rhein-Main – Säkulare Humanisten:
14.06.2012 - 19.00 Uhr - im Restaurant des Saalbau Bornheim (Pilsstube), Arnsburger Straße 24, 60385 Frankfurt/Main. Interessierte sind jederzeit willkommen. Weiteres unter www.gbs-rheinmain.de