„Die Stunde des Schismas?“

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Freiburger Innenstadt mit Münster / Foto: Monika Biallass (wikimedia commons)

FREIBURG. (hpd) Ein sogenanntes Netzwerk katholischer Priester weist die Forderung von 177 Priestern und Diakonen der Erzdiözese Freiburg, wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zuzulassen, entschieden zurück. Ihr Vertrauen in die Bischöfe stehe auf dem Spiel.

Ein Kommentar von Horst Herrmann.

Die Praxis der Zulassung Geschiedener zur Kommunion verstoße nicht nur gegen das geltende kirchliche Recht, wie offen zugegeben werde. „Ein derartiges Vorgehen verdunkelt auch das Eintreten der Kirche für die sakramentale und unauflösliche Ehe, es trägt Verwirrung und Spaltung in die Pfarreien und ist ein schwerwiegender Angriff gegen jene Ehegatten, die sich nach einer schmerzlichen Trennungserfahrung um ein Leben nach den Weisungen der Kirche bemühen.“

Noch nicht genug: Als „perfide“ wird die Behauptung bezeichnet, dass eine solche „widerrechtliche Praxis der Zulassung zu den Sakramenten“ ein Gebot der Barmherzigkeit sei. Diese im Übrigen auch von Bischöfen geäußerte Auffassung wird zurückgewiesen, genauso wie die „anmaßende Feststellung“, das Heil der Seelen von wiederverheirateten Geschiedenen sei in Gefahr, wenn sie nicht zur Kommunion gehen dürften. Das Gegenteil sei der Fall.

Bereits im Februar dieses Jahres hatte das ominöse Netzwerk die Bischöfe gebeten, angesichts diverser Aufrufe zum Ungehorsam von Priestern und angesichts missbräuchlicher Praktiken im Zusammenhang mit der Sakramentenspendung nicht untätig zu bleiben. Die selbsternannten „Lehramtstreuen“ erhofften sich von den Oberhirten ein "Bekenntnis zur Lehre und Disziplin der Kirche und zum Papst". Gleichzeitig habe man ersucht, die Urheber solcher „Aufrufe zum Ungehorsam“ zur Rechenschaft zu ziehen bzw. zum Widerruf aufzufordern, damit die lokalen Initiativen nicht auf andere Länder übergreifen. Außer Betroffenheitsbekundungen sei aber wenig bis nichts geschehen.

So verstärkt sich der Eindruck der Frommen, von den Bischöfen auf der selbstgewählten Insel der Disziplin allein gelassen zu werden: „Unser Vertrauen in die Hirten der Kirche steht auf dem Spiel. Was muss noch geschehen, damit man in Freiburg und anderswo erkennt, dass die Stunde eines Schismas geschlagen hat?“

Wir aber lernen aus alldem: Die erwünschte „Einheit“ der Vatikanischen Konfession bröckelt vor aller Augen. Die Gefahr ist nicht mehr kleinzureden. Und die gewohnten Sanktionen greifen nicht mehr. Ungehorsam, die eigentliche Todsünde innerhalb des Moralsystems des Vatikans, sucht sich einen Weg.

Ein auf falschen Voraussetzungen basierendes System bekommt endlich seine Grenzen aufgezeigt: Ungehorsam nicht nur bei päpstlichen Kammerdienern, sondern bei Pfarrern, die Tag für Tag „an der Front“ stehen und erfahren, was die Stunde geschlagen hat. Und der Papst kümmert sich vor allem um sein Verhältnis zu den Piusbrüdern, auch sie übrigens ein eklatantes Beispiel für Ungehorsam.