Humanistischer Kulturverein sucht Rückenwind

GERETSRIED. (hpd) Seit vier Jahren betreibt Assunta Tammelleo die Kulturbühne Hinterhalt im bayerischen Oberland. Die engagierte Humanistin will so die Kultur im bayerischen Oberland pflegen und erhalten. Ein aktuelles Gewinnspiel könnte nun bis zu 10.000 Euro in die Kasse des jungen Vereins spülen – vorausgesetzt, dass genug Leserinnen und Leser ihre Stimme für die Kulturbühne abgeben.

„Die wesentlichen Dinge passieren auch im digitalen Zeitalter immer noch analog“, sagt Assunta Tammelleo zu ihrem Motiv, mit dem sie vor vier Jahren angefangen hat, die Kulturbühne Hinterhalt im oberbayerischen Geretsried, eine knappe Autostunde von der Landeshauptstadt entfernt, wieder auf Vordermann zu bringen. Gegründet wurde deshalb vor einiger Zeit der Kulturverein Hinterhalt e.V., damit der Betrieb auf solide Beine gestellt werden kann.

Schon seit mehr als zwei Jahrzehnten bietet die Kulturbühne Hinterhalt zahlreichen Musikern, Schauspielern, Kabarettisten, Autoren und vielen anderen Kulturschaffenden einen Platz und Publikum, den Menschen in der Region Abwechslung und Unterhaltung. Band-Abende, Jam-Sessions, Workshops, Lesungen, Familienkonzerte oder auch einfach nur Partys stehen regelmäßig auf dem Programm. Damit das auch so bleibt, ist ein solides finanzielles Fundament unverzichtbar.

Und mit etwas Glück kann ein aktuelles Gewinnspiel der ortsansässigen Volksbank-Raiffeisenbank, der Tageszeitung Münchner Merkur und des lokalen Radio Arabella der Kulturbühne dabei helfen, es aufzubauen. Verlost werden insgesamt 25.000 Euro, die beim Vereinswettbewerb „Was treibt euren Verein an?“ auf die lokalen Vereine mit dem größten Zuspruch aus dem Internet verteilt werden.

Ihre Stimme abgeben können die Leserinnen und Leser auf der Gewinnspiel-Seite des Münchner Merkurs noch bis zum 11. August 2012, und sogar unter den Abstimmenden werden drei Mal 100 Euro verlost. Assunta Tammelleo hofft gemeinsam mit ihrem Partner Wolf Steinberger, die beide auch zum hpd e.V. gehören, nun auf tatkräftige Unterstützung der Netzgemeinde.

Denn für einen gemeinnützigen Kulturverein ist es nicht leicht, sich zu behaupten und Sponsoren für den nachhaltigen Betrieb zu gewinnen. „Als Gottlose habe ich auf dem Land in dieser Hinsicht einen schweren Stand“, berichtete Assunta Tammelleo über ihre Erfahrungen in dem Bereich.

Zur Frage, was sie selbst antreibt, meint sie: „Antreiben tut mich, dass immer mehr Leute mir auch wegen meiner säkularen Treiben auf die Schulter klopfen bei uns in der Ecke. Oder mich im Supermarkt ansprechen. Und mich motiviert auch eine gewisse innere Gelassenheit, damit leben zu können, dass ich trotz großer Anstrengung nicht immer die Erfolge habe, die ich gerne hätte. Aber als gemäßigt optimistische Spaßguerilla-Tante sehe ich immer, dass sich an vielen Stellen was rührt, und ich zwar nicht bei der Mehrheit, aber doch unter Vielen bin.“

Für einige Ermutigung beim großen Vorhaben sorgte vor kurzem, „dass ich mit der Kulturbühne in diesem Jahr den Tassilo-Preis der doch eher christlich-konservativen Süddeutschen gewonnen habe“. Mit dem Anerkennungspreis sollen alle zwei Jahre junge Künstler gefördert und Kulturmacher im Münchner Umland für ihr oft langjähriges Engagement geehrt werden.

Die Kulturbühne ist jedenfalls nicht das erste Projekt, das Assunta Tammelleo gestemmt hat. Seit ganzen 14 Jahren war sie ohne Unterbrechung die Vorsitzende des Bundes für Geistesfreiheit München, der durch seine Aktivitäten in der bayerischen Landeshauptstadt immer wieder Bischof und führende Geistliche auf Trab gehalten hat, während den Gläubigen gezeigt wurde, dass man auch gottlos glücklich leben kann. Dabei motiviert sie das Lebensmotto „Es gibt nix Gutes außer man tut es“ und, so Tammelleo, „mein italienisches Temperament“.

Und zum Selbstverständnis als humanistische Aktivistin, die sich selbst als eine „gottlose feministische Pazifistin“ bezeichnet, und als Kulturschaffende verriet sie: „Kultur ist alles, also Musik, Theater, Kabarett, Ausstellungen, Filme. Zur Kultur gehört aber auch wie man mit Minderheiten umgeht, mit Schwulen, Ausländern, Frauen, Kindern. Kultur ist nicht einfach, sondern wir sind alle ein Teil einer Kultur und sollten uns aktiv einbringen. Also ist Kultur nicht nur Konsum gegen Eintritt. Sondern wir machen wissenschaftliche Vorträge, Abende mit Carsten Frerk, Michael Schmidt-Salomon und anderen – auf dem katholischen Land keine einfache Übung. Oder wir laden die Asylbewerber aus Afghanistan und Syrien ein, wir machen Band-Workshops mit Profimusikern für jedermann, lassen andere Musiker in unseren Übungsräumen umsonst üben.“

Jetzt wünscht sie sich aber erst einmal, dass der junge Verein den nötigen Rückenwind erhält und vielleicht einen Gewinn beim noch neun Tage laufenden Vereinswettbewerb einstreichen kann.

Um die Kulturbühne Hinterhalt auf die vordersten Plätze unter den 100 Mitbewerbern zu bringen, müssen auf der Wettbewerbsseite nur kurz Namen und Adresse eingetragen werden, der Abstimmungsknopf für den „Hinterhalt“ (zu finden in der Mitte der sechsten Reihe von unten) aktiviert werden und dann heißt es nur noch: Daumen drücken für Assunta Tammelleo und säkular-humanistische Kultur im Oberland. Tammelleo: „Allen danken wir ganz herzlich für die Unterstützung. Wer für uns stimmt, dem winkt ein Freibier im Hinterhalt!“

Arik Platzek