KÖLN. (hpd) Am 16. März 2013 soll in Köln zum vierten Mal der junge Literaturpreis für Lesben und Schwule Julit :))) vergeben werden. Prämiert werden jeweils die beste Autorin und der beste Autor. Das Motto des neu ausgeschriebenen Literaturpreises fragt: „Darwin und die Liebe – wie passen Lesben und Schwule in die Evolution?“
Der Wettbewerb fordert homosexuelle Autorinnen und Autoren bis zum Alter von 25 Jahren auf, Geschichten über die Freundschaft von Lesben und Schwulen zu schreiben, die – darauf legt die Jury des Literaturpreises wert – den säkularen Humanismus als positiven Wert darstellen.
Vergeben wird der Julit :))) seit 2009 durch die Frank Hichert Stiftung, die der gleichnamige Kölner Psychologe zur Förderung von säkularer und humanistischer Literatur für junge Lesben und Schwule ins Leben gerufen hat. Zu den vier Juroren der Preisverleihung zählen neben Hichert selbst der Comic-Zeichner und Autor Ralf König sowie Latifa Bey und Susanne Clarenbach aus dem Arbeitskreis Lesben und Schwule der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di.
Die evolutionären Ursprünge der Homosexualität beschäftigen jedenfalls auch zahlreiche Forscherinnen und Forscher seit einigen Jahren in zunehmendem Maße. Aktuelle Ergebnisse einer Untersuchung italienischer Wissenschaftler, die im Mai dieses Jahres in der Fachzeitschrift Journal of Sexual Medicine veröffentlicht wurden, berichteten etwa über einen bemerkenswerten Zusammenhang zwischen dem Kinderreichtum von weiblichen Verwandten mütterlicherseits und dem Auftreten von Homosexualität bei Männern.
Sie stellten unter anderem fest, dass die Mütter und Tanten der untersuchten Gruppe homosexueller Männer durchschnittlich mehr Kinder hatten als die Mütter und Tanten einer Vergleichsgruppe von heterosexuellen Männern.Die Forscher vermuten, dass Abschnitte im genetischen Code, die für das Entstehen einer homosexuellen Identität bei Männern ursächlich sind, über das X-Chromosom transportiert werden. Sie wollen auch herausgefunden haben, dass das Vorkommen der entsprechenden Gensequenzen bei Frauen mit einer höheren Fruchtbarkeit, weniger gynäkologischen Problemen und weniger Komplikationen in einer Schwangerschaft einhergeht. Ein fröhlicheres, offeneres und entspannteres Gemüt sei ebenfalls signifikant häufiger zu beobachten, hieß es.
Doch wie helfen solche Erkenntnisse in einer Welt, in der selbst erklärte Darwinisten die Ansicht vertreten, dass Homosexualität im Lichte der Evolution als unnatürlich gesehen werden muss? Wie erleben junge Lesben und Schwule eine Gesellschaft, in der die gesellschaftliche Akzeptanz der wissenschaftlichen Evolutionstheorie weiterhin ebenso umstritten ist wie die Akzeptanz von den Menschen, die nicht die Formen sexueller Beziehungen von Mehrheiten pflegen?
Gesucht werden daher auch in diesem Jahr keine Biologie-Aufsätze, sondern spannende, einfallsreiche, nachdenkliche oder mitreißende Kurzgeschichten, die sich in lesenswerter und verständlicher Weise mit dem Motto auseinandersetzen. Die eingereichten Geschichten sollen sich dabei einem konfessionsfreien Denken und den Grundwerten des säkularen Humanismus – Gerechtigkeit und Menschenliebe – verpflichtet sehen.
„Weltweit besteht der Hauptmotor für Homosexuellenfeindlichkeit in religiösem Denken“, so Frank Hichert über ein Motiv für die Stiftung des Literaturpreises. Er hofft nun, dass auch im kommenden Jahr wieder „frische, mutige, humorvolle, konfessionsfreie, neue Geschichten“ eingereicht werden. Hichert: „Denn eine gute Geschichte ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.“
Aus allen Einsendungen werden von der Jury der beste Beitrag einer Autorin und eines Autors ausgewählt, die jeweils mit 500 Euro Prämie dotiert sind. Der Einsendeschluss ist am 31. Dezember 2012, über alle Teilnahmebedingungen dieser Ausschreibung liefert die Internetseite des Julit :))) detaillierte Informationen.
Im Netz: julit-preis.de
Arik Platzek