KRUMPENDORF. (hpd) Was Katholiken und Co. schon immer ahnten, scheint bestätigt. Lutheraner zu sein, führt direkt in die Hölle. In einer evangelischen Kirche in Kärnten ist eine Fliegenplage ausgebrochen, die aus Sicht Gläubiger keinen anderen Schluss zulässt.
Die Martin-Luther-Kirche in Krumpendorf in Kärnten. Millionen Fliegen bevölkern das denkmalgeschützte Gebäude. Gläubige sieht man dort nicht mehr. Gottesdienste gibt es seit Jahren nicht. Für Hans Schwurbel, Doyen der katholischen Theologie an der Universität Wien, ist die Sache klar: "Hier hat sich der Eingang zur Hölle aufgetan."
"Was soll es sonst sein?"
Für Nicht-Christen mag das nicht klingen wie die naheliegendste Erklärung. Allein, Schwurbel kann sich auf eindeutige Argumente stützen: "Beelzebub, der mächtigste Dämon der Unterwelt, haust hier." Der wurde in zwei Jahrtausenden christlicher Theologie und christlichem Volksglauben als Herr der Fliegen beschrieben. "Viele Fliegen waren schon bei den Hexenprozessen ein eindeutiger Beweis. Und was hat man hier? Fliegen, nichts als Fliegen. Was soll es also sonst sein?"
Schwurbel sagt, er werde demnächst ein Forschungsprojekt auf die Beine stellen, das die Fliegenplage wissenschaftlich untersucht. "Ein erstes Förderansuchen beim Ministerium wurde schon bewilligt." Vielleicht führe das sogar zu einem zusätzlichen Lehrstuhl auf der Fakultät.
"Manchmal schädlich, Dämonen anzuschreien"
Larry Hogan, Chefexorzist der Erzdiözese Wien und allseits anerkannter Dämonenexperte, hatte leider nur kurz Zeit und verwies auf seine schriftlichen Grundsatzüberlegungen: "Es ist allerdings nicht notwendig, und manchmal sogar schädlich, Dämonen anzuschreien"
"Führt direkt in die Hölle"
Unterstützung bekommt Schwurbel von seinem anglikanischen Pendant Alistair Alec McSmart vom Trinity College in Cambridge. In einem Exklusivinterview mit dem hpd bestätigt er die Thesen Schwurbels. "Als Anglikaner gehe ich natürlich davon aus, dass Schwurbel Ketzer ist. Aber auch ein Ketzer kann mal Recht haben. Dass sich der Eingang der Hölle in einer Kirche auftut, die nach Martin Luther benannt ist, ist wohl ein mehr als eindeutiger Fingerzeig des Allmächtigen. Er will uns sagen: Lutheraner sein führt direkt in die Hölle."
Bald in anderen „Götzentempeln“?
Ähnlich sieht es Vojslav Brbljivic von der serbisch-orthodoxen Kirche. "Wir warnen vor Beelzebub, der die Katholiken, die Anglikaner und die Lutheraner im Auftrag seines Herrn und Meister Satan verführt hat. Jetzt sind wenigstens die Lutheraner aus dem Spiel, diese anmaßendste aller Sekten von Ketzern." Eine gewisse Schadenfreude ist ihm nicht abzusprechen.
Nach dem kurzen Ausbruch an Emotionalität kehrt sofort der kühle Wissenschaftler zurück. "Ich rechne fest damit, dass sich ähnliches bald in anderen Götzentempeln ereignen wird." Als Beispiel nennt er Medjugorje und den Petersdom. Auf Nachfrage weist Schwurbel diese Feststellung als "aus der Luft gegriffenen Schwachsinn" von sich, das seien "haltlose Spekulationen", noch dazu von "einem halben Ketzer."
Gottes unergründliche Wege
Von einem weiteren Mitarbeiter der katholisch-theologischen Fakultät heißt es wörtlich: "Überhaupt sollen alle nicht-katholischen Theologen in der Causa den Mund halten. Die haben doch keine Ahnung. Prinzipiell nicht und hier schon gar nicht." Namentlich wolle er nicht genannt werden. "Ich will den fragilen Prozess der Ökumene nicht gefährden. Vielleicht können wir nach diesem Gottesbeweis ja diese lutheranischen Ketzer zurück holen in die Gemeinschaft der Heiligen." Die Nicht-Katholiken sollten außerdem froh sein, wenn es sie nicht bald treffe. "Ich hab echt keine Ahnung, warum es zuerst die Lutheraner getroffen hat und nicht die Reformierten oder die Mormonen. Aber wie heißt’s so schön: Gottes Wege sind unergründlich".
Zeugen Jehovas: Herr kommt bald
Für die Zeugen Jehovas ist die Plage ein Zeichen für die nahende Ankunft des Herrn. Gott gebe sich deutlich zu erkennen und trenne die Seligen von denen, die, wie die Lutheraner, mangels Glaubensfestigkeit nun mal nicht das Ende der Welt überleben würden. Auf ein Datum wollte man sich trotz mehrmaliger Nachfrage nicht festlegen.
"Warum nach natürlichen Ursachen suchen?"
Die These, dass das zeltartige und besonders hohe Dach der Kirche eine Brutstätte für die Fliegenplage sein könnte und die Plage alles andere als übernatürlich sei, weisen sämtliche vom hpd befragten theologischen Wissenschaftler zurück. "Warum nach natürlichen Ursachen suchen, wenn es ein eindeutiger Fingerzeig Gottes ist. Außerdem: Wo würden wir hinkommen, wenn wir uns mit Naheliegendem beschäftigen würden?", sagt Theologe Alistair Alec McSmart stellvertetend für die anderen.
Protestanten ratlos
Etwas ratlos zeigen sich die evangelischen Kollegen der eingangs zitierten Experten. "Offenbar haben wir seinerzeit die Kirche wirklich auf den Pforten der Hölle errichtet. Wahrscheinlich wollte man damit einen heidnischen oder einen katholischen Kraftort überprägen. Vielleicht hat man aber auch nur die Karte falsch gelesen. Das kommt schon mal vor", sagt Alfons Abstruzz von der evangelisch-theologischen Fakultät in Wien.
"Es gibt halt leider keine Aufzeichnungen mehr aus dieser Zeit. Das ist ja auch schon lange her". (Die Kirche stammt aus den 60-ern, Anm.) Das sei nicht als Eingeständnis zu werten, dass die Evangelischen grundsätzlich des Teufels seien. "Es sind halt viele Menschen ausgetreten seit damals und das hat die Fähigkeiten unserer Kirche eingeschränkt, die Pforten der Hölle zu überwinden. Wenn die Leute nicht mehr glauben, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn Beelzebub auf Erden zurückkehrt."
Lamaisten und Muslime: Wir haben Recht
Anders sieht es ein Vertreter des Lamaismus, der sich überraschender- (und ungebetener)weise von sich aus beim hpd meldet. "Die Christen sollen sich nicht zu früh freuen. Hier hat sich der Herr der Götter nur eine Form ausgesucht, die die dekadenten Menschen im Westen auch verstehen. Er spricht die klare Warnung aus: Wenn ihr nicht kehrtmacht und den Dalai Lama anbetet, bricht das Strafgericht schon jetzt herein".
Ähnlich formuliert es ein islamischer Gelehrter – freilich fordert er die Menschen zur Bekehrung zum Islam auf.
Krumpendorf: Zuerst Waffen-SS, jetzt Hölleneingang
In der Gemeinde Krumpendorf schwankt die Stimmung zwischen Schrecken, Fassungslosigkeit und der Hoffnung auf zahlende Touristen. "Zuerst die Waffen-SS mit ihren jährlichen Feiern, jetzt die Fliegenkirche. Gerade rechtzeitig, bevor die letzten Aufrechten, ich mein natürlich die letzten Unverbesserlichen, wegsterben. Seit der Jörgl nimmer unter uns ist, läuft das ja nicht mehr so toll", sagt einer der Hoteliers im Ort. Jetzt habe man wieder ein Alleinstellungsmerkmal: "Marienerscheinungen und Holocaust-Mahnmale, die gibt’s überall. Aber so einen Eingang zur Hölle, das hat nicht jeder."
Langfristig dürfte das das Abrissverbot für die Fliegenkirche aus Denkmalschutzgründen nicht nur für die Theologen zu einem Segen machen.
Christoph Baumgarten
Nachtrag: „… für alle, die den Artikel (eine Satire) als Reportage ernst genommen haben: Ja, Sie haben recht, so reagieren Religionsvertreter in der Realität.“