Drei Jahre später schrieb mir Johannes einen langen Brief, in dem er mir zu einem gerade erschienenen Aufsatz zum Thema „Evolutionärer Humanismus“ gratulierte. Johannes meinte, dass sich auf dem Konzept des evolutionären Humanismus doch etwas aufbauen ließe, da wir nicht bei der bloßen Religionskritik stehenbleiben, sondern Alternativen zu den religiösen Weltdeutungsmustern entwickeln müssten.
Wie es der Zufall wollte, kam wenige Tage später Carsten Frerk zu Besuch, mit dem ich über den Vorschlag von Johannes diskutierte. Wahrscheinlich hätte das keine weitreichenden Folgen gehabt, wenn Carsten nicht noch einen Gast mitgebracht hätte, den ich damals nur aus der Ferne als Unterstützer von Karlheinz Deschner kannte: Herbert Steffen. So aber reifte in Herbert während des Gesprächs eine Idee, die letztlich zur Gründung der „Giordano Bruno Stiftung zur Förderung des evolutionären Humanismus“ führte. Ohne es zu wissen, war Johannes somit zum Mitinitiator der gbs geworden. Selbstverständlich sagte er auch sofort zu, als wir ihn fragten, ob er die Stiftung als Beirat unterstützen würde.
In den folgenden Jahren haben wir sehr von seinem Wissen und seiner Weitsicht profitiert. Solange es seine Gesundheit zuließ, war er auf jedem Stiftungstreffen präsent. Ich erinnere mich gut daran, wie er auf einem dieser Treffen sagte, mit der Giordano-Bruno-Stiftung sei endlich „eine Heimat für unsere Ideen“ geschaffen worden. Für uns war diese „Heimat“ untrennbar auch mit seinem Namen verbunden. Deshalb schmerzt sein Verlust sehr.
Bertolt Brecht beklagte in seinem großen Prosagedicht „An die Nachgeborenen“: „Auch der Hass gegen die Niedrigkeit / verzerrt die Züge. / Auch der Zorn über das Unrecht / Macht die Stimme heiser. Ach wir / Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit / konnten selber nicht freundlich sein.“ Johannes aber konnte es! Er war ein sanfter Revolutionär, der freundlich blieb, auch wenn ihn das Unrecht empörte. Wir werden ihn vermissen.