Tag des Friedhofs

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Besuchergruppe Waldfriedhof Zehlendorf / Alle Fotos © Evelin Frerk

BERLIN. (hpd) Der „Tag des Friedhofs“ am vergangenen Sonntag bot wieder Gelegenheit, über die eigene Vergangenheit und an die Lebenswege Verstorbener zu denken, wie auch über die eigene Zukunft nachzusinnen. Ein Spaziergang auf dem Waldfriedhof Zehlendorf. Dort befindet sich auch ein Humanistischer Bestattungshain.

In seiner langen, wechselvollen Geschichte war Berlin auch immer Anziehungspunkt, Lebensraum und Arbeitsmittelpunkt vieler Prominenter aus Kultur, Wissenschaft und Politik. Entsprechend gibt es dort auch überdurchschnittlich viele Grabstätten solcher Männer und Frauen. Aber neben den bekannten Promintenfriedhöfen gibt es auch die Grabstätten von Prominenten auf unbekannteren Friedhöfen.

Dorotheenstädtischer Friedhof

Der „Dorotheenstädtisch-Friedrichswerderscher und Französischer Friedhof“ – wie er offiziell heißt - gilt als der Prominenten-Friedhof in Berlin-Mitte. 1763 eingeweiht, stammen viele der Grabstätten aus dem 19. Jahrhundert.

Auf diesem Friedhof sind u. a. der Baumeister Karl Friedrich Schinkel, die Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Johann Gottlieb Fichte und Herbert Marcuse, die Schriftsteller Heinrich Mann, Johannes R. Becher, Bertolt Brecht, Heiner Müller, Anna Seghers, Christa Wolf, Arnold Zweig, die Schauspieler Helene Weigel-Brecht, Bernhard Minetti, der Komponist Hans Eisler, aber ebenso Günter Gaus sowie der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau begraben.

Jüdischer Friedhof Weißensee

Der Jüdische Friedhof in Berlin-Weißensee, 1880 angelegt,  ist mit 43 Hektar Fläche und rund 115.000 Grabstellen der größte noch bestehende jüdische Friedhof Europas. Seit den 1970er Jahren steht er unter Denkmalschutz. Hier finden sich die Grabstätten von u. a. Stephan Heym, Rudolf Mosse und Theodor Wolff.

Friedhöfe am Halleschen Tor

Auch auf den sechs Friedhöfen am Halleschen Tor, bei denen Steinmauern die verschiedenen Friedhöfe gegeneinander angrenzen, mangelt es nicht an Kulturprominenz: die Dichter E.T.A. Hoffmann, Rahel Varnhagen von Ense sowie Adelbert von Chamisso und der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Sie wurden seit dem 18. Jahrhundert außerhalb der Stadtmauern angelegt.

Die deutsche Teilung hat sich in Berlin auch in der Friedhofskultur widergespiegelt. Der bereits bestehende Friedhof Friedrichsfelde und der nach dem 2. Weltkrieg neu begründete Waldfriedhof Zehlendorf dokumentieren diese Teilung heute noch.

Zentralfriedhof Friedrichsfelde

Der sogenannte Sozialistenfriedhof wurde am 21. Mai 1881 eröffnet und entwickelte sich seit der Beisetzung von Wilhelm Liebknecht (1900) zum Begräbnisort führender Vertreter der Arbeiterbewegung. Nach der Teilung Deutschlands wurde der Friedhof (im Ostteil der Stadt) „Staatsfriedhof der DDR“ mit der 1951 eröffneten ‚Gedenkstätte der Sozialisten‘. Unter anderen wurden hier Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, Walter Ulbricht und Erich Mielke beigesetzt. Beispielsweise Bertold Brecht und HeleWeigel entschieden sich dagegen, und wurden auf dem evangelischen Dorotheenstädtischen Friedhof, neben dem sie gewohnt hatten, beigesetzt.

Im Südwesten West-Berlins – dort wo sich auch die bevorzugten Wohnorte von wohlhabenden Künstlern und Kulturarbeitern befinden, gibt es entsprechende Friedhofsanlagen.

Waldfriedhof Dahlem

1931 als Parkfriedhof neben dem Forst Grundwald angelegt, beherbergt er die Grabstätten von u. a. Gottfried Benn, Curth Flatow, Erich Mühsam, Karl Schmidt-Rottluff, O. E. Hasse und Harald Juhnke.

Waldfriedhof Zehlendorf

Der städtische Waldfriedhof Zehlendorf im Südwesten Berlins wurde in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Waldstück angelegt, mit einer Fläche von 50 Fußballfeldern. Unter anderem fanden Ernst Reuter, Willy Brandt, Ulrich Schamoni und Hildegard Knef – also Prominente aus West-Berlin - hier ihre letzte Ruhestätte. Das Grundprinzip eines Waldfriedhofs besteht darin, dass er primär keinen engen Friedhofscharakter hat, sondern durch lange Schneisen im Waldbestand den Blick weit schweifen lässt.

Die Gräber von Ernst Reuter, dem legendären Regierenden Bürgermeister der ersten Nachkriegszeit, und Willy Brandt, Regierender Bürgermeister, Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger, tragen auf Wunsch der Familien keine Lebensdaten. Ausdruck dafür, dass sie die Zeiten überdauern werden? Das Grab von Willy Brandt, der ein Bewunderer von Ernst Reuter war, befindet sich zudem ‚Kopf an Kopf’ mit dem von Ernst Reuter.

Auch hier ist die Abfolge der weiteren Namen sehr lang: U. a. die Politiker Paul Löbe, Otto Suhr, Ernst Lemmer und Jacob Kaiser, die Künstler Hans Scharoun, Martin Held, Wolfgang Menge, Helmut Käutner, Erwin Piscator, Boris Blacher, Sigrid Kressmann-Zschach. Ebenso wie Rut Brandt.