BRIG-GLIS. (hpd) Laut Lehrplan 21 tritt das konfessionsneutrale Fach "Ethik-Religion-Gemeinschaft" (ERG) an die Stelle des bisherigen konfessionellen Religionsunterrichts in der Schweiz.
Im Lehrplan 21 geht es um "überfachliche Kompetenzen sowie Themen wie Menschenrechte, Moral, Toleranz, Merkmale der Weltreligionen, Spielregeln des Zusammenlebens, Umgang mit Konflikten, Themen aus der aktuellen Lebenswelt der Jugendlichen, Partizipation im Klassen- bzw. Schulrat".
Doch Bischof Norbert Brunner wartet kurz vor seiner Pensionierung mit einer weiteren, haarsträubenden Empfehlung auf. So sind Sitten für ihn eine Angelegenheit nur für christliche Lehrpersonen. Gegenüber der RhoneZeitung erklärte er wörtlich: "Es ist unsere Überzeugung, dass in einem Umfeld, das bis zu 90 Prozent christlich ist, eine Lehrperson auch für das Fach 'Ethik-Religion-Gemeinschaft' einer der beiden im Kanton Wallis öffentlich-rechtlich anerkannten Kirchen angehören sollte. Wir haben im gleichen Brief darauf hingewiesen, dass diese Empfehlung für die Schulbehörden nicht bindend ist."
Damit bestätigte Bischof Brunner einen Brief von Generalvikar Richard Lehner an das Walliser Erziehungsdepartement und die Schuldirektion der OS Brig-Glis (siehe: "Bischof von Sitten schickt Lehrerin in die Wüste"). Darin hatte Lehner erklärt, es sei "unerlässlich, dass Lehrpersonen, welche ERG unterrichten, einer der beiden Kirchen angehören".
Die bischöfliche Forderung käme einem faktischen Lehrverbot für nicht-christliche Ethik-LehrerInnen an Walliser Orientierungsschulen gleich. Zudem hantiert Bischof Brunner mit veralteten Prozentzahlen. Denn laut den neusten Zahlen des Schweizer Bundesamtes für Statistik hatten die beiden christlichen Konfessionen im Wallis 2010 nur noch einen Anteil von 81,8 Prozent. Tendenz sinkend.
Kurt Marti
[Übernahme von infosperber]
Siehe auch:
Bischof von Sitten schickt Lehrerin in die Wüste
Freysinger: "Ich habe sie nicht kaltgestellt!"