Religiöse Rechte – 2013

Im August setzte Syriens Diktator Baschar al-Assad Giftgas gegen seine Gegner im Bürgerkrieg ein. In den Vororten von Damaskus starben über 1500 Menschen den Erstickungstod. Nach empörten Reaktionen der Weltgemeinschaft schien sogar ein Militärschlag der USA denkbar. In letzter Minute konnte Außenminister John Kerry eine Verständigung herbeiführen. Syrien erklärte sich bereit, sein gesamtes Giftgasarsenal unter internationale Aufsicht zu stellen. Er kürzlich erhielt die Organisation für das Verbot chemischer Waffen, die diesen Prozess überwacht, den Friedensnobelpreis.

Den Giftgasangriff in Damaskus nahm Louie Gohmert nachträglich zum Anlass um den Irakkrieg zu rechtfertigen. Bushs Behauptungen über das Chemiewaffenprogramm Saddam Husseins, die den Einmarsch rechtfertigten, seien korrekt gewesen. Die US-Armee hätte die Massenvernichtungswaffen nur deswegen nicht gefunden, weil der Irak sie rechtzeitig an das Assad-Regime übergeben hätte. Für diese Behauptung fehlen Gohmert nicht nur die Beweise, sie ist auch unplausibel. Nachdem die Baath-Partei sowohl in Syrien wie dem Irak die Macht ergriff, kam es zu Konkurrenzkämpfen zwischen beiden arabischen Staaten, die sich zu Beginn des Irakkriegs 2003 spinnefeind waren. Glenn Beck warnte, dass die UN die USA in einen Krieg drängen wollten. Eine Intervention in Syrien würde einen Krieg mit Russland und China provozieren. Die UN würden sich selbstlos als Friedensvermittler anbieten und dies zum Anlass nehmen, eine Weltregierung zu errichten. Außerdem suggerierte Beck, dass nicht Assad selbst hinter dem Giftgasangriff stehe, sondern Rebellen, die von den USA Waffen erhalten hätten. Der Militärschlag solle nun von der Unterstützung für die Islamisten ablenken. Zudem handele Obama im Auftrag Katars, das eine Pipeline durch Syrien wünsche.
 Der ehemalige Pentagon-General Jerry Boykin sah die absolute Eskalation kommen. In der Bibel steht geschrieben, dass Damaskus kurz vor dem Ende der Welt vollständig zerstört wird. Diese Prophezeiung sieht Boykin durch den Giftgasangriff bestätigt. Sollte die Freie Syrische Armee tatsächlich in Damaskus einmarschieren, könnte ein verängstigter Assad sein gesamtes Chemiewaffenarsenal einsetzen und so die Apokalypse herbeiführen. 
Mohammed Mursi, erst seit 2012 Präsident Ägyptens, wurde im Juli durch einen Putsch des Militärs abgesetzt. Das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Muslimbrüder fand die Zustimmung von Sandy Rios und Frank Gaffney. Die über 600 Toten eines Massakers seien bestimmt keine Unschuldigen gewesen. Fernsehprediger Pat Robertson verbreitete erneut die These, dass Obama in Wirklichkeit muslimisch sei und mit der Muslimbruderschaft zusammenarbeitet. Ähnlich hatte sich auch Louie Gohmert geäußert. Dessen Thesen erfuhren im ägyptischen Fernsehen große Aufmerksamkeit. Da Gohmert Mitglied im US-Kongress ist, gilt er als Insider und seine Anschuldigung gegen Obama als Beweis. Die neue ägyptische Militärregierung ging auf Konfrontationskurs sowohl mit den Muslimbrüdern wie auch mit den USA. Gohmerts Attacken auf Obama kamen da wie gerufen.

Im Juni verabschiedete die russische Duma ein Gesetz gegen "homosexuelle Propaganda". Schwulenparaden wird es damit in Zukunft nicht mehr geben. Insgesamt haben Akte der Gewalt gegenüber Homosexuellen 2013 zugenommen. Die Christliche Rechte gab mehrfach zu verstehen, dass sie mit der Politik Präsident Putins übereinstimmt. Scott Lively gab an, dass er sehr stolz darauf sei, zum Gelingen des Gesetzes beigetragen zu haben. In den letzten Jahren hatte er Russland oft bereist und für seine Idee geworben. Er bezeichnete Russland als "Leuchtfeuer der Freiheit", während die USA zu einer "schwulen Sowjetunion" würden. Er freue sich, dass Präsident Putin bald sein Buch "The Pink Swastika" in russischer Sprache lesen könne. Dort hatte Lively die Behauptung aufgestellt, die NSDAP sei im wesentlichen eine Homosexuellenorganisation gewesen. 
Auch wenn Christliche Rechte und Tea Party im Jahr 2013 weiterhin am lautesten schreien, heißt das nicht, dass sie auch die tonangebende Macht unter den Republikanern sind. Mehrere ihrer Kandidaten sind bei den Wahlen um die Gouverneurssitze untergegangen. Chris Christie hat es jedoch geschafft. In diesem November siegte er zum zweiten Mal seit 2009 im traditionell demokratischen Staat New Jersey. Christies besonnene Art erreicht die Wähler der Mitte besser als die schrillen Töne der Tea Party, die nur ihre eigene Klientel bedienen kann. Mit seinem erneuten Sieg hat sich Christie nun für das höchste Amt im Staat empfohlen. 


Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr