WIEN. (hpd) In Österreich sind 2013 fast 55.000 Menschen aus der Kirche ausgetreten – um fast fünf Prozent mehr als 2012. Der Anstieg gilt als unerwartet. Hoffnungen auf eine Aufbruchsstimmung durch den neuen Papst Jose Maria Bergoglio dürften sich damit zerschlagen haben.
Die Schlagzeile der katholischen Presseagentur kathpress verbreitet irgendetwas zwischen Zweckoptimismus und Schicksalsergebenheit: "Katholikenzahl weitgehend stabil", titelt sie ihre Meldung vom Dienstagvormittag.
Dass 2013 trotz Jubelstimmung um den neuen Papst und medialer Dauerpropaganda fast 55.000 Katholiken in Österreich ausgetreten sind, scheint eher achselzuckend zur Kenntnis genommen zu werden. Es ist eine der größten Austrittswellen seit Beginn der Aufzeichnungen. Nur 2010 und 2011 war es noch schlimmer.
Und das in einem Jahr, in dem es keine größeren Skandale um die Kirche in Österreich gegeben hat. Allerdings dürfe sich die Affäre um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz van Elst auch in Österreich ausgewirkt haben.
Papst-Effekt minimal
Lediglich einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es aus katholischer Sicht: Im Vorjahr traten 4.769 Ausgetretene wieder ein. Das sind 288 mehr als 2012. Ob das eine normale statistische Schwankung ist oder der erhoffte Papst-Effekt, wird sich vermutlich nicht klären lassen.
Kirche sieht "Hoffnungspotential"
Paul Wuthe, Chefredakteur der kathpress und Medienreferent der Bischofskonferenz sieht das als "Stabilisierung mit Hoffnungspotential". Immerhin seien 99 Prozent der Katholiken ja dabei geblieben. Im Vergleich zu anderen großen Einrichtungen im Land stünde die katholische Kirche relativ gut da.
Zuwanderung mildert Schrumpfung ab
Die Statistik zeigt auch, dass die katholische Kirche ein wenig von der Zuwanderung nach Österreich profitieren kann. Einige katholische Zuwanderer aus den Nachbarländern haben die Lücke, die sich aus Austritten und dem Unterschied zwischen Taufen und katholischen Begräbnissen ergibt, abgemildert. So sank die Gesamtzahl der Katholiken von 5,36 Millionen auf 5,31 Millionen. 2001, bei der bislang letzten Volkszählung, waren es noch 5,9 Millionen.