Heimkinder

Wo ist die deutsche Einheit?

Die Berliner Anlaufstelle, die sowohl Beratungen für die Ost- wie auch die West-Fonds bearbeitet, hat daraus Konsequenzen gezogen. So wurden zusätzlich neue Räume angemietet und ab März 2014, spätestens jedoch im April wird ein Team in dem Stadtteilzentrum Fehrbelliner Straße 92 in 10119 Berlin (Pankow/Mitte), die Arbeit aufnehmen. Die Anlaufstelle in der Fregestraße 38a in 12161 Berlin-Friedenau, bleibt bestehen.

Eine positive Einstellung führt eher dazu, die Kapazität zu vergrößern und im Rahmen der Recherche ist hier schon einmal ein Blick auf die zweite Berliner Anlauf- und Beratungsstelle.

In Schwerin ist die einzige Anlauf- und Beratungsstelle für ganz Mecklenburg-Vorpommern eingerichtet. Auch hier arbeitet das Team weiter: "Wir beruhigen die Betroffenen, die sich aufgrund der aktuellen Situation Sorgen machen und bitten sie, durchzuhalten." Aufregung sei dabei eher kontraproduktiv. Momentan lassen sich Abschlüsse noch umsetzen, d. h. zugesagtes Geld fließt Wie lange, darüber mochte man keine Auskunft geben.

In der Anlaufstelle für Sachsen, in Leipzig, ist es ähnlich. "Wir beraten nach wie vor, Erstkontakte, Vereinbarungen, Schlüssigkeits-Prüfung mit Auszahlung, das ist das Programm. Über 2.000 Erstgespräche führten hier zu rund 1.200 Einzelberatungen.

Jetzt im Januar 2014 ist die Nachfrage steigend. Es kommen im Durchschnitt pro Arbeitstag 75 Neuanfragen zur Erstberatung in der Anlaufstelle an. Die Nachfrage liegt höher als in den vorangegangenen eineinhalb Jahren. Hier ist das Telefon so extrem frequentiert, dass sogar die Annahme auftrat, die Anlaufstelle habe kein Geld mehr und deshalb ihre Türen geschlossen. Nun, das Gegenteil ist der Fall. Wie lange das Kontingent zur Abdeckung der schlüssigen Anträge genügt, ist abhängig von den jeweiligen Anträgen und lässt sich nicht voraussehen. Neue Vertrage werden nicht abgeschlossen. Die Kommission, die über die Fonds entscheidet, kommen wohl im Februar zur Beratung zusammen, das braucht Zeit und Ruhe und auch Zuversicht. Darauf setzen die Mitarbeiter."

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (bmfsfj) bestätigte, dass die Fonds "Heimerziehung in der DDR" eingefroren werden mussten. Man spricht von einer bedrückenden Situation.

Allerdings war im Ministerium trotz mehrfacher Nachfrage niemand bereit, unsere Fragen genauer zu beantworten.

Wir fragten:

  • "Wie hoch ist die Anzahl der ausgezahlten und beglichenen Anträge, die aus dem Fonds Ost beglichen wurden?"
  • "Mit welcher Anzahl weiterer Anträge rechnen Sie?"
  • "Ist es richtig, dass die Fonds Ost wie –West nicht gedeckelt sind?"
  • "Stimmt es, dass der Bund die aktuell fälligen 6 Millionen Euro in die Ost-Fonds zahlt?"
  • "Ist es richtig, dass bisher nur zwei Bundesländer ihrer fälligen Zahlungsverpflichung nachgekommen sind?"
  • "Welche Positionen sind bisher offen geblieben?"
  • "Wie wollen Sie es öffentlich kommunizieren, dass die West-Fonds gefüllt sind, die Ost-Fonds hingegen leer?"
  • "In einem aktuellen Interview gab sich die Ministerin optimistisch und sagte, die Ost-Fonds werden 'gut angenommen' - hat man sich bei der Anzahl der Betroffen nicht gründlich verschätzt?"
  • "Es wird davon gesprochen, dass für die Ost-Fonds von einem Budget über 200 Millionen ausgegangen wurde – welche Summe wird heute angenommen, um positiven Anträge zu decken?"
  • "Anfangs bestand die Annahme, es habe in der DDR keine kirchlichen Heime gegeben. (Daher ist die Kirche auch nicht verpflichtet, in die Ost-Fonds einzuzahlen.) Allerdings ist das Gegenteil inzwischen belegt. Ein Beispiel ist das St. Josefsheim in Birkenwerder bei Berlin, es wird von den 'Karmelitinnen vom Göttlichen Herzen Jesu' geführt. Dort waren – auch - elternlose Kinder und Kriegswaisen in Obhut. Werden mit dieser neuen Erkenntnis die Kirche in den Kreis der Fonds-Ost einbezogen? Wenn nicht, worin liegt die Begründung, dass sich die Kirchen aus den Belastungen der Fonds heraushalten?"

Vom Ministerium kamen daraufhin die immer gleichen Antworten, die sich auf die Kernsätze zusammenfassen lassen:

"Der Fond ist sehr gut angenommen worden. ... Die 40 Milllionen Euro sind bald erschöpft ... Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig hat erklärt, dass sie sich im Vorfeld für den Fond stark gemacht hat. Es gilt nun, dass der Bund und die ostdeutschen Bundesländer sich zusammensetzen müssen, um eine gemeinsame Lösung zu finden und die Betroffenen nicht im Regen stehen lassen ... Um dem Bedarf der Betroffenen gerecht werden zu werden, wurde Personal – sowohl in der Geschäftsstelle, als auch in den Anlauf- und Beratungsstellen – aufgestockt."

Evelin Frerk