Humanistentag 2014

Auf den Menschen kommt es an!

Es ist unsere Aufgabe, dies anzuklagen, jetzt und in der Zukunft, und uns andererseits auch einzusetzen für alle “anderen” Opfer von Verfolgung. Wie zum Beispiel Anhänger anderer Glaubensrichtungen, oder lesbische, homosexuelle, bi- oder transsexuelle Menschen, verschiedene ethnische Minderheiten, Frauen, … und andere mehr.

Deshalb ist es auch wichtig und nötig, dass Organisationen, die sich mit der Amsterdamer Erklärung der IHEU aus dem Jahre 2002 identifizieren können, auch tatsächlich Mitglied der IHEU werden. Nur so können wir noch stärker werden, um unser Gedankengut innerhalb der großen internationalen Einrichtungen zu verteidigen. Wir, die IHEU, sind sowohl aktiv in den Vereinten Nationen in New York wie auch in Genf, und unsere Delegierten haben dort bereits sehr gute Arbeit geliefert. Da sie sich allerdings auf ehrenamtlicher Ebene dort einsetzen, haben sie es nicht leicht gegenüber mächtigen Lobbys von der OIC (Organization of Islamic Conferences) zum Beispiel, die bezahlt werden, um dort vor Ort zu sein und für ihre Belange zu kämpfen. Wir sind auch vertreten im Europarat, wir agieren in den Strukturen der EU und sind aktiv im ACHPR (African Commission on Human and Peoples’ Rights). Leider haben wir bisher jedoch nicht die finanziellen Mittel und ausreichend Menschen, um dort permanent anwesend zu sein.

Wenn wir von der Universellen Erklärung der Menschenrechte sprechen, müssen wir allerdings nicht nur die Freiheit der Meinungsäußerung betonen. Zwischen den verschiedenen Werten, um die es in dieser Universellen Erklärung geht, gibt es keine Hierarchie. Unser ‘core business’, unsere Kernaufgabe ist natürlich die Freiheit, eine eigene Meinung zu haben und diese auch äußern zu können, aber dies kann nur garantiert werden, wenn auch die anderen Menschenrechte respektiert werden: Gleichwertigkeit aller Menschen, Recht auf Arbeit, Recht auf Nahrung, Recht auf sauberes Wasser, Recht auf Bildung, und so weiter, denn Menschen, die in großer Armut leben, wollen in erster Linie überleben, und haben weder die Energie, noch die Möglichkeiten, sich mit der Freiheit der Meinungsäußerung zu befassen …

Es versteht sich von selbst, dass es zwischen den verschiedenen Mitgliederorganisationen der IHEU Unterschiede gibt, hinsichtlich der Tagesordnungspunkte, die ihnen wichtig sind, und hinsichtlich der Akzente, die sie gerne legen wollen. Ein Humanist in Nigeria oder Uganda hat beispielsweise andere Prioritäten als wir hier in Europa. Genauso selbstverständlich ist es, dass es zwischen Organisationen aus ein und derselben Gegend verschiedene Akzente und Interessenschwerpunkte geben kann. Das ist prima, das Letzte, was ich will, ist hierüber ein Werturteil zu fällen. Ich kann mich lediglich persönlich besser fühlen bei dieser oder jener Entscheidung, die ich selbst treffe, ohne sie allerdings jemand anderem aufdrängen zu wollen. Wichtig ist vor allem, dass wir über die Unterschiede hinweg zusammenarbeiten, wo immer es möglich ist. Und wenn wir unsere eigenen Akzente legen wollen, dies auf eine positive Art zu tun, ohne Schwesterorganisationen anzugreifen.

Dies meine ich allerdings keineswegs als Aufruf zur Kritiklosigkeit. Der Tag, an dem wir uns selbst nicht mehr in Frage stellen, bedeutet das Ende des freien Denkens. Und dies ist ein viel zu kostbares Gut, mit dem wir am besten achtsam umgehen können.

Liebe Freundinnen und Freunde, ich hoffe sehr, dass diese Humanistentage einen Beitrag liefern können im Hinblick auf die Bekanntmachung unserer Auffassungen, und dass es uns so gelingen möge, etwas Sinnvolles zu einer besseren Welt beizutragen.

 

Sonja Eggerickx
President IHEU