Der Berliner Senat hat ein umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen, um Frauen effektiv vor Gewalt zu schützen und Femizide zu verhindern. Der Fall von Zohra Mohammad Gul, die im April dieses Jahres von ihrem Ehemann auf offener Straße getötet wurde, hat erneut gezeigt, dass in akuten Gefahrensituationen effektive Schutzangebote fehlen.
Um hochriskante Fälle von häuslicher Gewalt künftig besser und schneller zu identifizieren, sollen Polizei, Jugendämter, Gerichte und Fachberatungsstellen gemeinsam über bestimmte Fälle beraten und entscheiden. Bisher hatten Behörden häufig versagt, auch weil es keinen solchen Informationsaustausch gab. Außerdem sollen mehr Frauenhausplätze geschaffen werden und Fortbildungen eine zentrale Bedeutung bekommen. Eine Clearingstelle im bald fertiggestellten achten Frauenhaus in Berlin soll zudem 24 Stunden täglich für akut gefährdete Frauen Hilfe anbieten.
Terre des Femmes begrüßt diesen wichtigen Schritt des Berliner Senats. Andere Bundesländer müssen nun nachziehen und auch die Bundesregierung muss geschlechtsspezifische Gewalt systematisch bekämpfen und schnelle, flächendeckende und effektive Hilfe für betroffene Frauen und ihre Kinder gewährleisten.
"Die Ermordung von Zohra Gul hat noch einmal deutlich gemacht: eine schnellere und gründlichere Zusammenarbeit der Behörden bei häuslicher Gewalt kann für die Betroffenen überlebenswichtig sein", sagt Yamina Lourghi, Referentin für häusliche und sexualisierte Gewalt bei Terre des Femmes. "Wir fordern auch von den anderen Bundesländern und der Bundesregierung, endlich effektive Maßnahmen zum Schutz von Frauen umzusetzen."
Jede vierte Frau ist von häuslicher Gewalt betroffen, laut Polizeistatistik 119.164 Frauen allein im Jahr 2020. Täglich versucht ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin zu töten, jeden dritten Tag wird eine Frau durch ihren aktuellen oder ehemaligen Partner ermordet. Im Jahr 2020 waren es 139 Frauen, die getötet wurden.