US-Katholiken outen schwule Priester durch Dating-Apps

schwules paar_lgbt_pride.jpg

Symbolbild
Symbolbild

Konservative Katholiken haben laut einem Bericht der Washington Post im US-Staat Colorado die Trackingdaten von Priestern gekauft, die im Internet einen schwulen Partner suchten. Das Material spielten sie Bischöfen und anderen hochrangigen Kirchenfunktionären zu, heißt es in dem Bericht weiter.

Mindestens vier Millionen Dollar ließ die Gruppe Catholic Laity and Clergy for Renewal (dt.: "Katholische Laien und Geistliche für Erneuerung") sich die Aktion kosten, so ihr Präsident Jayd Henricks. Der Großteil der Daten stammt von der Dating-App Grindr, die auf schwule, bisexuelle und Trans-Männer spezialisiert ist, ferner von Apps für spezielle Zielgruppen innerhalb der schwulen Community, etwa Growler und Scruff, und von OkCupid, einer Plattform für Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung. Wie Hendricks weiter erklärte, habe die Gruppe das Material legal von einem Datenbroker erworben, der üblicherweise an Werbetreibende verkauft. In den Vereinigten Staaten gibt es kein Gesetz gegen diese Form des Datenhandels.

Auch in ethischer Hinsicht sieht Jayd Henricks das Vorgehen seiner Gruppe auf Seiten der Guten. Deren Zweck sei es, "die Kirche zu lieben und sie mit jedem verfügbaren Mittel darin zu unterstützen, heilig zu sein" – die Bloßstellung von Privatpersonen eingeschlossen.

Dafür nutzten sie Standortdaten der User, wie sie für den Verkauf von Werbeplätzen herangezogen werden. Indem die Gruppe die Standortdaten aus den Apps mit der geografischen Lage von kirchlichen Wohnsitzen, Arbeitsplätzen und Priesterseminaren abglich, stellte sie fest, welche Priester auf den Plattformen aktiv waren. In den aktuellen Fällen hat die Gruppe um Jayd Hendricks nach eigenen Angaben Daten aus dem Zeitraum zwischen 2018 und 2021 verwendet.

Einige der Aktivisten waren laut Washington Post bereits 2021 am Outing des prominenten Priesters Monsignor Jeffrey Burrill beteiligt (der hpd berichtete). Burrill hatte sein Amt als Generalsekretär der US-Bischofskonferenz niedergelegt, nachdem ihn die katholische News-Seite The Pillar beschuldigt hatte, er sei auf Grindr aktiv gewesen und habe Bars für Schwule besucht. Das gehe angeblich aus seinen Handydaten hervor. Wie diese zu The Pillar gelangt sind, ist nicht bekannt.

Laut dem Datenschützer Bennett Cyphers von der Initiative Electronic Frontier Foundation sei es das erste ihm bekannte Beispiel von Rufmord an einer Privatperson aus politischen Motiven gewesen, bei dem eine private Gruppe kommerziell erworbene Handydaten verwendete.

Der aktuelle Fall hat die Debatte um die Datensicherheit von mobilen Apps erneut angeheizt. Ein Sprecher des Unternehmens Grindr, Patrick Lenihan, äußerte sich gegenüber der Washington Post "wütend" über das Vorgehen der "Anti-LGBTQ-Bürgerwehr". "Alles, was sie tun, ist Menschen zu verletzen", so Lenihan. Im Interesse der Community habe sich Grindr dafür eingesetzt, destruktive Akteure aus dem Geschäft mit Nutzerdaten zu verbannen und wolle dies auch weiterhin tun. Nach seinen Angaben habe das Unternehmen 2020 aufgehört, Standortdaten von Usern mit Werbepartnern zu teilen. Jedoch ist nicht auszuschließen, dass diese Informationen durch die Betreiber anderer Apps in die Hände von Hendricks' Leuten gelangt sind.

Unterstützen Sie uns bei Steady!