Texas hat eines der strengsten Gesetze, um legale, medizinisch begleitete Schwangerschaftsabbrüche zu verbieten. Als Ausnahme gilt allein die Gefahr für Gesundheit und Leben der Schwangeren. Dass aber selbst das nicht immer zählt, zeigt nun der Fall Kate Cox. Ihre Schwangerschaft hatte sie bereits mehrfach in die Notaufnahme gebracht. Für den Fötus besteht keine Hoffnung, nach der Geburt lange zu überleben. Nachdem ein Gericht Cox die Notfallabtreibung zunächst erlaubt hatte, setzte der Oberste Gerichtshof von Texas die Erlaubnis nun bis auf Weiteres aus.
Am Donnerstag hatte Richterin Maya Guerra Gamble im südtexanischen Travis County District entschieden, dass Kate Cox legal ihre Schwangerschaft abbrechen darf. Sie erhielt eine 14-tägige Aufhebung vom Abtreibungsverbot. Cox ist 31, Mutter zweier Kinder und wünscht sich mit ihrem Ehemann weitere Kinder. Sie ist bereits in der 20. Schwangerschaftswoche und hat schon mehrere Aufenthalte wegen Krämpfen und Flüssigkeitsverlusten in drei Notaufnahmen hinter sich. Bei ihrem Fötus wurde Trisomie 18 festgestellt. Das konsultierte medizinische Personal hatte ihr mitgeteilt, dass der Fötus wahrscheinlich bereits in der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt sterben würde. Da ihre Kinder mittels Kaiserschnitten zur Welt kamen, bedeute eine Fortführung dieser Schwangerschaft nicht nur eine Gefahr für Cox' Gesundheit, sondern könne auch ihre zukünftige Fruchtbarkeit bis hin zum Verlust des Uterus beeinflussen.
Am Freitag Abend folgte eine weitere Gerichtsentscheidung. Der republikanische Generalstaatsanwalt und aktive Abtreibungsgegner Ken Paxton wandte sich an den Obersten Gerichtshof von Texas. Dieser setzte daraufhin die Entscheidung des untergeordneten Gerichts bis auf Weiteres aus. Zudem wandte er sich drohend an die drei Krankenhäuser und weitere Mediziner*innen, die Cox bei der Beendigung ihrer Schwangerschaft helfen könnten. Sie würden einer Strafverfolgung und Geldstrafen von mindestens 100.000 Dollar entgegensehen (knapp 93.000 Euro).
Seiner Ansicht nach habe Cox nicht belegen können, dass ihre Schwangerschaft tatsächlich ihr Leben bedrohe.
Während Cox' Fall zunächst Hoffnung brachte, dass zumindest Schwangere, deren Schwangerschaft ihre Gesundheit oder gar ihr Leben gefährdet, legal und medizinisch begleitet abtreiben dürfen, scheint nun alle Hoffnung verloren. Allein im letzten Sommer hatten 15 Frauen versucht, Notfallabtreibungen gerichtlich zu erstreiten und waren gescheitert. Ihre Aussagen dazu, wie sie Föten gebären mussten, die wenige Stunden nach der Geburt starben, lassen das unfassbare Leid erkennen.
Ein Leid, das Anti-Schwangerschaftsabbruch-Gruppen in Kauf nehmen. Die Organisation Texas Right to Life (Recht auf Leben Texas) hatte dazu erklärt, dass jedes Kind einzigartig wertvoll sei und gesetzlich geschützt werden solle, egal wie lang oder kurz das Leben des Babys sein möge.
Aktuell scheint es für ungewollt schwangere Personen in Texas nur die Möglichkeit zu geben, zum Schwangerschaftsabbruch in einen anderen Bundesstaat zu reisen und zu hoffen, bei der Rückkehr nicht juristisch belangt zu werden.