Christopher Street Day 2010

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Fotos: F. Navissi

Berlin. (hpd) Am Sonnabend fand in Berlin zum 32. mal der Christopher Street Day (CSD) statt. Ein bunter Zug aus 53 Fahrzeugen und über einer halben Million Menschen wälzte sich lautstark, schrill, bunt und tanzend durch die Stadt.

Im Sommer 1969 gab es in New York erstmalig einen solchen Umzug der Schwulen und Lesben. Zu jener Zeit war es eine politische Stellungnahme, sich zu seinem „Anderssein“ zu bekennen. Daraus geworden ist – zumal in Berlin – ein kommerzielles „Event“.

Ich hatte den Eindruck, dass es vielen der Besucher und auch denen, die im Zug mit gingen, weniger um politische Botschaften denn um „Fun“ ging. Ob Loveparade oder CSD: Die ununterbrochen lautstarke Beschallung, die Mengen an Alkohol verbinden sich für mich nicht unbedingt mit einer politischen Botschaft.

Ähnlich sah es wohl auch die Philosophin Judith Butler, die den ihr zugedachten Preis für Zivilcourage mit der Begründung ablehnte, die Veranstaltung sei ihr „zu kommerziell und zu oberflächlich“. Die Veranstalter sprechen zwar nicht von einem Eklat, aber einen bitteren Nachgeschmack wird das auch für sie haben.

Im Vorfeld und auch während des CSD gab es jedoch einige Veranstaltungen, die sich mit der politischen Komponente, die der Veranstaltung eigentlich inne sein sollte, auseinandersetzten. Der regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, erinnerte daran, dass diese Offenheit und Toleranz schwer erkämpft wurde. In den Tagen zuvor kam es auch in Berlin wieder zu Übergriffen gegen Homosexuelle.

Im Zug fuhren Wagen aller Parteien mit; selbst die „Schwulen und Lesben in der CDU“ waren dabei. Gibt es hier tatsächlich einen parteienübergreifenden Konsens? Das würde mich freuen.

Eine kleine Gruppe AktivistInnen machte auf die Situation der Homosexuellen in Iran aufmerksam; eine andere auf Scientology. Was ich daran erstaunlich fand: Diese kleinen Gruppen bekamen Beifall von den Zuschauern, die den großen, lauten Wagen zwar zuschauten und sich an den mannigfaltigen Kostümen erfreuten, dort aber nicht solche Beifallskundgebungen zeigten. Vielleicht sind die Zuschauer des CSD tatsächlich politischer als die Veranstalter.

F.N.