Anerkennung des Fliegenden Spaghettimonsters

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Führerschein mit religiöser Kopfbedeckung / Fotos © Evelin Frerk

TEMPLIN/BERLIN. (hpd) Auch in Deutschland wurde dem Glauben an das Fliegende Spaghettimonster jetzt die Anerkennung zuteil, die ihm längst gebührt. Mitglieder der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters („Pastafari“) dürfen sich nun auf Passbildern für amtliche Dokumente mit ihrer religiösen Kopfbedeckung, dem Piratenhut oder Piratentuch, ablichten lassen.

 

Was in Österreich schon früher möglich wurde – wenn auch nach mehrjähriger Wartezeit – ist nun auch in Deutschland anerkannt worden: Ein amtliches Dokument (Führerschein) mit dem Foto einer Person mit einer bestimmten religiösen Kopfbedeckung.

Die Vorschriften der Bundesdruckerei dazu sind eindeutig: „Das Foto muss die Gesichtszüge der Person von der Kinnspitze bis zum oberen Kopfende, sowie die linke und rechte Gesichtshälfte deutlich zeigen.“ Und: „Der Dokumentenbewerber ist grundsätzlich ohne Kopfbedeckung abzubilden. Die Passbehörde kann vom Gebot der fehlenden Kopfbedeckung insbesondere aus religiösen Gründen, von den übrigen Anforderungen aus medizinischen Gründen, die nicht nur vorübergehender Art sind, Ausnahmen zulassen.“


Ein Bericht von Rüdiger Weida („Bruder Spaghettus“).

„Noch 2008 hatte unser Bruder Cam einen ersten Versuch unternommen, dieses Recht für sich in Anspruch zu nehmen. Der Antrag, inklusive Passbild mit Piratenhut, wurde ihm auch anstandslos abgenommen, später jedoch die Forderung gestellt nachzuweisen, dass wir eine anerkannte Religion sind. Wie dieser Nachweis aussehen sollte, hatte die Behörde jedoch nicht mitgeteilt. Bruder Cam gab auf und reichte ein neues Passbild ein.

Etwa zur gleichen Zeit startete Niko Alm in Österreich eine ähnliche Aktion. Dort waren die Behörden noch zudringlicher. Er musste zum Amtsarzt und sich auf geistiges Wohlbefinden untersuchen lassen. Weil es an dem nicht fehlte, wurde dem Antrag nach einiger Zeit doch stattgegeben. Eine gelungene Aktion unseres Bruders Niko, die weltweit Aufsehen erregte und der Verbreitung und Anerkennung unser satirisch-kritischen Religion ungeheueren Aufschub gab.

Sofort war klar, auch in Deutschland wird es höchste Zeit, nun endlich diese Anerkennung durchzusetzen. Schwester Linguine war die erste, die bei dem für ihren Bereich zuständigen Amt vorstellig wurde und einen Führerschein beantragte, auf dem sie einen Piratenhut trug. Richtiger wäre wohl, beantragen wollte, denn in klarem Verstoß gegen geltende Bestimmungen wurde ihr sogar die Entgegennahme des Antrags verweigert und sie des Raumes verwiesen.

Dadurch vorsichtig geworden bereitete ich mich für die Abgabe meines Führerscheinantrags entsprechend vor. Unser Verein, die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e.V. (KdFSM), war nach mehrjährigem Kampf im April 2011 endlich wegen Förderung kirchlicher Zwecke zur gemeinnützigen Körperschaft geworden. Das sollte doch eine solche Bescheinigung sein, wie sie vormals von Bruder Cam gefordert wurde. Also steckte ich die, gemeinsam mit der Seite zwei aus einem Artikel im Focus, der uns durchaus Chancen auch in Deutschland einräumte, in meine Tasche und ging zur Führerscheinstelle.

Den Artikel brauchte ich nicht, der wirklich freundlich-korrekte Sachbearbeiter hatte bereits von der Aktion Nicos gehört. Er machte sich eine Kopie der Bestätigung als gemeinnützige Körperschaft und wies mich darauf hin, dass es mit der Bearbeitung etwas länger dauern könnte, etwa vier Wochen. Allerdings nicht, weil vielleicht die Rechtslagen geprüft werden müsste, sondern weil meine Fahrerlaubnis schon vor über 40 Jahren im heutigen Sachsen Anhalt ausgestellt wurde und von dort erst noch Daten abgefragt werden mussten.

Danach lief alles seinen normalen Gang. Als ich nach drei Wochen das erste Mal in der Führerscheinstelle nachfragte, war der bereits zur Abholung fertig. Genau so stelle ich mir die Arbeit von Behörden vor. Das war und ist für ganz Deutschland vorbildhaft. Es wird sicher nicht der letzte Führerschein mit der religiösen Kopfbedeckung der Pastafari sein.

Mein Angebot, interessierten Verehrern des Fliegenden Spaghettimonsters eine Kopie der Bestätigung unserer Kirche als gemeinnützige Körperschaft zu übersenden, wird rege in Anspruch genommen.“

Ein erster Versuch von Rüdiger Weida, ebenfalls mit einem Nudelsieb als Kopfbedeckung wie Niko Alm in Wien, erschien ihm allerdings unpassend und aus dem Evangelium des FSM nicht so gut herleitbar wie das Piratentuch.

Anlässlich einer „Nudelmesse“ der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters (KdFS) am vergangenen Samstagabend in Berlin wurde diese weitere Anerkennung nun auch der Öffentlichkeit vorgestellt.

C.F.