Nach Aussagen der Betreiber der im nördlichen Ostberlin liegenden kleinen Galerie „Foto-Shop“ genehmigte die Polizei sowohl schriftlich
als telephonisch gestern den Wiederaufbau einer durch sie noch am Vormittag wegen Verstoß gegen den berüchtigten Paragraph 166 StGB verbotenen Schaufensterdekoration.
Was war geschehen? Die 7 Künstler der Photoausstellung „Un-Dis-Position“ hatten eine auf den aktuellen Religionskrieg bezogene künstlerische Schaufensterdekoration entworfen: Eine als Sankt Nikolaus verkleidete Schaufensterpuppe umgeben von persiflierenden Symbolen der Religionsgeschichte.
Wer die Anzeige gestellt hat, ist nach wie vor unklar und genau so unklar ist, warum das Verbot nun bis zur Entscheidung der Justiz zurückgezogen wurde. Offensichtlich verursachte das Verbot nach dem Idomeneo - Skandal bereits derart viele Proteste, dass die Polizei Angst vor der eigenen „Courage" bekommen hat.
Viele lokalen Medien und auch die Künstlergruppe selbst weisen darauf hin, dass hier erneut mit Hilfe der nach wie vor bestehenden Sonderstellung der Religionen nicht nur die künstlerische, sondern auch die weltanschauliche Freiheit angegriffen wird. Zwar verweisen nur die Ausstellungsstücke von Mike Riemel explizit auf das Problem der Religionen, aber insgesamt wollte die Gruppe durch die Dekoration ihre weltanschauliche Meinung zum Ausdruck bringen. Die Künstlergruppe protestiert daher auf das Schärfste gegen diese Einschränkung ihrer künstlerischen Freiheit und die mögliche Zerstörung eines Kunstwerks. Sie fordert die Vertreter der Presse auf, das Verfahren kritisch zu begleiten. Insbesondere bedenklich finden sie es, dass kein betroffener Christ die Anzeige veranlasst hat, sondern die Polizei von sich aus aktiv wurde.
Informationen zu der Ausstellung: http://www.foto-shop-berlin.de/
Link zum Thema: GBS-Petition zur Verteidigung der Kunst-, Presse- und Meinungsfreiheit: http://www.leitkultur-humanismus.de/freiheit.htm