Aufklärung & Kritik 3/2012

NÜRNBERG. (hpd/gkpn) Die Gesellschaft für Kritische Philosophie hat jetzt die dritte Ausgabe ihrer Zeitschrift Aufklärung und Kritik (A&K) für 2012 herausgegeben. Als Überblick über die zahlreichen Artikel und Themen in dem umfangreichen Heft (317 Seiten) publiziert der hpd das Vorwort zur aktuellen Ausgabe der Zeitschrift.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

vor Ihnen liegt die dritte Ausgabe „Aufklärung und Kritik“ des Jahres 2012. Wenn Sie das Heft in Händen halten, dürfte die Fußball­europameister­schaft bereits der Vergangenheit angehören und der Kopf für die Lektüre frei sein. Das Themen­spektrum ist gewohnt breit aufgestellt:

Zunächst freut sich die Redaktion, dass sich drei neue Mitglieder zur Mitarbeit im Mit­herausgeber­gremium bereit erklärt haben. Prof. Dr. Wulf Kellerwessel (Aachen), Dr. Werner Raupp (Hohenstein) und Dr. des. Dominik Riedo (Luzern) sind unseren Lesern bereits aus diversen Publikationen in A&K bekannt, nähere Angaben lassen sich jeweils den dortigen Autorenangaben entnehmen. Wir freuen uns auf eine gute und fruchtbare Zusammen­arbeit, die sich schon im geplanten Schwer­punkt­heft für 2013 besonders manifestieren wird: Diese dem 300. Geburtstag von Diderot gewidmete Ausgabe wird von Prof. Dr. Kellerwessel und Dr. Raupp als Co-Herausgeber betreut und herausgegeben.

Im ersten Beitrag des Heftes wendet sich Gabriele Röwer dem Agnostizismus im Denken Karlheinz Deschners zu. Der Artikel versammelt nicht nur zahlreiche Aphorismen und andere Zitate (sowie natürlich deren Analyse), er listet u. a. auch die wichtigsten A&K-Publikationen zu Deschner auf.

In einer umfangreichen Studie untersucht Helmut Fink Geschichte und Ausrichtung der säkularen Vereinigungen in Deutschland; neben deren unterschiedlichen Einstellungen zur Religion interessiert ihn dabei die Frage von deren positiver oder negativer Gleichbehandlung mit den etablierten Kirchen durch den Staat. Konkret werden am Beispiel des Humanistischen Verbandes Deutschlands die Ziele und Wirkungs­möglichkeiten auf der Basis einer nichtreligiösen humanistischen Weltanschauung aufgezeigt.

Franz-Josef Paulus betrachtet in seinem Artikel „Gegen einen pessimistisch deformierten Normativismus“ den Positivismus­streit und Habermas’ Rolle darin – und gibt abschließend einen Ausblick auf aktuelle Diskussionen.

Prof. Dr. Hans Albert analysiert in seinem Artikel Erzählungen und Ratschläge des Benediktiner-Abtprimas Notker Wolf. Es geht ihm dabei um jene Texte Wolfs, die man als Nicht-Katholik nicht ruhigen Gewissens akzeptieren kann – wenn Wolf den Glauben etwa als die wahrere, weil selig machende Weltanschauung gegenüber der Wissenschaft auszeichnet. Albert wiederum bezeichnet das als Illusion.

Auch Prof. Dr. Günther Maluschke geht auf die Kritik am Denken und Werk einer Kirchengröße ein: Er unterzieht die Rede Benedikt XVI. im deutschen Bundestag einer kritischen Analyse und kommt etwa zu dem Schluss, dass die positive journalistische Reaktion auf selbige entweder Opportunismus im Dienste der Völker­verständigung war – oder schlicht Lobhudelei gegenüber einer scheinbaren Autorität.

Über Philosophen als „Blinde und Wahnsinnige“ schreibt Rolf Bergmeier: Der Auszug aus „Schatten über Europa. Der Untergang der antiken Kultur“ beleuchtet genau diesen – und macht das Christentum für den Niedergang verantwortlich. Insbesondere die „Vergewaltigung“ der antiken Philosophie sei Grundstein der Entwicklung katholischer Metaphysik gewesen.

Anke Gebhard schreibt zu drei vorgeblichen „Plausi­bilisierungs­argumenten“ des Gottes­glaubens. Sie behandelt die Willens­freiheit als Auflösung der Theodizee, Wunderberichte und das Argument der nur religiös fundierbaren Moral und entkräftet sie u. a. anhand von d‘Holbach.

Prof. Dr. Jan Narvesons Text „Social Inequalities“ erscheint in einer Übersetzung von Peter Kopf als „Über soziale Ungleichheiten“ und befasst sich mit deren natürlichen und kulturellen Ursachen – und ihrer Funktion. Spannend ist die Verwendung des Klassenbegriffs, der in deutschen Texten häufig unter den Tisch fällt.

Das heißdiskutierte Thema einer Minderheiten­quote in Gremien, Unternehmen, öffentlichen Organen nimmt sich Dr. rer. pol. Felix Fuders anhand der Frauenquote vor. Es geht ihm insbesondere um deren Auswirkungen auf die Gesellschaft – auch in ökonomischer Hinsicht. Man verrät nicht zu viel, wenn man vorwegnimmt, dass er klar gegen eine Quoten­regelung Stellung bezieht.

Ebenfalls eine seit Jahren schwelende Diskussion bereichert Prof. Dr. Roland Benedikter: die Bildungsdebatte. Er macht vier „Herausforderungen an die Hochschule der Gegenwart“ aus: Die Globalisierung, der Zusammenhang von theoretischem und praktischem Wissen, weniger stereotype Biographien der Studenten sowie eine Neubewertung von Kreativität. Ich kann aus nicht lange zurückliegender Erfahrung nur bestätigen, dass man sich an den Hochschulen mit diesen Heraus­forderungen befassen sollte.

Den Abschluss unseres Hauptteils bildet Dr. Wilhelm Richard Baiers Analyse eines Artikels von Jack Goody und Ian Watt über die Literalität von Gesellschaften. Baier versucht darin der These von der gewaltigen Bedeutsamkeit der Literalität (erneutes) Gehör zu verschaffen, da ihm diese in der Diskussion nicht präsent genug ist.

Das FORUM versammelt wieder Aufsätze und Essays zu diversen Themen. Prof. Dr. Anton Szanya setzt seinen Artikel über Gustav Jaeger fort, Dr. Wilma Albrecht betrachtet Heine als Soziologen, Dr. Richard Albrecht sammelt Zitate zum „Doppel­charakter menschlicher Existenz­bedingungen" von Marx bis Zjiderveld.

Von der Marketing­beraterin Kirstin Schönfeld erfahren wir etwas über Typen und Voraussetzungen von „Gurus“ in unserer kalten Arbeitswelt, Dr. med. Eberhard Trittelvitz reflektiert über Wissen und Glaube(n), Prof. Dr. Uwe Hillebrand unterhält mit drei Fragen nach der sinnlichen Wahrnehm­barkeit bzw. dem nachweislichen Wirken Gottes, Dr. Assia Maria Harwarzinski befasst sich mit islamischem Kreationismus, Rudolf Heyne geht auf die sozio­logischen und evolutionären Grund­lagen der „Glorifizierung der Tötung von Feinden“ ein.

Prof. Dr. Dr. Norbert Hoerster betrachtet in seinem Beitrag die Giordano-Bruno-Stiftung, ihr Verhältnis zur Aufklärung und vor allem ihre Marketing­aktionen. Im Anschluss findet sich eine Stellung­nahme der gbs zu Hoersters Austritt. Ich kann mich dem Aufruf Helmut Walthers nur anschließen und die Leser auffordern, sich in diese Diskussion einzumischen. (Wir freuen uns selbstredend auch über Resonanz, Anregungen und Kritik zu allen anderen Beiträgen zu dieser Ausgabe – die Kanäle zur Kontakt­aufnahme finden Sie am Ende des Hefts.) Den Auftakt hierbei macht Dr. Wolf Pohl, der sich einige der Argumente Hoersters vornimmt und sie kritisch durchspielt. Und abschließend widmet sich Johannes Kimling der Diskussion um die (metaphysische bzw. kosmologische) Bedeutsamkeit oder Bedeutungs­losigkeit der Erde.

„Hirndoping“, also die chemische (oder anderweitig technologische) Steigerung der Intelligenz ist sowohl Thema des FORUM-Beitrags von Prof. Dr. Horst Herrmann wie auch meiner Rezension im umfangreichen Buch­besprechungs­teil. Dort finden sich außerdem u. a. Rezensionen zu Habermas’ Staatstheorie, zur Dissertation unseres zweiten Vorsitzenden Dr. Frank Schulze, einer Festschrift zu Ehren des 90. Geburtstags unseres Ehren­vorsitzenden und Mitheraus­gebers Hans Albert, Hans Kelsens Polemik gegen die Fehl­interpretation der modernen Wissenschaft als Ersatzreligion, zu Volkswirtschaft und Rechtsethik.

Somit bleibt mir nur, Ihnen eine anregende Lektüre zu wünschen!

Im Namen der gesamten Redaktion
Dennis Schmolk

 

Die Zeitschrift kann bestellt werden bei:

Gesellschaft für kritische Philosophie
c/o Helmut Walther
Obere Schmiedgasse 38
90403 Nürnberg

per Mail: helmutwalther@t-online.de