Gastlicher JuHu-Turm

NÜRNBERG. (hpd) Ihre traditionelle Abschlussfahrt führte die Stuttgarter

JugendfeierteilnehmerInnen dieses Jahr nach Nürnberg, wo sie im Turm der JuHus und auch mit den Jungen Humanisten nette Stunden verbrachten.

Das vergangenen Wochenende, 13. bis 15. Juni, verbrachten die JugendfeierteilnehmerInnen aus Stuttgart im Turm der Jungen HumanistInnen in Nürnberg. Im Rahmen ihrer Abschlussfahrt trafen sie sich mit der Jugendfeiergruppe aus Nürnberg. Für die kleine Gruppe aus Stuttgart war der JuHu-Turm in der Innenstadt durch die zentrale Lage als Quartier genau richtig.

Nach der Ankunft am Freitag klang der Abend mit einem Besuch in einem fränkischen Lokal und einem kurzen Bummel durch die Nürnberger Altstadt für die Gastgeber und Gäste gemütlich aus.

Am Samstag besuchten die Stuttgarter gemeinsam mit den rosaroten Rasenmähern, einer der beiden diesjährigen Jugendfeiergruppen aus Nürnberg, die Ausstellung „Faszination und Gewalt“ im Dokumentationszentrum am Reichsparteitagsgelände. Auf 1.300 m² befasst sich die Dauerausstellung mit den Ursachen, Zusammenhängen und Folgen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Das umgangssprachlich „Doku-Zentrum“ genannte Museum befindet sich im Nordflügel der von den Nationalsozialisten für 50.000 Menschen konzipierten, unvollendet gebliebenen Kongresshalle. Mit seinem "Pfeil aus Glas und Stahl", der sich durch den Nordflügel bohrt, setzt das Gebäude auch von außen ein sichtbares architektonisches Zeichen.
Ausgestattet mit Audioguides und einem Arbeitsblatt zum Thema „Jugend zwischen Anpassung und Widerstand“ erkundeten die Jugendlichen in Kleingruppen die Ausstellung. Im Eingangsraum zeigte ein Film eindrucksvoll die Unterschiede im Leben der Jugendlichen zwischen damals und heute. Darin erkunden zwei junge Leute das Reichsparteitagsgelände auf Skateboards. Dies wäre während der Herrschaft Hitlers undenkbar gewesen. Früher mussten sich Jugendliche anpassen, gehorchen und marschieren, heute führen sie ein selbstbestimmtes, freies Leben.

Im Rahmen eines Themengespräches wurden die Eindrücke von der Nazizeit aufgearbeitet. Im Zentrum standen Fragen wie Jugendliche mit Rassismus und Antisemitismus in Berührung gebracht wurden, welch große Bedeutung die Jugend für die Zukunft des dritten Reiches hatte und wie sie zum Mitmachen motiviert wurde. Nicht alle Menschen haben sich angepasst, auch junge Menschen wehrten sich. Doch Widerstand – gleich welcher Form – wurde hart bestraft und erforderte viel Mut. Besonders die Hinrichtung der Geschwister Scholl machte die Gruppe nachdenklich.

Am Nachmittag nahm die Stuttgarter Gruppe dann noch an einer Stadtführung der JuHus im Rahmen des Projektes „Wenn Mokkatassen sprechen – Mediale Konzepte gegen Antisemitismus“ teil. Die JuHus zeigten an drei Stationen in der Innenstadt was sie zum Thema Nationalsozialismus und Antisemitismus – auch im Rahmen eines Zeitzeugengesprächs Pfeil aus Glas und Stahl Pfeil aus Glas und Stahl – in Erfahrung gebracht haben.

Und nach der ganzen Schwere dieses mit der traurigen Geschichte unseres Landes so randvoll gefüllten Tages, gab es dann am Abend noch einen lustigen Ausklang: Die Stuttgarter besuchten das Cinecitta, Nürnbergs berühmtes Kinocenter – angeblich das größte in Deutschland – und sahen dort den wirklich sehr witzigen amerikanischen Streifen: „Sex in the City“ (und falls sich hier jemand wundert): Der Film ist freigegeben ab 12 Jahre und handelt über vier ziemlich abgedrehte Freundinnen, die mittlerweile schon etwas in die Jahre gekommen sind, aber trotzdem weiterhin im ziemlich anstrengenden New York leben wollen und dabei ein paar Schwierigkeiten mit ihren jeweiligen Partnern zu bewältigen haben und sich immer sehr ausgiebig darüber gegenseitig am Telefon aber auch beim gemeinsamen Kaffeeklatsch und auf Partys aller Art und Couleurs informieren). Passend zum Film gingen die Stuttgarter danach dann natürlich noch in ein amerikanisches Restaurant zum Burger essen. Die Portionen waren so riesig, das gar nicht alles geschafft werden konnte und auch keiner mehr Lust auf ein Eis zum Nachtisch hatte …

Am Sonntag stand der auf Initiative des Humanistischen Verbandes Nürnberg geschaffene „Turm der Sinne“ auf dem Besichtigungsprogramm der Stuttgarter Jugendgruppe. Die kompetente Führung durch die vielen Experimente und Exponate beeindruckte sehr. Die Zeit verrann wie im Fluge, trotzdem mussten auch noch ein paar Souvenirs im Museumsladen erstanden werden. Denn ganz ohne Mitbringsel wollten die Stuttgarter ja auch nicht wieder nach Hause fahren. Schön dass der Turm der Sinne so einiges im Angebot hat(te)…

Und zum guten Schluss des Besuches machten die Stuttgarter dann auch noch einen Abstecher auf die Nürnberger Kaiserburg, denn schließlich darf man dieses bedeutende Baudenkmal, wenn man in Nürnberg ist, nicht weglassen. Und auch der Dürerplatz mit dem Wohnhaus des berühmtesten deutschen Künstlers des Mittelalters wurde noch besichtigt. Zum Mittagessen gab es dann leckere Flammkuchen und schon ging es zurück zum Juhu-Turm, um das Gepäck zu holen und mit der in Nürnberg gerade an diesem Wochenende neu eröffneten führerlosen U-Bahn Llinie 3 zum Bahnhof zu fahren, wo der Intercity aus Franken zurück in die Schwäbische Heimat schon wartete.

So ging ein sehr schönes Wochenende, dass besonders dem gegenseitigen Kennen lernen diente, viel zu schnell zu Ende. Der Geschäftsführer der Württemberger Humanisten, Andreas Henschel, die Jugendreferentin der Württemberger Petra Häneke und die Vertreterin des HVD Nürnberg, Anita Häfner sowie die Jugendlichen sind sich aber darin einig, dass solche gegenseitigen Besuche und der Austausch über die Gegebenheiten und Konzepte in der Jugendarbeit für beide Seiten sehr wichtig und insgesamt sehr förderlich für die humanistische Idee sind und daher unbedingt wiederholt und vertieft werden müsse.

Anita Häfner
Jugendreferentin HVD-Nürnberg

Andreas Henschel (Fotos), Geschäftsführer Die Humanisten Württemberg,