(hpd) Der Publizist Alfred Binder nimmt in seinem Buch "Jahwe, Jesus und Allah. Eine kurze Kritik der monotheistischen Götter" eine kritische Kommentierung der Vorstellungen von den Göttern und Propheten in den "heiligen Schriften" von Judentum, Christentum und Islam vor.
Auf engem Raum erhält man im Sinne einer Einführung wie eines Nachschlagewerks gut strukturiert die wichtigsten Angaben und Argumente, wobei hin und wieder aber überzeichnende Polemik die Stringenz der kritischen Erörterung stört.
Die Anhänger von Judentum, Christentum und Islam glauben alle an die Existenz eines Gottes. Eigentlich soll es sich dabei nur um eine Wesenheit handeln, welche lediglich unterschiedlich interpretiert wird. Mitunter kursiert aber auch die Vorstellung von drei monotheistischen Göttern, die aber jeweils die Existenz der beiden anderen Götter ausschließt. Ein Großteil der Weltbevölkerung glaubt entweder an den einen Gott oder an alle drei Götter.
Was für die Wahrheit des einzigen und dreifachen Monotheismus sprechen soll, will der studierte Philosoph Alfred Binder in seinem Buch "Jahwe, Jesus und Allah. Eine kurze Kritik der monotheistischen Götter" erörtern. Wie bereits Fragestellung und Untertitel vermuten lassen, handelt es sich um eine kritische Betrachtung. Bereits auf der ersten Seite fragt Binder: "Bedeutet der Erfolg des Gottes Jahwe, dass er der wahre Gott ist? Oder bedeutet dieser Erfolg nur, dass einige Anhänger besonders gute Propagandisten waren, vielleicht auch besonders intolerante und grausame?" (S. 9)
Zunächst liefert der Autor eine kurze Definition von Religion und Monotheismus und von Fehlern und Widersprüchen in religiösen Behauptungen. Dann setzt er sich mit folgenden zehn Aussagen von religiös gläubigen Menschen über den Gott ihrer Religion, bezogen auf unterschiedliche Aspekte knapp und zugespitzt auseinander: 1. "Vielen Menschen hat sich Gott offenbart", 2. "Gott hat sich allen Menschen in den heiligen Schriften mitgeteilt", 3. "Alle monotheistischen Religionen sind im Grund wahr und alle Religionen sind im Grunde monotheistisch", 4. "Gott ist Güte und Barmherzigkeit", 5. "Nur ein allmächtiges Wesen kann uns helfen und retten", 6. "Weil Gott allwissend ist, kann er auch der gerechte Richter sein", 7. "Um die Selbstoffenbarung Gottes wirklich zu verstehen, müssen wir lernen, die Heiligen Schriften richtig zu lesen", 8. "Gott ist nicht mit menschlichen Maßstäben messbar", 9. "Gott gibt dem Leben einen Sinn, weil er ein Ewiges anbietet" und 10. "Ohne die Werte der monotheistischen Religionen, insbesondere der christlichen, wäre die Welt die Hölle auf Erden".
Um sich eine Vorstellung von der Argumentation Binders zu machen, sei diese am Beispiel des Punktes 4 "Gott ist Güte und Barmherzigkeit" erläutert. Darin präsentiert der Autor einschlägige Zitate aus dem Alten und Neuen Testament sowie aus dem Koran, welche den jeweiligen Gott keineswegs in einem günstigen Licht erscheinen lassen. So heißt es bei Binder etwa: "Auffällig ist bei Jesus, wie bei Allah, eine Vorliebe für das Verbrennen von Feinden." (S. 78)
Es folgen einige eher weniger bekannte Stellen aus dem Neuen Testament, die genau diese Orientierung exemplarisch veranschaulichen. Sie lassen dann den dort dargestellten Jesus wie folgt erscheinen: "Der Jesus der Evangelien ist nicht der lockere Hippietyp, wie ihn die amerikanische Popkultur zeichnete. Er würde besser ins rechte christliche Lager der Waffennarren und Todestrafenfreunde passen." (S. 79). Was hier so polemisch und verzerrt klingt, kann angesichts der zitierten Ausführungen über die "Lehre von der ewigen Höllenstrafe" (S. 76) durchaus gewisse Überzeugungskraft beanspruchen.
Binder gelingt es auf nur wenigen Seiten systematisch strukturiert die wichtigsten kritischen Positionen zur jeweiligen Thematik zusammenzufassen. So liegt denn auch ein Buch vor, welches sowohl als Einführung in die Thematik wie als Nachschlagewerk zur Argumentation genutzt werden kann. Gleichwohl dürfen auch kritische Anmerkungen zu Detailfragen gemacht werden: Manchmal neigt Binder dazu, allzu rechthaberisch und rigoros zu formulieren. Dafür stehen Sätze wie: "Allah, Jahwe und Jesus als allgütig und allbarmherzig zu bezeichnen beruht entweder auf Unkenntnis, Unverständnis oder auf blanker Lüge" (S. 97).
Würde Binder nur seine Sachargumente sprechen lassen, würde er wohlmöglich viel kühler und vernünftiger wirken. Auch sollte er berücksichtigen, dass die modernen Christen schon lange nicht mehr das Neue Testament wortwörtlich nehmen (vgl. S. 112). Seine Darstellung hätte er auch auf einer weitaus breiteren Literaturgrundlage entwickeln können. Indessen handelt es sich um eine ebenso beachtenswerte wie nützliche Einführung ins Thema.
Armin Pfahl-Traughber
Alfred Binder, Jahwe, Jesus und Allah. Eine kurze Kritik der monotheistischen Götter, Aschaffenburg 2013 (Alibri-Verlag), 165 S. 10 Euro
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