Letzter Abschied – alternative Bestattungsformen

(hpd) In unserer modernen Gesellschaft sind wir ständig mit Neuerungen in allen Lebensbereichen konfrontiert, aber hat sich auch der Umgang

mit dem Tod gewandelt?

Bestatter, Friedhofsverwalter, Krematorien und Behörden beklagen den „Verfall der Bestattungskultur“, reagieren aber bisher sehr schwerfällig auf neue Bedürfnisse und Trends. Der deutsche Friedhofszwang für Asche besteht trotz jahrelanger Diskussionen nach wie vor (im Gegensatz zu fast allen europäischen Ländern). Finanzielle Abzocke, fehlende Kostentransparenz, ungeschultes Personal, liebloser Umgang mit Verstorbenen und Bevormundung der Angehörigen, sinnlose Reglementierungen und kundenunfreundliche Bestattungszeiten sind weitere Vorwürfe, denen sich das Gewerbe ausgesetzt sieht.

Dennoch ist Bewegung in die Bestattungsszene gekommen. Immer mehr Menschen setzen sich für neue und freie Formen des letzten Abschieds ein, für mehr Mitbestimmung und mehr Informationen über mögliche Alternativen. Sie, die ihr Leben aktiv und selbstbestimmt gelebt haben, empfinden es als demütigend, über die letzten Dinge nicht selbst entscheiden zu können.

Alternativen gibt es inzwischen überraschend viele, wie das Buch von Magdalena Köster zeigt. Vom privaten Friedhof über den Friedpark, Friedwald bis zum Trauerwald werden diese vorgestellt. Mobile Bestatterinnen greifen die alte Tradition der Leichenwäscherinnen und Totenfrauen wieder auf, Freie Trauerredner bieten ihre Dienste an, private Bestatter machen ihre Trauerräume sieben Tage die Woche auf und stellen in zwei Tagen die Urne bereit (was bei den städtischen Krematorien oft Wochen dauert) und gestalten die Abschiedsfeier frei nach den Wünschen der Angehörigen. Auch zu Särgen und Urnen in barockem Kitsch gibt es inzwischen zahlreiche – vor allem umweltfreundliche – Alternativen, von selbst bemalten Särgen bis zum Ökosarg aus Faltpappe oder der Urne aus Maisstärke.

Der Stuttgarter Wettbewerb „Friedhof der Zukunft“ zeigt eindeutig, dass der Trend zu Feuerbestattungen, Urnengemeinschaftsgrabanlagen und Freundschaftsgräbern geht und dass die jungen Designer und Bestatter auf umweltschonende Angebote setzen. Im Anhang des Buches finden sich eine Übersicht zum Bestattungsrecht in den einzelnen Bundesländern und die Adressen aller im Buch genannten Anbieter.

Edda Fensch

Magdalena Köster, Den letzten Abschied selbst gestalten. Alternative Bestattungsformen. Berlin 2008 (Ch. Links Verlag), 200 S., Klappenbroschur, ISBN 978-3-86153-497-6, 14,90 € (D), 15,40 € (A), 27,90 sFr (UVP)