BERLIN. (hpd) Die kirchenpolitische Kampagne „Pro Reli“ in Berlin führt nun sogar zu demonstrativen Kirchenaustritten. Im Folgenden dokumentieren wir einen Brief der politisch engagierten Historikerin und Pädagogin Annegret Ehmann an die Initiative „Pro Ethik“, dass sie wegen der Initiative Pro Reli und deren Unterstützung durch die Evangelische Kirche ihren Austritt aus dieser erklärte.
Frau Ehmann schreibt, dass sie gegen die gestartete Initiative für einen Volksentscheid „Pro Reli“ gern aktiv etwas durch Unterstützung der Gegeninitiative „Pro Ethik“ tun will.
„Die Argumente des Aufrufs ,Pro Ethik‘ teile ich voll und ganz. Den für alle Schüler verbindlichen Ethik-Unterricht, der u.a. Grundkenntnisse über die verschiedenen Weltreligionen und Glaubensgemeinschaften zu vermitteln geeignet ist, halte ich für unverzichtbar. Die Intentionen des gerade eingeführten Ethik-Unterrichts würden unterlaufen und letztlich wirkungslos, wenn durch die Initiative ,Pro Reli‘ eine Änderung der derzeit gültigen Regelung für das Pflichtfach Ethik erreicht wird.
Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass religiöse Glaubenslehre nicht in staatlichen Schulen unterrichtet werden soll, insbesondere in der heutigen Zeit und in einer multi-kulturellen Stadt wie Berlin. Glauben ist Privatangelegenheit. Die bisherige Regelung des Landes Berlin, Religionsunterricht an öffentlichen Schulen als freiwilliges Fach zu gewährleisten und aus Steuermittel mit zu finanzieren, entspricht dem Grundgesetz, kommt den Interessen von Kirchen und anderen Glaubengemeinschaften bereits hinreichend entgegen und ist ein Beispiel für Toleranz und Offenheit.
Gleichermaßen halte ich es in einer multi-kulturellen Einwanderungsgesellschaft wie der unseren für erforderlich und längst überfällig, die rechtlichen und organisatorischen Änderungen zur Realisierung der Trennung von Kirche und Staat zu treffen, doch das wird politisch wohl noch lange kaum durchsetzbar sein.
Die Initiative ‚Pro Reli‘ hat mich nun auch zum Austritt aus der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg veranlasst, die zusammen mit der Katholischen Kirche ‚Pro Reli‘ unterstützt."
Annegret Ehmann ist Jg.1944, Historikerin und Pädagogin (Geschichte, Politische Bildung), nach Tätigkeit als Journalistin, im Schuldienst, als Mitarbeiterin von Aktion Sühnezeichen/ Friedensdienste e.V. und an der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz seit 2001 freiberuflich als Dozentin in der Lehrerfortbildung tätig, Autorin und Redaktion des Websiteprojekts Lernen-aus-der-Geschichte.