BERLIN. (hpd) Vor 120 Jahren ging in Preußen der „Kulturkampf“ zu Ende. In dessen Ergebnis ist es seitdem verboten, von der Kirchenkanzel herab politische Sprüche zu klopfen und die Schule ist staatlich, direktem kirchlichem Einfluss entzogen. Das richtete sich damals gegen Katholiken.
Nun belebt die evangelische Kirche in ihrem Zorn gegen den Ethikunterricht eine Praxis neu, die nun wirklich zu den alten Hüten der Einheit von Thron und Altar gehört, wo den Kirchen noch die Schulaufsicht oblag.
Hinzu kommt: Politische Parteien, die CDU und die FDP, marschieren (bildlich gesprochen) in die Schulen ein.
Im Kampf der Initiative „Pro Reli“ um die Anerkennung des Religionsunterrichtes als gleichberechtigte Alternative zum Ethikunterricht verteilen Religionslehrkräfte an Berliner öffentlichen Schulen Unterschriftslisten für das Volksbegehren. Wo bleibt hier die Trennung von Kirche und Staat – vor allem, wann schreitet dieser ein? Das fragt sich nicht nur die Initiative „Pro Ethik“.
Eine unglaubliche Dreistigkeit von Landesbischof Huber, so bezeichnete der Sprecher der Initiative „Pro Ethik“, Dr. Gerhard Weil, Meldungen über die Verteilung eines Anschreibens des evangelischen Landesbischofs Huber mit Unterschriftenlisten für das Volksbegehren des Vereins „Pro Reli“ durch die Religionslehrkräfte an Berlins öffentlichen Schulen. Da hinter diesem Verein auch die Oppositionsparteien CDU und FDP stehen, sind diese Sammellisten eindeutig politisches Werbematerial und dürfen deshalb so nicht verteilt werden.
Wenn man bedenkt, so Weil, wie hier Bischof Huber direkt in öffentliche Schulen hineinfunkt und dabei auch noch gegen gesetzlich vom Parlament verankerten staatlichen Unterricht, das Fach Ethik für die Klassen 7 bis 10, polemisiert, fühlt man sich an die weit zurückliegende Zeit erinnert, wo die Kirchen noch die Schulaufsicht hatten.
Als besonderen Treppenwitz bezeichnete es Weil, dass die Aktion der Religionslehrkräfte im Unterricht gegen gesetzliche Regelungen in der Schule auch noch zu 90% von dem Staat bezahlt werden, dessen Unterrichtsfach Ethik man erkennbar in dieser Frage bekämpft.
Schulsenator Zöllner, so die Initiative „Pro Ethik“, wird hiermit aufgefordert, dieses Treiben schleunigst zu unterbinden. Das bedeutet: keine Plakate, keine Listen und keine Sammelaktionen für Unterschriften in öffentlichen Schulen.
Wenn unsere Initiative Pro Ethik mit Unterstützung der ca. 20.000 GEW-Lehrkräfte an den öffentlichen Schulen ein Flugblatt „Pro Relis angebliche Wahlfreiheit ist Abwahlzwang“ verteilen würde, würde die Schulaufsicht zu Recht umgehend eingreifen, obwohl wir uns nur für die Weiterexistenz des gemeinsamen Ethikunterrichts einsetzen.
Weil: „Es reicht wohl schon nicht mehr, die Bürger mit dem Begriff 'Wahlfreiheit' und dem Verstecken des Begriffs Religionsunterricht (siehe Tagesspiegel vom 16.11.2008) zu täuschen. Jetzt werden Religionslehrkräfte zu fragwürdigem Tun animiert, nur um die Portokosten des Bischofs zu senken!“
Für Rückfragen: Dr. Gerhard Weil - Tel. 030 / 745 29 22
Schirmherr: Walter Momper MdA
Koordinierungskreis: Dr. Felicitas Tesch MdA, Steffen Zillich MdA, Özcan Mutlu MdA, Dr. Elke Brosow, Gerd Eggers, Dr. Gerhard Weil, Roland Otte, Werner Schultz, Ruth Priese, Josef Göbel, Peter Kriesel - Sprecher: Dr. Gerhard Weil, Tel.: 030 / 745 29 22, E-Mail
Koordinator und Ansprechpartner: Gerd Eggers, Tel.: 030 / 381 06 904, E-Mail
Anschrift: Initiative Pro Ethik, c/o Dr. Gerhard Weil, Alt-Lichtenrade 52 a, 12309 Berlin