„Zeitbomben des Zweiten Vatikanischen Konzils"

STUTTGART. (hpd) Im Internet ist ein Text zugänglich, in dem der deutsche Distriktobere der „Pius-Bruderschaft" die Auffassungen und Perspektiven seiner Organisation darlegt, bevor der Papst die Exkommunikation der vier Bischöfe dieser Bruderschaft aufhob. Eine Dokumentation von Standpunkten und Hintergründen.

Auf der Internetsetseite des „Christlichen Informationsforums" MEDRUM sind nicht nur so genannte „Lebensschützer" und Gleichgesinnte von der Evangelischen Allianz versammelt, es findet sich dort auch ein Text des deutschen Distriktoberers der „Pius-Bruderschaft", P. Franz Schmidberger. Es ist ein Vortragstext, der seit 1998 laufend aktualisiert wurde, zuletzt im Oktober 2008. Insofern kann dieser Text als authentische Position der Bruderschaft angesehen werden, die zu einer Zeit veröffentlicht wurde, als es noch keine Diskussionen und möglicherweise taktischen Überlegungen gab, wie sich die Organisation öffentlich positioniert.

In Auszügen sind nachstehend einige Passagen dieses Textes dokumentiert, die ein eigenartiges Licht auf die Geschehnisse der vergangenen Wochen werfen, insbesondere auch der Schluss des Textes, der vor mittlerweile rund vier Monaten verfasst wurde.

Der Text steht unter dem Titel: „Die Zeitbomben des Zweiten Vatikanischen Konzils". Dabei handelt es sich um einen Vortrag, der von Schmidberger am 9. April 1989 in Mainz vor der Bewegung »actio spes unica« gehalten wurde und hier in der Fassung vom Oktober 2008 vorliegt. Dokumentiert werden wörtliche Zitate, die Abfolge und Nummerierung entspricht dabei dem Original.

 

Einleitung

„In der nachkonziliaren Ära stellen sich für den Katholiken zwei quälende Fragen: Die Liturgie und das Konzil. Stellt die neue Liturgie nicht einen eklatanten Bruch mit der Vergangenheit dar? Erwächst sie aus dem katholischen Dogma oder nicht vielmehr aus einem protestantischen Geist? Ist sie Quelle der Heiligung der Seelen, oder bringt sie die Oberflächlichkeit, die Banalisierung und die Entsakralisierung mit sich? Papst Benedikt XVI. hat mit seinem Motuproprio vom 7. Juli 2007, obwohl dieses sehr mangelhaft ist, einen richtigen Schritt in die richtige Richtung getan, indem er in diesem wie auch im begleitenden Brief an die Bischöfe feststellt, die überlieferte heilige Messe sei nicht abgeschafft und sei im Grunde auch nie verboten gewesen.

Damit rückt die zweite große Frage, die Frage nach dem Geist und den Texten des II. Vatikanums, in den Vordergrund: Kann man nach Abweisung des zerstörerischen Konzilsgeistes die Texte selbst annehmen, indem man ihnen eine katholische Interpretation gibt? Lässt sich das Konzil im Lichte der Tradition interpretieren, wie Erzbischof Lefebvre dies einmal gefordert hat, indem er ein Wort Papst Johannes Pauls II. aufgriff? Man kann es und man muss es, wobei allerdings die 2000-jährige Tradition der Kirche das Sieb ist, das Kriterium darstellt, an dem sich die einzelnen Texte messen lassen müssen. Erweisen sie sich mit der Tradition im Einklang, so können sie bestehen bleiben; das dürfte rein äußerlich beim überwiegenden Anteil des umfangreichen Textes der Fall sein. Andere Textstellen erweisen sich als zweideutig und bedürfen der Klarstellung und Erläuterung. Schließlich gibt es solche Texte, die mit der Tradition nicht in Einklang gebracht werden können, folglich ausgeschieden werden müssen, ohne Wenn und Aber. Die folgenden Ausführungen wollen auf die zweite und noch mehr auf die dritte Kategorie der Konzilstexte eingehen, die wahre Zeitbomben darstellen, wie wir bald sehen werden." (...)

Donoso Cortes, der große spanische Staatsphilosoph des vorletzten Jahrhunderts, macht zwei große Irrtümer in unserer Zeit aus: Der eine Irrtum bezieht sich auf Gott, der andere auf den Menschen. Der erste Irrtum beinhaltet einen Angriff auf die Präsenz Gottes in dieser Welt. Er ersetzt das christliche, biblische, der Tradition angehörende Gottesbild durch ein deistisches, durch den Gedanken eines Gottes, der sich zur Ruhe gesetzt hat und die Welt ihrer eigenen Entwicklung und ihrem eigenen Schicksal überlässt. Einschlussweise wird damit die Absolutheit, Souveränität und Einzigartigkeit Gottes in Frage gestellt; denn seine innerweltliche Präsenz und seine Weltenregierung fließen aus diesem seinem göttlichen Wesen. Daraus folgt dann aber die Leugnung der gesamten übernatürlichen Wert- und Heilsordnung. Denn wenn Gott nur ein Gedankengebäude ist, eine abstrakte Idee, weder in das Leben des Einzelnen noch der Völker eingreift, dann hat es auch keine Menschwerdung Gottes gegeben, dann gibt es keine Kirche, kein Opfer, keine Sakramente und keine Lehrverkündigung; dann sind dies alles nur kulturelle Erscheinungen.

Ein zweiter Irrtum, sagt Donoso Cortes, betrifft den Menschen. Der Mensch, so sagt der aufgeklärte Geist, ist gut, er ist nicht mit der Erbsünde belastet, er ist unbefleckt empfangen, unbefleckt geboren. Und folglich bedarf er keiner Erlösung, sondern einzig und allein der Erziehung und der Entfaltung der in ihm ruhenden guten Veranlagungen. Das führt dazu, dass das Kreuz Christi verkannt und das heilige Messopfer als seine Verlängerung mit seinem wahren Sühnecharakter abgelehnt wird. Der Mensch bedürfe nicht der Buße, der Entsagung, Abtötung oder Selbstverleugnung; jedermann sei vielmehr gut, menschenfreundlich, friedfertig und liebenswürdig. Genau dies hatte Rousseau der Welt schon verkündet, Zivilisation und Kultur als Verderbnis bezeichnet und daraus sein „Zurück zur Natur" mit dem „Contrat social" (Gesellschaftsvertrag) abgeleitet.

Dieses Postulat hat weiten Eingang gefunden in die Philosophie und vor allem in die moderne Theologie. Im Erziehungswesen führt es dazu, das Prinzip der Autorität fallen zu lassen, vom Kampf gegen schlechte Neigung, gegen Sündhaftes und Böses, von Zurechtweisung und Strafe abzusehen. In der Politik geht man dazu über, die Feindbilder abzubauen und sich einem illusionären Pazifismus zu verschreiben. In der öffentlichen Meinung führt es zu einem unbeschränkten, grenzenlosen Fortschrittsglauben, zu einem uferlosen Heilsoptimismus, der an eine universale Verständigungs- und Einigungsmöglichkeit unter den Menschen glaubt, somit das Paradies auf Erden als verwirklichbar ansieht und dieser Illusion auch tatsächlich all seine Kräfte widmet.

In diese Situation bricht das II. Vatikanum hinein, das ich als das größte Unglück des vergangenen Jahrhunderts bezeichnen möchte. Denn das II. Vatikanum hat nichts anderes getan, als diese gesamte Mentalität der Moderne, der Liberalität, der permissiven Moral sozusagen „festzuschreiben", zu kodifizieren, in den inneren Kirchenraum aufzunehmen.

Betrachtet man die Dinge näher, so kann man nicht umhin, das Konzil dreier großer Sünden anzuklagen: Die erste Sünde liegt in der Unterlassung des eindeutigen Herausstellens der Wahrheit und der Verurteilung des Irrtums - also ein reines Pastoralkonzil veranstalten zu wollen.
Die zweite Sünde beinhaltet die Aufnahme zweideutiger Begriffe, die verschiedene Deutungen zulassen. Die progressistischen Drahtzieher dieses Konzils - verschworen in der so genannten „Rheinischen Allianz", über die Sie nachlesen können in dem hervorragenden Buch von P. Ralph Wiltgen „Der Rhein fließt in den Tiber" - haben bewusst und willentlich zweideutige Formulierungen und Begriffe in das Konzil eingebracht, um dann nach dem Konzil, in der nachkonziliaren Zeit, die für sie günstigen eindeutigen Folgerungen zu ziehen. (...)
Die dritte große Sünde besteht darin, dass Aussagen in die Konzilsdokumente aufgenommen wurden, die bereits an den Rand der Häresie gehen.(...)

Soweit ich sehen kann, spielen vor allem fünf Dekrete des Konzils eine verhängnisvolle Rolle:

  • 1. Das Ökumenismusdekret: Unitatis redintegratio;
  • 2. die so genannte dogmatische Konstitution über die Kirche: Lumen gentium, wobei in dieser letzteren vor allem zwei Punkte weit reichende Folgen haben, während der übrige Text sonst nicht allzu sehr zu beanstanden wäre;
  • 3. die Erklärung über die nichtchristlichen Religionen: Nostra aetate;
  • 4. die Erklärung über die Religionsfreiheit: Dignitatis humanae;
  • 5. die Pastoralkonstitution über die Kirche in der modernen Welt: Gaudium et spes.

 

1. Das Ökumenismusdekret

Für jeden Katholiken ist klar, dass eine untrennbare Einheit besteht zwischen Gott, unserem Herrn Jesus Christus und der Kirche: Gott der Vater sendet seinen vielgeliebten eingeborenen Sohn in die Welt, und dieser nimmt eine menschliche Natur, also einen Leib und eine menschliche Seele an und gründet eine Kirche, mit der er sich selbst identifiziert, die sein eigenes Wesen vollkommen ausdrückt und seine eigene Sendung fortsetzt: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch" (Joh 20,21), spricht der Herr am Auferstehungsabend zu seinen Aposteln. Es ist die gleiche Mission, die die Kirche wahrnimmt und die der Herr selbst während seines irdischen Lebens und Wirkens, insbesondere in seinem Kreuzestod, ausgeführt hat. Der fleischgewordene Gott, unser Herr Jesus Christus, ist wie die Sonne, die Kirche wie die Strahlen. Sonne und Strahlen gehören unaufhebbar zusammen, bilden eine untrennbare Einheit.

Damit ist klar ausgesagt, dass die Kirche absolut, einzigartig und einmalig dasteht, als ein Zeichen, aufgerichtet unter den Völkern, als der Tempel des lebendigen Gottes, als die Braut des geschlachteten Lammes, als das neue Jerusalem, das vom Himmel herniedersteigt, als das Zelt Gottes unter den Menschen, als der mystische Leib Christi, als der fortlebende und fortwirkende Herr mitten unter uns. Sie kann in keiner Weise mit anderen Religionsgemeinschaften verglichen oder so dargestellt werden, als wäre sie von den anderen christlichen Bekenntnissen nur graduell, quantitativ verschieden, denn sie ist das schlechthin Göttliche in dieser Welt; durch sie ist Gott auf dieser Erde anwesend, ist der Himmel zu den Menschen herniedergestiegen; durch sie regiert Gott die Welt, heiligt die Seelen und führt sie zu seiner ewigen Anschauung. Die Kirche ist so der unter uns Fleisch gewordene, der sichtbar auftretende Gott: in ihrem Leben, in ihrer Lehre, in ihrem Kult, in ihren Gebeten, in ihrer Regierung. Ihre Hauptaufgabe ist keineswegs, einen Beitrag zu einem immanenten Friedensreich oder zu einem mitmenschlichen, innerweltlichen Aufbau zu leisten; sie ist vielmehr die vom Gottmenschen eingesetzte übernatürliche Heilsanstalt, dazu ausersehen, den Glauben zu verkünden, sei es gelegen, sei es ungelegen, insbesondere den Glauben an die Gottheit Jesu Christi; die Menschen zu Bekehrung und Buße aufzurufen; ihnen in Wort und Sakrament das Heil, die Gnade, das ewige Leben zu schenken.

Im Ökumenismusdekret des II. Vatikanums wird nun diesem wesenhaften Alleinvertretungs- und Absolutheitsanspruch der Kirche entscheidend Abbruch getan. Dort wird der verhängnisvolle Ausdruck „Kirchen" im Plural gebraucht, eine Sprachregelung, die es vor dem II. Vatikanum nie und nirgends gegeben hat. (...)

Es ist eine metaphysische Unmöglichkeit, dass der Irrtum ein Weg zum Reich der Wahrheit ist; es ist eine Ungeheuerlichkeit, ich möchte sagen eine Gotteslästerung, zu behaupten, man könne sich durch falsche, von Menschen gestiftete Religionssysteme retten. Wer außerhalb der sichtbaren katholischen Kirche das Heil erlangt - und das mag in dem einen oder andern Fall durchaus möglich sein - der erlangt es einzig und allein durch die katholische Kirche, durch das Kreuz Jesu Christi, von dem jede Gnade und aller Segen ausgeht. Man kann sich nicht durch eine andere Religion retten; man kann sich allenfalls in einer anderen Religion retten, oder sagen wir noch deutlicher trotz einer anderen Religion, wenn man nämlich in einem entschuldbaren Irrtum lebt. Für wie viele Menschen dies indessen zutrifft, weiß Gott allein. Wahrscheinlich sind es viel weniger, als wir gemeinhin annehmen. (...)

Hier ist der Diabolus, der Durcheinanderwerfer und Verwirrer, am Werk; denn hier wird, wie so oft im Denken des modernen Menschen, die objektive göttliche Schöpfungs- und Erlösungsordnung mit der subjektiven Verwirklichung im Einzelmenschen, mit der Anwendung in der konkreten Person vermischt. Es geht nämlich gar nicht darum, dass wir Katholiken unserer Religion nicht immer treu entsprochen, unseren Glauben nicht immer wirklich gelebt haben. Es geht vielmehr darum, ob die katholische Kirche die von Christus gestiftete Heilsanstalt sei, wobei sich deren Kinder freilich selbst ständig im Geiste erneuern, bekehren müssen und ihrer Lehre gemäß leben sollen. Es geht mit anderen Worten um die Wahrheit, nicht um die Wahrhaftigkeit, um das Dogma, nicht um die Moral. Die Wahrhaftigkeit fußt auf der Wahrheit, und die Moral fließt aus dem Dogma, nicht umgekehrt.

Kein Mensch, abgesehen von der allerseligsten Jungfrau Maria, entspricht vollkommen dem Heilsplane Gottes; jeder Mensch lädt tagtäglich Schuld und Sünde auf sich. Diese Schuld wächst bisweilen ins Riesenhafte, vor allem, wenn sie in pharisäerhafter Weise im Mäntelchen der Gerechtigkeit einhergeht. Hat nicht der Herr von den Ärgernissen gesprochen, die kommen müssen?

Man sieht also, wie ganz offensichtlich Zweideutigkeiten, Vermischungen und Verwirrungen in die Dokumente des II. Vatikanischen Konzils hineingetragen worden sind. (...)

2. Die dogmatische Konstitution über die Kirche

Gehen wir nunmehr über zu Lumen gentium, der so genannten dogmatischen Konstitution über die Kirche. In § 8 heißt es dort, die einzige Kirche Christi „subsistiere", habe ihre konkrete Existenzform in der katholischen Kirche. Dieses kleine Wort subsistit in - subsistiert ist ohne jeden Zweifel einer der gefährlichsten Ausdrücke des gesamten Konzils. Die Aussage kommt der Häresie sehr nahe; in ihrer Folgerung wird sie dann wirklich häretisch. Denn diese Formulierung setzt voraus, dass die Kirche Gottes rein wesensmäßig, gedanklich getrennt werden kann von der katholischen Kirche, dass zwei verschiedene Einheiten bestehen (Kirche Christi und katholische Kirche), die in akzidentieller Weise, also zufällig zusammenfallen: Die Kirche Christi sei in der katholischen Kirche verwirklicht, subsistiere in ihr, finde in ihr ihre konkrete Existenzform. Nach katholischer Auffassung ist diese Kirche dagegen die katholische Kirche. (...)

Beim hl. Paulus liest man im 2. Thessalonicherbrief 2, 10: „Denn sie haben die Liebe zur Wahrheit, die sie retten sollte, sich nicht zu eigen gemacht. Deshalb schickt Gott ihnen die wirksame Kraft der Verführung, dass sie der Lüge Glauben schenken. So sollen alle, die der Wahr¬heit nicht geglaubt, sondern an der Gottlosigkeit ihr Wohlgefallen hatten, dem Gericht anheim fallen". Hier spricht der Völkerapostel offensichtlich vom heutigen Strafgericht Gottes über die Welt: Es ist die Verblendung der kirchlichen Führer und auch der Staatsmänner wie die Verhärtung ihrer Herzen und als Folge davon der Abfall der Völker von Gott. (...)

Die zweite zu beanstandende Aussage betrifft die Regierungsgewalt über die universale Kirche. Gemäß dem I. Vatikanum des Jahres 1869/70 hat diese allein der Papst inne. (...)
Die Zerstörung der Autorität des Papstes führt ohne Zweifel zur Zerstörung der Autorität im Staat, am Arbeitsplatz, in der Schule, in der Familie. Denn die Kirche hat richtungweisende Stimme, Beispielhaftigkeit für und gnadenhafte Ausstrahlung auf die gesamte Gesellschaft. Was in ihrem inneren Raum geschieht, pflanzt sich in der Gesellschaft fort, findet dort seinen Widerhall. Und so darf es uns nicht wundern, wenn seit Ende der Sechzigerjahre eine antiautoritäre Welle wie eine Sturzflut über unsere Länder hinwegrollt.

3. Die Erklärung über die nichtchristlichen Religionen

Das dritte Dekret des Konzils, das als Zeitbombe wirkt, wirken muss, ist das Dekret über die nichtchristlichen Religionen Nostra aetate. (...)

In Nostra aetate werden vor allem vier weit verbreitete Religionen ins Auge gefasst, nämlich der Hinduismus, der Buddhismus, der Islam und das Judentum. (...)

Man kann nicht leugnen, dass durch die illusorischen, irreführenden und falschen Ausführungen des Konzils eine gewisse Hoffähigkeit für die asiatischen Religionen in Europa erreicht worden ist. Immer mehr asiatisches Gedankengut bricht in Europa, ins ehemals christliche Abendland ein: Reinkarnation, Esoterik und die wahrhaft teuflische Bewegung „New Age" breiten sich aus wie ein Flächenbrand. Letztere durchdringt alle Organisationen, die staatlichen wie die gesellschaftlichen, und hat ihre Agenten nicht zuletzt in der UNO sitzen. Der Regenbogen kündet landauf, landab den Tod des Christentums und den Anbruch der antichristlichen Ära an. (...)

Was sagt das Konzil über den Islam? „Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Moslems, die den alleinigen Gott anbeten, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat."

Ein großer Lobpreis also auf jene Religion, die unsere Väter mehrfach unter größtem Einsatz und dem Opfer ihres Lebens zurückgeworfen haben, da sie sich zum Ziel gesetzt hat, die Erde durch Feuer und Schwert dem Halbmond zu unterwerfen. Die deutschen Bischöfe haben aus solchen Aussagen des Konzils die entsprechenden Konsequenzen gezogen und die Pfarrer aufgefordert, die kirchlichen Einrichtungen, d.h. Pfarrsäle, Kindergärten, Jugendheime und Ähnliches für den islamischen Kult zur Verfügung zu stellen. Und jetzt befürwortet die deutsche Bischofskonferenz sogar den Bau von Moscheen. (...)

Was dem Islam im 16. und 17. Jahrhundert mit Waffengewalt nicht gelungen ist, das schafft er heute in der nachkonziliaren Ära auf friedlichem Wege. Er besetzt Europa. Frankreich wird überschwemmt von Arabern, Deutschland von Türken, England und Skandinavien von Pakistani. In England wird beispielsweise alle zwei Monate eine neue Moschee eröffnet. In Deutschland gab es vor 50 Jahren eine Handvoll islamischer Zentren; heute sind es über 2000. Und daran ist das schönredende Konzil nicht unschuldig. (...)

In der dogmatischen Konstitution Lumen gentium wird sogar im § 16 behauptet, die Muslime beteten mit uns zusammen den einen Gott an („nobiscum Deum adorant unicum"). Seit wann sind Allah und die Allerheiligste Dreifaltigkeit ein und derselbe Gott?

Was sagt das Konzil zum Judentum? Für uns Deutsche handelt es sich hier ohne Zweifel um ein delikates Thema. Ich beschränke mich darum auf rein theologische Aussagen.
Das gesamte Alte Testament ist von Gott eingerichtet worden zur Vorbereitung des Messias. Er hat ein Volk unter allen Völkern in besonderer Weise auserwählt und ihm seine Offenbarung, sein Gesetz und die Verheißung geschenkt, dass aus ihm der zukünftige Erlöser hervorgehen werde. Und als dieser Erlöser auftrat, hat ihn sein eigenes Volk verworfen. „Er kam in sein Eigentum, doch die Seinigen nahmen ihn nicht auf (Joh 1, 11).

Mit dem Kreuzestod Christi ist der Vorhang des Tempels zerrissen, der Alte Bund abgeschafft, wird die Kirche, die alle Völker, Kulturen, Rassen und sozialen Unterschiede umfasst, aus der durchbohrten Seite des Erlösers geboren. Damit sind aber die Juden unserer Tage nicht nur nicht unsere älteren Brüder im Glauben, wie der Papst bei seinem Synagogenbesuch in Rom 1986 behauptete; sie sind vielmehr des Gottesmordes mitschuldig, so lange sie sich nicht durch das Bekenntnis der Gottheit Christi und die Taufe von der Schuld ihrer Vorväter distanzieren. (...)

Wir sehen mit Trauer Papst Johannes Paul II. und nun auch Papst Benedikt XVI. in eine jüdische Synagoge gehen. Wir sehen mit Trauer Johannes Paul II. die verschiedenen Weltreligionen nach Assisi zum gemeinsamen Gebet um den Frieden rufen. Dabei sagte er ausdrücklich, man müsse das Assisi-Geschehen im Lichte des II. Vatikanums sehen, und das II. Vatikanum von Assisi aus rückschauend verstehen. Aber zu welchem Gott will man überhaupt beten? Zu den Gottheiten des Hinduismus und des Buddhismus, die mit der Schöpfung selbst zusammenfallen? Oder zu Allah, der in scharfem Gegensatz zur lebendigen Dreieinigkeit steht? Unser Gott ist der gekreuzigte und auferstandene Jesus, zusammen mit dem Vater und dem Heiligen Geist der dreifaltige Gott. Wir kennen keinen anderen. (...)

Auch versteht man nicht, um welchen Frieden man mit anderen Religionen beten will; denn den wahren Frieden, wie ihn die Welt eben gerade nicht gibt, gibt der Herr seinen Jüngern. Er besteht in der Ausgießung der Gnade in die Seelen und damit in der Nachlassung der Erbsünde und der persönlichen Sünden. Aus ihm fließt der soziale Friede, der politische Friede, der Friede unter den Völkern.
Dort, wo unser Herr Jesus Christus thront, wo er regiert, wo er die Seelen zu seinem Himmel gemacht hat, wo die Familien, die Schulen, die Krankenhäuser, die Arbeitsstätten, die Gerichtshöfe, die Parlamente ihn als Freund und Hausherrn eingeladen und aufgenommen haben, da herrscht der Friede Christi im Reiche Christi, Pax Christi in regno Christi. Anderswo wird der Friede vergeblich gesucht.(...)

4. Die Erklärung über die Religionsfreiheit

Die vierte große Zeitbombe, die ins II. Vatikanische Konzil eingeschmuggelt worden ist, ist die Religionsfreiheit. Sie bedeutet nichts anderes als die Laisierung der Staaten und der Gesellschaft: Im öffentlichen Bereich, so wird gesagt, d.h. in den Verfassungen, in den Parlamenten, in den Gerichtshöfen, in den Schulen, Krankenhäusern, Büros und Fabriken hätten alle Religionen gleiches Recht; keine dürfe beschränkt oder gar verboten werden, so lange sie sich nicht als gemeingefährlich erweise. (...)

Dass der Mensch nicht gezwungen werden kann und darf, eine gewisse Religion anzunehmen, ist völlig klar und wurde von der Kirche stets gelehrt (vgl. Can. 1351, CIC 1917). Auch in den privaten Bereich hat der Staat nicht einzugreifen. Doch etwas anderes ist es, im öffentlichen Bereich die Anhänger falscher Religionen daran zu hindern, ihre religiösen Überzeugungen durch öffentliche Kundgebungen, Missionierungsarbeit und Errichtung von Gebäuden für ihren falschen Kult in die Tat umzusetzen. Denn ist Jesus Christus der einzige Gott und sein Kreuz die einzige Heilsquelle, so muss dieser Alleinvertretungsanspruch in der Gesellschaft so weit wie nur möglich und im Rahmen des klugen Abmessens der Staatsoberhäupter geltend gemacht werden. Nur die Wahrheit hat ein (Natur-) Recht, der Irrtum nie und nirgends. Oder hat etwa der Islam ein Naturrecht darauf, Moscheen zu bauen? So ist die Ablehnung der Religionsfreiheit im oben angegebenen Sinn ein machtvoller Schutz für die Seelen, die sonst unablässig der Propaganda der Sekten und den Eroberungsfeldzügen der nichtchristlichen Religionen mehr oder weniger schutzlos ausgesetzt sind. (...)

Bei der Diskussion um die Abtreibung wurde beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland so argumentiert: Es wäre bei Änderung des Paragraphen 218 ja niemand zur Abtreibung verpflichtet; es werde einzig und allein bei gewissen Voraussetzungen die Straffreiheit zugesichert. Aber genau das verurteilen wir! Wir fordern, dass Pornographie, Abtreibung, ja jedes öffentliche Laster gesetzlich verboten und die Übertretung dieser Gesetze entsprechend geahndet wird. Denn der von der Erbsünde gekennzeichnete Mensch bedarf der Schranken und der Strafgesetze; nur so wird die Tugend wirksam geschützt und gefordert.

5. Die Pastoralkonstitution über die Kirche in der modernen Welt

Die Pastoralkonstitution Gaudium et spes ist vielleicht zeitgeschichtlich und gesellschaftswirksam das verderblichste im ganzen Konzil; denn sie verkündet unter dem Mäntelchen der bloßen Beschreibung von Tatsachen einen unbegrenzten, schrankenlosen Heilsoptimismus, die Einrichtung des Paradieses auf Erden durch Technik, Wissenschaft und Fortschritt. (...)

Indes bleibt der Mensch inmitten der Technik, der Naturwissenschaft und der Mathematik, was er ist, ein „ens ab alio", ein von Gott restlos abhängiges Wesen, dazu noch von der Erbsünde schwer verletzt, der Erlösung bedürftig, die er nicht selber leisten kann und die schon gar nicht von der Technik kommt!

Im gleichen § 62 liest man kurz davor: „In der Seelsorge sollen nicht nur die theologischen Prinzipien, sondern auch die Erkenntnisse der profanen Wissenschaft, vor allem der Psychologie und der Soziologie, genügend anerkannt und angewendet werden, so dass auch die Gläubigen zu einem reineren und reiferen Glaubensleben geführt werden." (...)

Die Pastoralkonstitution stellt auch einen schweren Angriff auf die Ehemoral dar, indem sie die Eheziele implizit vertauscht: In § 49 wird zuerst die Liebe der Ehegatten erwähnt, was nach überlieferter Lehre sekundäres Eheziel ist, und erst in § 50 wird über die Fruchtbarkeit in der Ehe gesprochen, was doch das Primärziel der ehelichen Verbindung darstellt. (...)

Die Folgen der Verkennung oder Verkehrung der von Gott gesetzten Schöpfungs- und Erlösungsordnung durch die Männer in der Kirche selbst führt zum Nachlassen des Kampfgeistes im Lager der Katholiken, zum völligen Erschlaffen des Eroberungswillens. Es fehlt in der Kirche die Freude, die Begeisterung, der Ejfer, der opferbereite Einsatz für die Sache Gottes und den Sieg des Christkönigs. Es fehlt an der Überzeugung, dass die Völker missioniert werden müssen, dass die Gnade die Seele verwandelt, dass Christus das Heil der Welt ist und dass das Heil sonst nirgends zu finden ist.

Die katholische Kirche ist heute nicht mehr die wohlgeordnete Schlachtreihe Gottes, mehr als eine Milliarde Menschen umfassend, sondern ein müder Haufen von Erlahmten, Eingeschlafenen, Fahnenflüchtigen, denen die Sache des Meisters vollkommen gleichgültig ist oder die gar mit dem Feind gemeinsame Sache machen. (...)

6. Wahre und falsche Restauration

„Der Rauch Satans ist durch einen Spalt in die Kirche eingedrungen", stellte Papst Paul VI. am 21. Juni 1972 während einer Generalaudienz fest. Mit dieser Feststellung sind die meisten noch gläubigen Katholiken einverstanden; nur völlige Illusionisten oder bewusst arbeitende Zerstörer sprechen heute noch von einem neuen Pfingsten oder einem neuen Aufbruch der Kirche.

Die Abkehr der Liberalen und Neomodernisten von einer absoluten, unveränderlichen, ausschließlichen, jeden Menschen in gleicher Weise verpflichtenden Wahrheit kann nur in Konsumsucht oder in einer Gewaltherrschaft oder in Terror und Chaos oder in allem zugleich enden. Daher muss jede wahre Restauration bei der Philosophie des gesunden Menschenverstandes ansetzen und sich mit Haut und Haar der Liebe zur Wahrheit verschreiben. (...)

Wir warten mit Sehnsucht auf das Schuldbekenntnis jener, die durch das II. Vatikanische Konzil und die daraus folgenden Reformen die Kirche der Erniedrigung und die Seelen dem Verderben ausgeliefert und dem Dreifaltigen Gott die schuldige Ehre geraubt haben. „Initium operum bonorum confessio est operum malorum", sagt der heilige Augustinus in seinem Kommentar zum Johannesevangelium: „Der Beginn der guten Werke ist das Bekenntnis der bösen Taten."

Ernennungen konservativer Bischöfe, die vermehrte Feier der heiligen Messe im überlieferten Ritus, die Rückkehr zur ehrfürchtigen Kommunionspendung und dem anbetenden Empfang ist sehr zu begrüßen. Wenn sich aber die Restauration unter Ausblendung des Problems der Lehre und des Glaubens darauf beschränkt, dann ist es eine falsche Restauration. Hier liegt der Kardinalfehler bei den meisten Ecclesia-Dei-Gruppen; sie versagen sich dem Kampf gegen die Irrtümer des II. Vatikanums und gegen den Liberalismus im Allgemeinen. Man ist geneigt, von „Erbsünde" und Fahnenflucht zu sprechen.

Daher hat die Priesterbruderschaft St. Pius X. in ihren Gesprächen mit Rom seit dem Jahr 2000 unablässig einen Drei-Phasen-Plan vorgestellt:

  • 1. Wir bitten als Vorleistung von Rom die öffentliche Rehabilitierung der überlieferten heiligen Messe - dies ist durch das Motuproprio vom 7. Juli 2007 einigermaßen erfüllt worden. Darüber hinaus erbitten wir die Zurücknahme des Exkommunikationsdekrets gegen die vier von Erzbischof Lefebvre geweihten Bischöfe, die nicht aufgrund einer Notsituation in der Bruderschaft, sondern einer Notsituation in der Kirche konsekriert worden sind; eine Notsituation, hervorgerufen durch den im II. Vatikanum triumphierenden Liberalismus und die neue Theologie.
  • 2. Wir wollen wenigstens die großen Linien bezüglich der Neuausrichtung der Kirche mit den römischen Behörden oder eigens dazu ernannter Theologen offen debattieren, insbesondere den Ökumenismus, die Religionsfreiheit und die Kollegialität. Oder sollen wir in einem rein praktischen Abkommen, wie Kardinal Castrillön Hoyos es dringend wünscht, die beanstandeten Konzilstexte grundsätzlich anerkennen und beispielsweise mit Hochachtung den Islam betrachten, der in wenigen Jahren in Deutschland die Kirchenglocken durch den Muezzinruf ersetzt haben wird?
  • 3. Sobald wir über die Grundprinzipien in der Lehre einig sind, einig auf der Grundlage der 2000-jährigen unveränderlichen Lehre, steht die Priesterbruderschaft St. Pius X. in einer ihr verliehenen angemessenen rechtlichen Struktur Papst und Bischöfen für den Wiederaufbau der zerstörten Stadt Gottes mit Freuden zur Verfügung.

Rom muss die verheerenden Zeitbomben des II. Vatikanischen Konzils entschärfen und vollkommen beseitigen. Dafür zu arbeiten und zu beten ist Pflicht eines jeden aufrechten Katholiken. Der verheerende Konzilsgeist muss niedergerungen, der Spalt, durch den der Rauch Satans in die Kirche eingedrungen ist, sofort geschlossen werden.

Inzwischen gilt es, heldenhaft unter dem Kreuz der Ausgrenzung auszuharren. Wir vertrauen dieses Anliegen der allerseligsten Jungfrau Maria, der Mutter der Barmherzigkeit an, die ihren bedrängten Kindern immer zur Seite gestanden hat, um sie gegen die Irrtümer und Verführungen Satans zu verteidigen. Sie ist weder liberal noch modernistisch: Sie kennt keinen anderen Gott als ihren vielgeliebten Sohn. Mit ihr zusammen singen wir das

Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat!
Christus siegt - Christus regiert - Christus herrscht!

Stuttgart, im Rosenkranzmonat Oktober 2008."