Es gibt keine moderaten Muslime

Der große und der kleine Satan

 

Religion des Friedens

Taslima Nasrin wollte diese Zustände nicht länger akzeptieren und schrieb Essays und kritische Bücher über den Islam. Selected Columns, eine Sammlung ihrer Zeitungsessays, war über zehn Jahre lang ein Bestseller. Doch ihr Erfolg sollte eine dramatische Wendung nehmen:

“Auf einer nationalen Buchmesse von 1992 wurden meine Bücher öffentlich verbrannt und ich wurde aus dem Event hinausgeworfen. Ein ‘Zerschmettert Taslima Komittee’ wurde gegründet und mir wurde verboten, die Buchmesse auch nur zu betreten, weil die Organisatoren sagten, dass meine Bücher Sicherheitsprobleme auslösten. 1993 kehrte ich zu der Buchmesse zurück, aber diesmal griffen mich Fundamentalisten und ein wütender Mob öffentlich an und brachen in den Bereich ein, wo meine Bücher aufbewahrt wurden. [...] Die Regierung konfiszierte meinen Pass und legte mir nahe, nicht mehr zu schreiben, wenn ich meinen Job als Ärztin in einem öffentlichen Krankenhaus behalten wolle. Aus Protest kündigte ich meinen Job.”

Als Taslima nicht aufhörte, emanzipatorische Bücher zu schreiben, wurde es für sie lebensgefährlich: “Die Fundamentalisten sprachen eine Fatwa gegen mich aus und setzten einen Preis auf meinen Kopf fest. Sie brachen in Zeitungsbüros ein und verklagten meine Chefredakteure, Herausgeber und mich. 1994 verlangten sie meine Exekution durch Erhängen. Hunderttausende von Menschen gingen auf die Straße. (Ein einziges öffentliches Treffen, welches dazu diente, meine Exekution zu fordern, brachte 300 000 Menschen zusammen). Generalstreiks wurden überall in Banladesch ausgerufen, die meinen Tod forderten. Anstatt Schritte gegen diese Agitatoren einzuleiten, leitete die Regierung Schritte gegen mich ein. Die Regierung von Bangladesch verklagte mich, weil ich die religiösen Gefühle des Volkes verletzt hätte.”

Als die Regierung sie einsperren wollte, tauchte Taslima mit Hilfe westlicher Feministinnen und Menschenrechtlern unter. Als man Bewährung für sie gestattete, zwang die Regierung Taslima, das Land zu verlassen. Sie durfte niemals wieder zurückkehren, bis auf den heutigen Tag hat sie ihre Familie nicht wieder gesehen. Ihre Eltern sind in ihrer Abwesenheit gestorben. Inzwischen wurden mehrere von Taslimas Büchern in Bangladesch verboten. Sollte sie heimlich in das Land zurückkehren, steht ihr ein Jahr Gefängnis für Kritik am Islam bevor.

 

Die Wurzel alles Bösen

Nun heißt es ja immer, es liege nicht an der Religion, sondern an der Politik, Wirtschaft, Kultur. Es gibt eigentlich nicht den geringsten Grund, die Religion aus der Kritik rauszuhalten. Aber die Leute tun es trotzdem. “Belief in Belief”, der Glaube an den Glauben, das stille Übereinkommen, Religion nicht grundsätzlich in Frage zu stellen, hält die Menschen fest im Griff. Doch nicht Taslima Nasrin:

“Was bildet die Grundlage der Misshandlung, die ich erlitten habe, wie sie auch die Grundlage vieler anderer menschlicher Übel bildet? Es ist aufgrund der Religion, dass es Ignoranz überall in der Welt gibt. Wegen der Religion gibt es Hass; gibt es Blutvergießen. Wegen der Religion gibt es Analphabetismus und Armut, Ungerichtigkeiten und Ungleichheiten. Wegen der Religion erleiden Millionen von Frauen Auspeitschung, Verbrennung und Steinigung. Wegen der Religion werden meine Bücher verbrannt und verboten. Wegen der Religion wurde ich aus meinem Land geworfen.”

“Die Auseinandersetzung findet für mich im Prinzip zwischen irrationalem blinden Glauben und dem modernen rationalen, logischen Verstand ab, zwischen Moderne und Anti-Modernismus.”

2007 wurde Taslima Nasrin aus dem demokratischen Indien verwiesen, weil muslimische Fanatiker gegen sie demonstrierten.