Duftender Kuchen und bunte Päckchen

Nauener Tafel und Freidenkerbund luden bedürftige Familien zu gemütlicher Adventsfeier.

Von MARIE PROTT.

 

NAUEN. Mit großen Augen kramte Paul Könnecke in der bunten Papiertüte. „Toll, lauter Süßigkeiten", jauchzte der Zehnjährige und widmete sich dem quaderförmigen Geschenkpäckchen, das er zuvor vom Weihnachtsmann persönlich - gegen ein kleines Adventsgedicht - in Empfang genommen hatte. „Wow, ein kleines Radio!", überschlug sich Pauls Stimme, als er mit zittrigen Händen seinen Schatz auspackte. Kinderaugen zum Leuchten und Erwachsene zum Lächeln brachte am Dienstagnachmittag die „Tafelweihnacht" des Nauener Tafelvereins und vom Humanistischen Freidenkerbund Havelland (HFH). Zum zweiten Mal fand die gemütliche Weihnachtsfeier für mehr als 100 Gäste im Restaurant Volksgarten statt. Eingeladen waren Familien, die regelmäßig in den Tafelausgaben günstige Nahrungsmittel und Kleidung einkaufen - weil ihr Einkommen sonst kaum zum Leben reicht.
„Unser Weihnachten wird dieses Jahr traurig aussehen, sehr traurig", sagte Martina Kubert, die an einer der festlich gedeckten Tafeln im Volksgarten saß. Aufgrund eines Bandscheibenvorfalls kann sie nicht arbeiten gehen, auch ihr Ehemann ist momentan erwerbsunfähig. Die Familie mit zwei Kindern muss mit einem geringen Krankengeld auskommen. Einmal in der Woche nutzen die Kuberts deshalb die Tafelausgabe in Nauen, um preisgünstige Lebensmittel einzukaufen. „Und um mal unter Leute zu kommen, wenn man den ganzen Tag zuhause sitzen muss, fällt einem ja die Decke auf den Kopf", fügte die aus Bredower Luch stammende Frau hinzu. Deshalb sei sie auch zur Tafelweihnacht gekommen, „hier ist es gemütlich und man fühlt sich in der Gemeinschaft geborgen."

Viele ehrenamtliche Helfer taten ihr Bestes, um den Familien eine stimmungsvolle Feier zu bescheren. Am einladend duftenden Kuchenbuffet gab es Selbstgebackenes, zum Abendessen wurde ein Weihnachtsbraten serviert. Unter den Gästen waren neben den Stadt- und Gemeindeoberhäuptern aus Nauen, Brieselang und Wustermark auch Christel Wesolek und Bernd Walter. Das Paar finanzierte die diesjährige Tafelweihnacht komplett - von den Getränken über das Essen bis hin zu liebevoll ausgesuchten und verpackten Geschenken. „Uns geht es finanziell sehr gut, dafür sind wir sehr dankbar. Und weil das so ist, wollen wir anderen, bedürftigen Familien helfen", erklärten Christel Wesolek und ihr Lebensgefährte. Sie freuten sich über die fröhlichen Kinder, die mit glühenden Wangen ihre Geschenke auspackten. Gemeinsam hatte das Paar Bargeld gespendet, Geschenke eingekauft und mehr als 100 Päckchen verschnürt. „Heut morgen um fünf habe ich noch zwei Kuchen für die Kaffeetafel gebacken", gab Christel Wesolek mit einem bescheidenen Lächeln zu. Auch im kommenden Jahr könne Tafelvorsitzende Marina Sult wieder mit der Unterstützung der Elstaler rechnen. Die Vereinschefin freute sich zudem sehr über den spontanen Einsatz von Familie Schmidt aus der Nauener Mittelstraße: Das ältere Ehepaar überraschte die Kinder am Ausgang des Lokals mit bunten Tüten voller Weihnachtsleckereien. „Einfach so - ohne großes Aufsehen wurde heute geholfen, das ist toll", bedankte sich Marina Sult.

Im Laufe dieses Jahres hat der Tafelverein neben den Ausgabestellen in Nauen, Falkensee, Ketzin und Friesack drei neue in Pessin, Brieselang und Wustermark eröffnet. „Wir sind stolz, einen großen Bereich des Havellandes mit dem Angebot der Tafeln abzudecken - aber wir freuen uns nicht darüber", erklärte Volker Mueller. Denn die gestiegene Nachfrage nach der Unterstützung bedeute, dass immer mehr Menschen sich die nötigsten Dinge im Leben nicht mehr leisten könnten, betonte der HFH-Vorsitzende. Der Freidenkerbund arbeitet mit dem Tafelverein in administrativen Fragen zusammen, beschäftigt und leitet die Ein-Euro-Jobber an, die in den Ausgaben arbeiten. „Es ist schön, dass es so was wie die Tafeln gibt, sonst wären wir aufgeschmissen", lächelte Martina Kubert im Licht der Adventskerze.