Der digitale Fingerabdruck, den wir im Netz hinterlassen, sagt viel über uns aus. Er ist so wertvoll für die Werbeindustrie, dass sich Datenhandelsunternehmen gebildet haben, deren einzige Funktion es ist, einen möglichst akkuraten Fingerabdruck zu erzeugen. Auch der US-Evangelikalismus hat mittlerweile die üppigen Vorzüge des Microtargetings erkannt und nutzt die App "Bless Every Home", um gezielt Angehörige ethnischer Minderheiten anzusprechen, die als empfänglich für religiöse Botschaften klassifiziert werden.
In der heutigen Zeit löst das Thema "Dämonenaustreibung" oft ein Schmunzeln aus, doch dahinter verbirgt sich eine ernste und bittere Realität. Menschen, die sich an Exorzisten wenden, befinden sich in einer tiefen persönlichen Krise und suchen verzweifelt nach Hilfe. Durch Exorzismus-Apps auf Handys können diese Hilfesuchenden jedoch davon abgehalten werden, professionelle Unterstützung von Ärzten und Therapeuten zu suchen. Besonders gefährdet sind hierbei Jugendliche.
Eine der umstrittensten Fragen unserer Zeit ist, ob die rasante weltweite Verbreitung digitaler Medien mitverantwortlich ist für eine Schwächung der Demokratie. Während Öffentlichkeit und Politik die Risiken Sozialer Medien breit diskutieren, argumentieren Technologieunternehmen, dass die Auswirkungen nicht eindeutig belegt sind. Pauschal zu verteufeln sind digitale Medien sicherlich nicht. Allerdings können sie Polarisierung und Populismus – besonders in etablierten Demokratien – befeuern. Darauf weist eine aktuelle Studie hin.
Nach breiten Protesten von Computerfachleuten, Journalisten und aus der Zivilgesellschaft vertagt Apple seine Vorhaben, iPhones auf kompromittierende Nutzerdaten zu analysieren. Wie die Sache ausgeht, ist offen – und die Folgen der Entscheidung sind weitreichend.
Apple-Nutzer:innen wähnten ihre Daten auf iPhones bislang sicher. Die vermeintlich datenschutzfreundlichen Policies Apples sind für viele Menschen der Grund, warum sie für ein iPhone vierstellige Kaufpreise bezahlen. Doch mit der Einführung des "CSAM-Scannings" tritt Apple die Tür zur Überwachung lokal gespeicherter Dateien auf und schafft einen höchst bedenklichen Präzedenzfall.
Eine neue EU-Verordnung fordert die Herausgabe sensibler Gesundheitsdaten an ausländische Kläger. Ärzte sehen dadurch ihre Integrität in Gefahr und fordern Änderungen.
Seit 2017 unterhält das Soziale Netzwerk Facebook sogenannte "Glaubenspartnerschaftsteams". Diese arbeiten mit Kirchengemeinden und anderen religiösen Communities in den USA zusammen, um die Plattform als Anbieter für "Religionsausübung im virtuellen Raum" zu etablieren. Die Strategie geht auf.
Eine zentrale Antwort auf Corona lautet: Wir müssen Arbeit, Gesundheit, ja unser gesamtes Leben noch schneller und tiefer digitalisieren. Idealerweise projizieren wir künftig unsere analoge Welt auf eine digitale Fläche, um sie dort effektiver zu bearbeiten. So haben einige Unternehmen bereits digitale Zwillinge erstellt, die ihre materielle Form binär repräsentieren.
Sie bezeichnen es selbst als Blasphemie: Die Podcaster Robin Blase und Lisa Ludwig haben sich die "Elf Gebote für das Internet" von der Katholischen Akademie Berlin und dem Kulturbüro der Evangelischen Kirche Deutschlands angeschaut. Ihr Fazit: Die Gebote sind überflüssig.
"Biografie eines Weltwunders" lautet der Untertitel und "Eine (fast) unmögliche Erfolgsgeschichte" steht auf dem Deckblatt eines Buches, das die universelle Bedeutung der größten Wissenssammlung der Menschheitsgeschichte anhand ihrer Organisation, Prinzipien und Regularien beschreibt. Pavel Richter, Wikipedianer der ersten Stunde und fünf Jahre CEO von Wikimedia Deutschland, beleuchtet – spannend und tiefgründig – ein einmaliges Experiment: Das gesamte Wissen der Menschheit sammeln und allen Menschen frei zur Verfügung stellen.
Am vergangenen Donnerstag hat der Bundestag das Registermodernisierungsgesetz verabschiedet. Dessen Kernstück ist das Identifikationsnummerngesetz. Es legt fest, dass die 2007 eingeführte Steuer-Identifikationsnummer zu einer allgemeinen Identifikationsnummer wird.
Wer im Online-Marketing arbeitet, der hat in den letzten Jahren die Geburt eines Konzepts miterlebt, dessen Implikationen gleichermaßen begeistern wie erschrecken: Die Rede ist von der Hyper-Personalisierung. Mithilfe von Unmengen in Echtzeit gesammelter Daten wollen Akteure fast jeder Branche, von der Bank über die Kfz-Versicherung bis hin zu den Herstellern von Kühlschränken, ihre Angebote und Werbestrategien personalisieren. Der Preis dafür: unsere privatesten Daten.
Wir kennen nun die grundlegenden Mechanismen sozialer Medien und ihrer Algorithmen. Wir haben gesehen, dass ihre Selbstreferentialität ins informationelle Niemandsland führt. Wir haben ergründet, wie und warum die von Algorithmen vorgeschlagenen Inhalte notwendigerweise immer radikaler werden. Nach der Pflicht nun also die Kür: Wie sorgen wir für demokratiekonforme Plattformen? Ein Brainstorming.
Welchem System folgt eigentlich der Algorithmus, der bei YouTube für die Empfehlungen zuständig ist? Einem gefährlichen, sagt Guillaume Chaslot, der mit an dem Programm gearbeitet hat. Doch auch die Personen und Institutionen, denen wir folgen, bestimmen unseren Feed. Eine Untersuchung des Gefahrenpotentials der Filtermechanismen sozialer Medien.
Wenn 1950 fünf Menschen eine Tageszeitung kauften, dann lasen sie die gleichen Inhalte. Wenn 1990 fünf Menschen abends die Tagesschau einschalteten, dann sahen sie die gleichen Nachrichten. Wenn aber 2020 fünf Menschen morgens das Smartphone einschalten und Nachrichten lesen, dann sehen sie bisweilen fünf völlig verschiedene Welten. Diese Artikel-Serie will ergründen, mit welchen Parametern soziale Medien Informationen bewerten, welchen Effekt diese Bewertung auf die Verbreitung von Informationen online wie offline hat und ob uns tatsächlich eine, wie die WHO sie nennt, "Infodemie" bevorsteht.