Die spanische katholische Kirche fällt im Rahmen der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen immer wieder besonders negativ auf. Vertuschung, Schweigegeld für Opfer, Schutz der Täter vor Behörden und vieles mehr wurde und wird aufgedeckt. Was schon jetzt nach einem besonders dick aufgetragenen Fortsetzungs-Krimi klingt, steigert sich noch. Hat die spanische katholische Kirche doch ihre Pädophilen sogar ins Ausland verschoben.
Die Gläubigen laufen der katholischen Kirche scharenweise davon. Grund dafür sind auch die weltweit aufgedeckten Fälle von sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch katholische Würdenträger sowie deren Vertuschung. In Spanien scheint letztere für manche Kleriker noch immer das Mittel der Wahl zu sein. Besonders hervorgetan in Bezug auf Vertuschung und Angebote von Schweigegeld hat sich der Bischof von Salamanca.
In Spanien gibt es – ebenso wie in Deutschland – noch immer einen Blasphemie-Paragrafen. Er bedroht Menschen mit Haft, die die religiösen Gefühle von Mitgliedern einer religiösen Konfession verletzen. Das linke Parteienbündnis Unidos Podemos hat nun die erste Hürde zur Abschaffung dieses Gesetzes genommen.
Die spanische Regierung hat verkündet, sexuellen Missbrauch Minderjähriger in Zukunft nicht mehr verjähren zu lassen. Dazu ist die Änderung der Gesetzeslage notwendig. Sexuelle Übergriffe auf Minderjährige stehen dann in einer Reihe mit Verbrechen wie terroristischen Morden und Genozid, die ebenfalls nicht verjähren. Regierungsvertreterin María del Carmen Calvo Poyato informierte den Vatikan im Rahmen eines Besuches über die Neuerung.
Nachdem auch in der spanischen katholischen Kirche sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen bekannt geworden sind, will die dortige Bischofskonferenz nun eine Kommission zur Prävention und zum Schutz Minderjähriger vor sexuellem Missbrauch gründen. Dabei wird sie mit harscher Kritik zur Wahl des Kommissions-Präsidenten konfrontiert. Denn der soll selbst Missbrauchsfälle vertuscht haben.
Der katholische Geistliche Amador Romero war im Jahr 2001 wegen sexuellen Missbrauchs eines minderjährigen Messdieners zu 18 Monaten Gefängnis und 60.000 Euro Schmerzensgeld an den Jungen verurteilt worden. Die Haftstrafe wurde nie angetreten, der Verurteilte arbeitet heute als Kaplan im Krankenhaus Hospital General de Alicante.
Spanien hatte noch bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts eine Diktatur. Diese als Franquismus bezeichnete Diktatur zeichnete sich nicht nur durch mörderische Grausamkeit gegen politisch unbequeme Menschen aus, sondern auch dadurch, dass sie Hand in Hand mit der Kirche versuchte, die EinwohnerInnen möglichst fügsam und zu großen Teilen ungebildet zu halten. Für die Rolle der katholischen Kirche gibt es eine eigene Beschreibung, den Nationalkatholizismus.
Sterbehilfe und Hilfe zur Selbsttötung für Patient*innen, die Qualen leiden und ihren Todeswunsch nachhaltig geäußert haben, wird in Spanien seit 1995 nicht mehr als Totschlag gewertet. Unterstützende Ärzt*innen werden nicht mehr mit Gefängnisstrafen bedroht. Doch nun, etwas über 20 Jahre später, ist die Zeit reif für den nächsten Schritt. Gesetzesentwürfe zu Euthanasie und zum Sterben in Würde sind vorbereitet. Während die restlichen Parteien das neue Euthanasie-Gesetz unterstützen, wird es von der christdemokratischen Partei Partido Polpular (PP) abgelehnt, die Ciudadanos-Partei knüpft ihre Zustimmung an Bedingungen.
Seit über 60 Jahren versuchen Bischöfe der katholischen Kirche in Valladolid, die im Jahre 1504 verstorbene Königin Isabella I. von Kastilien heiligsprechen zu lassen. Dabei wird selbst vor Geschichtsveränderung und der Relativierung von Morden an der indigenen Bevölkerung Amerikas nicht zurückgeschreckt. Aktuell stoßen besonders die Aussagen Luis Javier Argüellos, Weihbischof von Valladolid, sauer auf.
Die katholische Kirchen und "ihre" Immobilien. In Spanien ist das ein ganz besonderes Thema. Verleiben sich doch Kirchen nicht nur gern Grundstücke und Gebäude ein, sondern zahlen später auch keine Immobiliensteuern. Den finanziell ohnehin meist nicht gut gestellten Gemeinden gehen Beträge in Millionenhöhe verloren.
Über dreißig Jahre lang wurden in Spanien unter tatkräftiger Beteiligung der katholischen Kirche Eltern ihre Neugeborenen geraubt und an Adoptiveltern vermittelt. Ein Arzt, der maßgeblich in den Babyhandel verwickelt war, wurde nun von einem spanischen Gericht freigesprochen. Nicht wegen erwiesener Unschuld, sondern weil die Verbrechen nach Auffassung des Gerichts verjährt sind.
Die sozialistische Regierung Spaniens plant die Exhumierung und Umbettung der Überreste des Diktators Francisco Franco und des Gründers der faschistischen Bewegung Falange, José Antonio Primo de Rivera. Die Umbettung soll dafür sorgen, dass Rechtsextreme und Franco-Fans nicht mehr zur Grabanlage "Valle de los Caídos" (Tal der Gefallenen) bei El Escorial pilgern, in der beide begraben sind. Kirchenvertreter wie der Prior Administrator des Valle de los Caidos erklärten das Vorhaben zum Teufelswerk und sehen Unglauben nebst Hass, Neid und Sünde aufziehen.
Willy Toledo ist nicht nur Schauspieler und Theater-Regisseur, sondern auch Atheist – und er macht im noch immer katholisch geprägten Spanien keinen Hehl daraus. In einem Facebook-Eintrag hatte Toledo erklärt, dass er auf Gott und das Dogma von der Heiligkeit und Jungfräulichkeit Marias scheiße. Hierfür wurde er von einer Vereinigung christlicher Anwälte wegen der Verletzung religiöser Gefühle angezeigt.
Im Jahre 2006 wurde unter der christlich-konservativen Regierung der Partido Popular (PP) für ganz Spanien ein neues Bildungsgesetz erlassen. Dieses umfasst eine Regelung zum Religionsunterricht. Der katholische Religionsunterricht soll von den Bildungseinrichtungen obligatorisch angeboten werden, von den Schülerinnen und Schülern aber optional belegt werden können. Um anderen Religionen Rechnung zu tragen, sollten auch diese angeboten werden können.
Die spanische autonome Gemeinschaft Comunidad Valenciana liegt im Osten der Iberischen Halbinsel. Obwohl mit bestem Wetter und regen Touristenströmen versorgt, ist diese autonome Gemeinschaft mit über 45 Mio. Euro massiv verschuldet. Und obwohl Spanien ein laizistisches Land ist, zahlt allein dieses Bundesland jährlich 856.000 Euro an katholische Kapläne in Gesundheitseinrichtungen.