ZÜRICH. (hpd) Anlässlich des Denkfestes in Zürich wurde eine Resolution verabschiedet, mit der evidenzbasierte, also wissenschaftliche Medizin, gestärkt werden soll.
Evidenzbasierte Medizin ist in doppelter Hinsicht unter Beschuss. Einerseits lehnen viele alternativ- und komplementärmedizinische Verfahren die wissenschaftliche Methode grundsätzlich ab. Andererseits verkommt evidenzbasierte Medizin in der Praxis oft zur Farce, weil z.B. Pharmaunternehmen nicht alle Studienergebnisse veröffentlichen.
Wissenschaftlich zu prüfen, was wirkt und was nicht, ist eine der grössten Erfolgsgeschichten der Menschheit. Es kann und darf uns nicht egal sein, wenn evidenzbasierte Medizin untergraben wird.
Mit zwei einfachen Massnahmen lässt sich das Prinzip evidenzbasierter Medizin stärker verankern: Leistungen im Gesundheitsbereich müssen Evidenz für die behaupteten Wirkungen vorweisen, und diese Evidenz in Form von Studienergebnissen muss lückenlos veröffentlicht werden.
Der Resolutionstext
Evidenzbasierte Medizin, also Medizin, deren Wirksamkeit wissenschaftlich geprüft wird, ist ein Grundpfeiler unserer modernen Gesellschaft: Noch nie war unsere Lebensqualität so hoch wie heute; noch nie konnten wir so zielgerichtet Krankheiten behandeln und verhindern wie heute; noch nie konnten wir so erfolgreich Menschenleben retten wie heute.
Evidenzbasierte Medizin ist aber weder selbstverständlich noch unumstösslich. So gibt es gegenwärtig im Mindesten zwei Probleme, welche das evidenzbasierte Fundament der modernen Medizin untergraben:
- So genannte komplementär- und alternativmedizinische Angebote erfreuen sich grosser Beliebtheit. Oft sind Verfechter dieser Angebote nicht daran interessiert, wissenschaftlich zu prüfen, ob das, was sie anbieten, wirkt. Wie aber, wenn nicht über den Weg der wissenschaftlichen Methode, können wir zuverlässig in Erfahrung bringen, was wirkt und was nicht? Eine Abkehr von Wissenschaft bedeutet eine Abkehr von medizinischem Fortschritt.
- Wissenschaftlich zu prüfen, ob medizinische Angebote wirken, ist dann und nur dann zielführend, wenn auch wirklich alle Ergebnisse der Forschung veröffentlicht werden. Im Moment ist das nicht der Fall. Im Bereich der Pharmaforschung etwa werden viele Ergebnisse klinischer Studien nie veröffentlicht. Wenn nicht alle Daten veröffentlich werden, kann das dazu führen, dass ein verzerrtes Bild zur Wirksamkeit von Medikamenten entsteht. Diese Probleme stellen eine Gefahr dar, weil unser Gesundheitssystem nur auf dem Nährboden der evidenzbasierten Medizin gedeihen kann. Wir rufen darum sowohl Akteure aus Wissenschaft und Politik, wie auch alle Bürgerinnen und Bürger, an, für evidenzbasierte Medizin einzutreten.
Konkret sollen zwei Massnahmen umgesetzt werden, um evidenzbasierte Medizin zu stärken:
- Alle in der staatlich regulierten Gesundheitsversorgung angebotenen therapeutischen und diagnostischen Leistungen müssen wissenschaftliche Evidenz für ihre Wirksamkeit vorweisen.
- Alle Ergebnisse klinischer Forschung zu therapeutischen und diagnostischen Leistungen müssen veröffentlicht werden. Zudem muss dokumentiert werden, wie methodisch vorgegangen wurde, um zu diesen Ergebnissen zu kommen.