Die Beschneidungsdebatte wird noch immer geführt

Mit der Gesetzgebung hofften die Befürworter der Beschneidung auf ein Ende der Debatte. Das ist jedoch nicht der Fall.

Für die stellvertretende Vorsitzende und Pressesprecherin der Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Bayern, Dr. Brigitte Dietz, ist die Debatte nicht beendet: "Wir bezeichnen die religiöse Beschneidung guten Grundes als Kindesmisshandlung."

Sie widerspricht der Politik: "Eine Beschneidung von Jungen ist nur dann sinnvoll, wenn eine medizinische Indikation vorliegt – was äußerst selten vorkommt". Dr. Dietz weist darauf hin, dass es durch die Operation zu Infektionen, Wundheilungsstörung, Harnröhrenverengung und Fisteln kommen kann. "Einige haben später auch psychische Probleme bis hin zu Erektionsproblemen und sexuellen Störungen sowie Minderwertigkeitskomplexe, da dieser Eingriff eine Verstümmelung darstellt, die ohne die Einwilligungsfähigkeit der Person stattgefunden hat."

Die Situation der betroffenen Jungen hat sich nach Ansicht von Dr. Brigitte Dietz durch das Gesetz sogar verschlimmert: "Demnach ist es ja gesetzlich erlaubt, Säuglinge bis zum 6. Lebensmonat ohne Narkose und ohne Schmerzmittel von nicht ärztlichen Personen beschneiden zu lassen."

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte startete Aufklärungskampagnen für die Eltern, verteilte Broschüren zur Penisgesundheit unter dem Motto "Die Vorhaut – kein Fehler der Natur". Doch am Ende, so ist man sich einig, müsse eine neue gesetzliche Regelung her: ein Verbot.