Dass es China gibt, viele es aber nicht gesehen haben, sei ein Beweis dafür, dass es auch Gott gibt. So die schlichte Erklärung, die der Prediger in der Al-Nur-Moschee in Berlin-Neukölln seinen Zuhörern angedeihen ließ.
Doch den Kommentator bei der TAZ wundert das nicht; er schreibt: "Aus meiner Jugend in meiner eigenen Kirche, einer christlichen Gemeinschaft, die es verstand, die spartanische Optik des Protestantismus mit der hierarchischen Organisation des Katholizismus zu verbinden. Mir wurde Gott schon mit Afrika, Australien und Feuerland bewiesen."
"Braucht es da noch Blasphemie, wenn Religionen sich selbst derart lächerlich machen?" fragt er weiter und antwortet mit "Ja". Denn vielen religiösen Menschen würde sonst einiges von dem Irrwitz entgehen, der sich im Namen ihres Glaubens so abspielt. "Und außerdem, wie sonst sollte eine offene Gesellschaft eine Religion in ihrer Mitte ertragen können?"
4 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Religionen müssen sich nicht lächerlich machen. Sie sind es schon!
Markus Schiele am Permanenter Link
Satire würde ja gar nicht funktionieren, wenn ihr Gegenstand nicht schon eine gewisse Absurdität / Lächerlichkeit in sich tragen würde. Aufgabe der Satire ist oft nur dies herauszuarbeiten.
Jutta Behne am Permanenter Link
Also ich finde Kardinal Meisners Gottesbeweis viel einleuchtender:
http://www.bild.de/regional/koeln/meisner-verteidigt-zoelibat-gottesbeweis-13257256.bild.html
Noncredist am Permanenter Link
"Wenn jemand nicht daran glaube, dass der Allmächtige existiere, weil er noch nie gesehen worden sei, sagte der Prediger, so solle man diesen Jemand doch einmal fragen, ob er glaube, dass es China gebe.
Die Anzahl der logischen Fehlschlüsse in nur einem(!) Satz ist hier beachtlich. Vermutlich ein neuer Rekord :)
Es "existiert" natürlich kein "China". Genausowenig wie "ein Amerika". Es sind Begriffe für Konstrukte, damit der Mensch kommunikativ etwas äußern kann. Menschen in einem bestimmten Areal, z.Bsp. ein Kontinent, werden einer Gruppe zugesprochen. Diese territoriale Gruppe wird mit einem - menschengemachten - Wort bezeichnet. Das ist schon alles.
Für die einen ist es "China", für die anderen "das Land der Mitte". Buschvölker ohne jeglichen Kontakt ausserhalb ihrer eigenen Zivilisation werden solch ein Land - wenn überhaupt - anders nennen. Weshalb "China" jedoch realer als "Gott" ist, dürfte an der Existenz der Bewohner liegen, die nachweislich sehr maßgeblich an der Definierung des Begriffes "China" teilhaben. Bei einem "Gott" haben wir die unterschiedlichsten Vorstellungen erlebt. Von einer zusammenlebenden Götterfamilie, zu einzelnen Götterfiguren bis hin zu einem - ewig schon so gewesenen - Singulargott. Und alle sollen "wahr" gewesen sein? Oder soll sich etwa der Einzelgott solange still verhalten haben, bis er sich einer primitiven Hirtenkultur "offenbart" hat, den anderen hochentwickelten Gesellschaften gleichzeitig(!) vollkommend ignorierend? Und dann noch die fehlenden Möglichkeiten zur Unterscheidung, welche der Vorstellungen nun "wahrer" sei als die anderen? Mit ausnahme natürlich einer - von Menschen geschriebenen und fehlerbehafteten - "heiligen Schrift" ?
Reichlich dünn und wackelig, würde ich sagen :)
"Mir wurde Gott schon mit Afrika, Australien und Feuerland bewiesen."
Mir hingegen ist diese Art der "Evidenz" eindeutig viel zu subjektiv gefasst. Die Leute, die sich ihre Götter irgendwie durch "spirituelle Erfahrungen" bewiesen verstanden möchten, verzichten ganz schnell auf diese supertolle Beweisführung, sobald der Arzt einen Krebs bei ihnen vermutet. Die "geistigen Wahrheiten" schwinden sehr schnell und die evidenzbasierte Beweisführung tritt mit rasenden und großen Schritten in ihr Leben ein. Weshalb wohl? ;)
"Vielen religiösen Menschen würde sonst einiges von dem Irrwitz entgehen, der sich im Namen ihres Glaubens so abspielt."
Religionskritik ist leider negativ konotiert und wird selbst im Religionsunterricht, wo er hauptsächlich auftreten sollte, kaum bis gar nicht beachtet. Kaum ein Christ kennt die Bibel so gut wie ein Religionskritiker, der sich aus Interesse mit der Materie tiefer beschäftigt hat. Bei den meisten Gläubigen reicht ein "ich hoffe, dass nach dem Tod es weitergeht" vollkommen(!) aus. Den ganzen Rest der viele hundert Seiten starken heiligen Texte, die teilw. abstruse bis hin zu menschenverachtende Handlungen beschreiben, ist ihnen größtenteils unbekannt. Ohne Religionskritik - insbesondere der satirischen! - würde ihnen die Abstrusität entgehen. Aber wie so oft: die Adressierung dieser Abstrusitäten, wie auch die Betonung derselben als "Teil des religiösen Glaubens", empfinden die Gläubigen als "persönlichen Angriff", weil sie sich nicht(!) mit diesen lächerlichen Handlungen identifizieren möchten. So wie religiös motivierte Attentäter, bei denen sich die Vertreter dieser religiösen Vorstellungen möglichst nicht mit der Motivation der Attentäter identifizieren lassen möchten. Und dies, obwohl es eben wesentlicher Teil der Geschichte oder gar klaren Handlungsanweisung(!) in der jeweiligen Religion darstellt. Hexenverfolgungen waren genausowenig ein Ausrutscher des "falsch verstandenen Glaubens", wie die Jihad-Morde in jüngster Zeit. Religionskritik wird es weiterhin geben. Es ist wichtig, diese Form der Meinungsäußerung auch weiterhin in allen Formen und Farben zu vermitteln. Ob als klare philosophische Abhandlung, oder als scharfzüngige Karikatur. Ganz so wie es die Götter in uns Menschen angelegt haben :)