Pakistan

Achtjähriger der Blasphemie beschuldigt – Anschuldigungen nach Protesten fallengelassen

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Symbolbild
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Einem achtjährigen hinduistischen Jungen aus der Region Punjab wurde vorgeworfen, mit Absicht auf einen Teppich in der Bibliothek einer Islamschule uriniert zu haben. Diese Handlung legten die Behörden als Blasphemie aus, welche sogar mit dem Tod bestraft werden kann. Ein hinduistischer Tempel wurde von einem wütenden Mob zerstört. Der Junge kam in Schutzhaft, seine Familie ist untergetaucht. Gestern wurden die Anschuldigungen fallengelassen.

Pakistans Anti-Blasphemie-Gesetzgebung ist eine der strengsten. Für Gotteslästerung sieht sie Haftstrafen oder gar die Verurteilung zum Tode vor. Da ein Verstoß gegen ein solches Gesetz kaum nachzuweisen ist, dafür aber der Blasphemie-Vorwurf die Wut zahlreicher Gläubiger hervorruft, wird er gern gegen Angehörige von Minderheiten verwendet. In den letzten Monaten und Jahren traf die Anschuldigung der Gotteslästerung unter anderem ein Ehepaar, das 2013 inhaftiert wurde, einen Mann, der noch im Gerichtssaal erschossen wurde, Schauspielerinnen und Sänger, weil sie in einer Moschee gedreht hatten, einen Bankmanager, der von einem Kollegen erschossen wurde und einen Mann, der von einem Polizisten mit einer Schusswaffe getötet wurde.

Der achtjährige Junge aus der Region Punjab gilt als jüngster der Blasphemie Beschuldigter Pakistans. Ende Juli dieses Jahres soll er absichtlich auf den Teppich einer Bibliothek uriniert haben. Da sich die Bibliothek in einer Madrasa, einer Schule für Islamwissenschaften, befand, die religiöse Bücher beherbergt, wurde ihm die Handlung als Blasphemie ausgelegt. Nachdem der Junge festgenommen und gegen Kaution entlassen worden war, formierte sich ein wütender Mob Gläubiger. Dieser zerstörte einen hinduistischen Tempel in Bongh und versetzte die dortige Gemeinde in Panik. Die Familie des Jungen sowie weitere Angehörige der hinduistischen Gemeinschaft flohen. Der Junge wurde in Schutzhaft genommen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte Pakistan auf, die Anschuldigungen gegen den Jungen fallenzulassen, für den Schutz des Jungen, der Familie und der Gemeinde zu sorgen und diejenigen zu bestrafen, die den Tempel zerstört haben. Zudem wurde gefordert, die Anti-Blasphemie-Gesetzgebung aufzuheben und damit der Tatsache Rechnung zu tragen, dass diese immer wieder gegen Minderheiten eingesetzt wird.

Am gestrigen 12. August verkündeten die Behörden, dass die Anschuldigungen fallengelassen wurden. Eine Sicherheit für den Jungen, seine Familie und diejenigen, die diese Entscheidung in den Behörden gefällt haben, gibt es jedoch nicht.

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