Diskussion um Blasphemie-Paragraphen: Was sind religiöse Gefühle? Gibt es so etwas überhaupt? Und wenn ja, verdienen sie dann einen besonderen Schutz, sogar durch das Strafgesetzbuch? Etwa durch den sogenannten Blasphemie-Paragraphen 166 StGB?
Papst Franziskus sagte kürzlich: "Wenn mein lieber Freund meine Mutter beleidigt, erwartet ihn ein Faustschlag." Franziskus wollte damit die Grenzen der Meinungsfreiheit aufzeigen, denn, so der Papst: "Viele Menschen ziehen über Religion her, das kann passieren, hat aber Grenzen." In den 1970er Jahren war bei Demonstrationen gegen das Abtreibungsverbot ein oft gehörter Slogan: "Hätt' Maria abgetrieben, wär' uns der Papst erspart geblieben". Ist das eine Verletzung der religiösen Gefühle oder Meinungsfreiheit?
In den 3sat-Ländern wird per Strafgesetzbuch die Herabwürdigung religiöser Lehren geahndet. Zumindest auf dem Papier. Deshalb ist jetzt auch eine Debatte um den "Blasphemie-Paragraphen" entstanden, darüber, ob man ihn nicht gänzlich abschaffen sollte. Sogar katholische Staatsrechler befürworten dies, denn "Gott kann man nicht beleidigen" und "Gott hat Humor". Doch wie sieht es bei Gläubigen und ihren religiösen Gefühlen aus?
4 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Manfred Lütz haut mal wieder einen typischen Lütz raus, fast ein Doppel-Lütz: "Ich glaube, dass man Gott letztlich nicht beleidigen kann, weil Gott Gott ist ...
Rudolf Dieringer am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Kammermeier,
Ihrem Kommentar kann man nur zustimmen!
Ich kenne noch einen "Lütz", der mal in einer Talkshow ( zu denen Herr Lütz ja gerne eingeladen wird) zu hören war:
"Die Kirche hat noch nie Kriege geführt! Wenn doch, müsste man mir das nachweisen".
Dazu ist zu sagen: Auch Päpste hatten eigene Milizen, um ihre Machtansprüche durchzusetzen. Und zudem sollte auch Herr Lütz wissen (um ein gängiges Sprichwort zu zitieren): "Der Hehler ist genau so schlimm wie der Stehler" - will sagen: der Anstifter ist genau so mitverantwortlich wie der Ausführende; und in diesem Sinne gibt es wahrlich genügend Beispiele für eine "ecclesia militans"!!
Sven Schultze am Permanenter Link
Ha Ha, so etwas nennt man wohl im Volksmund "einen Lütz bauen"...
Noncredist am Permanenter Link
@Bernd Kammermeier:
"Wie jetzt? Ist jetzt Gott Gott oder ist Gott nicht Gott?"
Was ein "Gott" ist, bestimmt der Mensch ;)
Was Lütz wohl sagen wollte, kann ich nur erahnen:
Gott ist Gott. Er/Sie/Es ist das Höchste. Höher geht nimmer. Gott befindet sich im dauergutem Zustand. Er hat sozusagen die höchste Dosis der Glückshormone intus, die man haben kann. Er/Sie/Es ist niemals "beleidig" :)
Danach beschreibt er *den Menschen*. Wenn der Mensch (selbst)bewusst "Gott ist doof" sagt, dann hat er damit Gott in's Gesicht gespuckt und das soll angeblich eine Sünde sein. Eine *Überprüfung*, ob Gott tatsächlich sowas als "Sünde" bezeichnen würde, sich vielleicht bei Blasphemie freut oder gar eine himmlische Erektion beim Gedanken der Gotteslästerung verspürt, findet *nicht* statt. Hier wird schlichtweg als Gegeben angenommen, dass eine Blasphemie eine *Sünde* sei.
Wäre man ehrlich, so müsse man sagen: Die *Menschen*, die sich nicht beleidigt sehen wollen, würden eine solche Tat *an sich selbst* nicht dulden. Und da Gott *dem Menschen gleichgestellt* sein müsste (eigentlich nicht, aber anders funktioniert die "Logik" nicht), darf eine "Beleidigung" nicht ausgesprochen werden. Kurz: Der Mensch positioniert sich *auf einer Stufe mit Gott*, und fühlt sich sogar im Recht.
Die Anzahl der übernatürlichen denkenden Entitäten, die sich jemals zu etwaigen "Beleidigungen" geäßert haben, ist bis zum heutigem Tage mit der exakten Zahl "0" (Null) bezifferbar. Gar keine dieser angeblich so existenten Wesen hat sich bis heute zu den Handlungen geäußert. Weder zu den "blaßphemischen Äußerungen", noch zu den Kindesmisshandlungen und Köpfungen "in seinem Namen". Wohl deshalb, weil mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch keine dieser Gestalten existieren und sie als Produkt der menschlichen Fantasie gelten dürften. Und Ideen und Fantasien sind im Sinne der (künstlerischen) Rede- und Meinungsfreiheit kritisier- wie auch karikierbar :)
Zum Thema:
"In den 3sat-Ländern wird per Strafgesetzbuch die Herabwürdigung religiöser Lehren geahndet."
Die "Herabwürdigung" anderer Ideen und Praktiken wird hingegen ohne etwaige Strafgesetzbuch-Drohungen geduldet. Man kann getrost künstliche Konstrukte wie ein Automobil "herabwürdigen". Selbst Ideen wie eine"islamfeindliche Nationalbewegung aus Dresden sind nicht vor herabwürdigenden Äußerungen durch das Strafgesetzbuch geschützt.
Einzigst die Anbetung fiktionaler Idole, die vor jahrtausenden in der Wüste etwaige "Wunder" getätigt haben wollen, etwa Erschaffung der Erde (aber *keine* fliegenden Teppiche, die sind "Fantasieprodukte").
Ist das noch "normal"? Oder ist das schon eine (Selbst-)Immunisierung ungeprüfter und per definitionem unüberprüfbarer Thesen mit teilw. inhumanen und gesellschaftsfeindlichen Inhalten?
Das Strafgesetzbuch ist eine starke Waffe. Sie sollte uns Menschen schützen. Sie sollte nicht für solche Immunisierungen missbraucht werden.