Schließlich warf Kocher die Frage auf, durch welchen Karriereweg man am meisten im Sinne des effektiven Altruismus erreichen könne. Wegen der Austauschbarkeit von Arbeitskräften kam es ihm dabei weniger auf eine ethische Wertigkeit des Berufs selbst, sondern eher auf die Möglichkeit an, im Sinne des effektiven Altruismus über die reine Joberfüllung hinaus aktiv werden zu können. Diesbezüglich biete der Arztberuf wenig Freiraum. Hingegen könne man als Banker viel bewirken, wenn man den erwirtschafteten Reichtum, anders als andere ähnlich wirtschaftende Banker, nicht für sich behalte. Das gelte selbst dann, wenn das Geld auf ethisch fragwürdige Art gewonnen wird, da der Gesamteinfluss positiv bliebe.
Die Akzeptanz von Spendenmitteln auch aus ethisch fragwürdiger Quellen führte zu Unmut und trug wesentlich zur öffentlichen Distanzierung der AnStiftern von diesem Vortrag bei. Nach dem Vortrag wurde u.a. auch über die Rolle von Intuition und Mitgefühl diskutiert, die Kocher als Grundimpulse für ethische Überlegungen betrachtete, die aber, zur Vermeidung der genannten kognitiven Verzerrungen, um rationale Betrachtungen erweitert werden sollten. Darüber hinaus wurden einige Visionen, wie z.B. die Kernfusion in Frage gestellt.
Trotz verständlicher Kritik an Kochers sehr weitgehender Auslegung des effektiven Altruismus ist der Grundgedanke interessant und kann als praktisch gelebter Utilitarismus verstanden werden.
4 Kommentare
Kommentare
Uwe Lehnert am Permanenter Link
Zu meinem hier von einem Zuhörer referierten Vortrag zwei kleine Präzisierungen:
Die Zahl der hier erwähnten Theologiestudenten meint nur die Neueinschreibungen in einem neuen Studienjahr. Die konfessionellen Krankenhäuser in NRW werden überwiegend, in manchen Gegenden allerdings ausschließlich von der Kirche betrieben.
Dieser in Stuttgart gehaltene Vortrag »Die (un)heimliche Macht der Kirchen – Über den unverändert großen Einfluss der Kirchen in Deutschland« wird ab Mitte Juni unter folgender Internetadresse nachzulesen sein:
http://warum-ich-kein-christ-sein-will.de/aktuelles/
Hans Trutnau am Permanenter Link
Schön ausführlicher Bericht, Klaus; herzlichen Dank! Wäre gern dabei gewesen.
Zu "In NRW sind alle Krankenhäuser konfessionell gebunden" - das meint die Trägerschaft, wie ich es verstehe. Der unüblich verdächtigte Finanzier dürfte aber überwiegend der Staat sein?
Werner Koch am Permanenter Link
Bei Krankenhäusern sind die Krankenversicherungen die Hauptzahler.
Bei kirchlichen Trägern sollten nur die Andachtsräume und die Seelsorge aus Kirchenmitteln finanziert werden.
Andreas am Permanenter Link
Kommen die Vorträge auch bald im youtube-Kanal.