MARBURG. (hpd) Menschenrechtsverletzungen aufgrund unsachgemäßer Psychiatrischer Gutachen war das Thema einer öffentlichen Veranstaltung des HU-Arbeitskreises "Psychiatrie" am vergangenen Samstag im Käte-Dinnebier-Saal des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Der bundesweite Arbeitskreis der Humanistischen Union (HU) traf sich bereits zum dritten Mal in Marburg.
Im Mittelpunkt der Debatte standen diesmal forensische Gutachten. Obwohl sie eine immense Wirkung für die Begutachteten haben, werden sie häufig auf fragwürdige Weise erstellt und in problematischer Weise gewürdigt.
Die Psychologin und Buchautorin Eva Schwenk ("Fehldiagnose Rechtsstaat: Die ungezählten Psychiatrieopfer") aus Mainz betrachtete Psychiatrische Gutachten aus Sicht der Psychologie. Viele Gutachten werden ihrer Beobachtung zufolge den fachlichen Ansprüchen nicht gerecht, die die Zunft selbst an derartige Untersuchungen stellt.
Der Gießener Rechtsanwalt Tronje Döhmer befasste sich mit Gutachten in Strafverfahren. Auch in diesem Bereich entspricht die Praxis häufig nicht den Anforderungen an einen menschenrechtswürdigen Umgang mit Betroffenen.
In ihrer jeweiligen Disziplin haben beide Referenten erhebliche Mängel festgestellt, die sie dem Arbeitskreis vorstellten und erläuterten. In der anschließenden Diskussion wurde die Problematik mit Betroffenen diskutiert: Angesprochen wurden dabei Fragen zur Medikamentierung mit Neuroleptika und Medikamentenmissbrauch zur Ruhigstellung, Ignoranz gegenüber Diagnosen und sinnvoller Dosierung, plötzliches Absetzen von Medikamentierung und psychiatrische Zwangsbehandlungen. Langfristiges Ziel der Diskussion ist die Ausarbeitung von Forderungen zur Verbesserung der Praxis. Die Debatte über die beiden Vorträge wurde dabei zum Ausgangspunkt für weitere Überlegungen wie man das Problembewusstsein in der Öffentlichkeit verbessern kann.