Im Juni diskutierten in Berlin zwei Ärzte und ein Vertreter von "Sterbehilfe Deutschland" über Strafandrohungen bei der Suizidhilfe und noch verbleibende Hilfsmöglichkeiten. Der Deutschlandfunk präsentiert einen Podcast mit einigen Wortbeiträgen der Ärzte.
Die Gesprächsrunde zum Thema "Selbstbestimmt aus dem Leben gehen – Ärzte für Suizidhilfe" fand am 14. Juni im Salon-Format der Humanismus Stiftung Berlin statt. Auf dem Podium im überfüllten Saal saßen drei Diskutanten, die sich in der Einstellung "Pro Suizidhilfe" einig waren, allerdings mit sehr unterschiedlichem Erfahrungshintergrund. Die thematische Einführung, Vorstellung und Moderation übernahm die Autorin dieses Beitrags.
Der Arzt Dr. Christoph Turowski musste sich Anfang 2018 wegen Suizidhilfe bei einer Patientin vor dem Kriminalgericht Moabit in Berlin verantworten – fünf Jahre nach der ihm vorgeworfenen Tat. Der aufwändige Prozess mit zahlreichen Aussagen von Gutachtern und Zeug_innen hätte zwar mit einem eindeutigen Freispruch geendet. [...]
Der Vorwurf der Staatsanwalt gegen Dr. Turowski wegen Suizidhilfe durch Unterlassung hat nichts zu tun mit dem erst Ende 2015 (zwei Jahre nach seiner "Tat") eingeführten Straftatbestand Paragraph 217. Mit diesem hat vielmehr der Allgemeinmediziner Hartmut Klähn zu kämpfen, der einen gewissen Bekanntheitsgrad bezüglich einer besonderen, atypischen Methode des Freitods: Er klärt über das sogenannte Sterbefasten auf und hat bereits mehrfach ernsthaft Sterbewillige am Lebensende dabei ärztlich begleitet. Diese Suizidmöglichkeit steht natürlich weiter zur Verfügung und die Verbreitung der Kenntnis darüber ist sehr wichtig. Ärzte, die dabei zur Unterstützung bereit sind, könnten sich allerdings potentiell der Förderung der Selbsttötung nach Paragraph 217 strafbar machen, sofern es sich nicht um die selbstverständliche Weiterbetreuung eines ihrer Patienten handelt, der eben nicht mehr essen und trinken will und dies sorgfältig dokumentiert hat. [...]
Hören Sie hier den Podcast vom Deutschlandfunk mit Wortbeiträgen der beiden Ärzte im Humanistischen Salon Berlin.